Starke Nerven als Stütze der Konjunktur

Von Ernst Rommeney |
Die Bankenkrise scheint uns Deutsche nicht zu berühren. Sicher, morgen werden die Kleinaktionäre der privaten Mittelstandsbank IKB ihrem Ärger auf der Hauptversammlung in Düsseldorf Luft machen. Ihre Aktien sind nur noch ein Sechstel wert. Sie haben Erspartes verloren, weil die Bank – über hauseigene Fonds - in das verlustreiche Geschäft mit amerikanischen Immobilienkrediten verwickelt ist und nun selbst notleidend wurde.
Und natürlich befremdet es uns, dass der Bund und die staatliche Förderbank KfW als Hauptaktionär stützend eingreifen, so wie auch die Sparkassen gemeinsam mit den Bundesländern für die Irrtümer ihrer Landesbanken bluten. Gewiss, die Fehlspekulation an den internationalen Finanzmärkten wird früher oder später viel Geld kosten.

Wir hören auch, dass die Bankenkrise groß und andauernd ist und damit jederzeit gefährlich werden könnte. Diese Warnungen lösen ein ungutes Gefühl aus. Die Krise aber bleibt uns fern. Denn die Wirtschaft wächst unbeeindruckt weiter. Die Auftragsbücher sind voll.

Das Selbstbewusstsein ist schon beachtlich. Weder der starke Euro noch die hohen Energiepreise, geschweige denn die aufziehende Rezession in den USA können uns etwas anhaben. Und darum sorgt sich Jean-Claude Trichet, der Präsident der EZB, auch eher um die Preisstabilität als um die Konjunktur. Ihr zu Liebe also werden die europäischen Notenbanker so schnell die Zinsen nicht senken.

Und vielleicht zahlt sich dieses Selbstbewusstsein ja auch aus. Denn die Mühe vergangener Jahre wäre vergebens, wenn wieder das alte Spiel einsetzte, dass die deutsche, die europäische Konjunktur gleich wieder einbricht, nachdem sie sich mal eben erholt hat. Ihre Achillesferse bleibt der schwache Konsum. Er ist der Preis, allen Turbulenzen zum Trotz international wettbewerbsfähig sein, gleichermaßen in Europa, Amerika und Asien mithalten zu können.

Würde der Export nicht mehr so gut laufen, wäre uns wieder bewusst, dass die Binnenwirtschaft eins ums andere Jahr nicht zum Motor der Konjunktur werden will. Sie kann es wohl auch nicht, solange die öffentlichen Haushalte saniert werden müssen.

Die Risiken sind gering, wenn es kommt, wie erwartet, dass die USA allenfalls eine kurze Rezession durchlaufen. Niedrige amerikanische Zinsen und ein schwacher Dollar könnten dabei helfen, auch wenn sie den europäischen Unternehmen wehtun.

Die Risiken aber werden größer, wenn auch der zweite Handelspartner, nämlich Asien, zu wanken beginnt. Von Indien über China bis nach Australien leiden Einwohner und Betriebe unter der Inflation, unter hohen Lebensmittel- und Energiepreise. Das führt zu Protesten und lässt alte soziale Konflikte ausbrechen. Und diese werden stärker, sobald diese Länder ihre Währungen aufwerten - als Folge ihrer Exportstärke.

Den Asiaten und den Europäern ist also gemeinsam, dass sie auf einen erfolgreichen Außenhandel angewiesen sind, weil ihre Binnenwirtschaft nicht stark genug ist. Viel wird davon abhängen, ob die Gewinne der Vergangenheit, allen voran die Öldollars, in der Region wieder investiert werden, oder ob sie stattdessen als Liquidität über die Finanzmärkte der Welt geistern, um stets aufs neue gefährliche Blasen von Scheinvermögen zu bilden, gefährlich, weil sie beim Platzen nicht nur Geld vernichten, sondern auch die reale Wirtschaft, also die Lebensgrundlage von Menschen, gefährden. Darum ist es so wichtig, dass die Bankenkrise gelöst wird, bevor sie auch uns erreicht. Und solange wir noch selbstbewusst in die Zukunft schauen.