"Star Crash" mit David Hasselhoff bei SchleFaZ

Angriff der Klon-Filme

Star Crash - Sterne im Duell, (STAR CRASH) USA 1978, Regie: Lewis Coates, MARJOE GORTNER, JUDD HAMILTON + CAROLINE MUNROE UnitedArchives00006769 Star Crash Stars in Duel Star Crash USA 1978 Director Lewis Coates Marjoe Gortner Judd Hamilton + Caroline Munroe UnitedArchives00006769
"Star Wars" oder "Star Crash"? Marjoe Gortner in Luigi Cozzis italienischer Version des großen Science-Fiction-Klassikers. © imago stock&people
Von Thomas Groh · 15.09.2017
Oliver Kalkofe und Peter Rütten präsentieren auf Tele5 "die schlechtesten Filme aller Zeiten" - zu sehen ist dabei der geballte Irrsinn des Trashkinos. Wie zum Beispiel Lugi Cozzis "Star Crash" von 1978, eine liebevoll dreiste "Star Wars"-Kopie mit David Hasselhoff.
Der Weltraum, unendliche Farben - dies sind die Abenteuer… nein, nicht des Raumschiffs Enterprise, sondern der beiden draufgängerischen Weltraumschmuggler Stella Star (Carolin Munro) und Akton (Marjoe Gortner), die das Schicksal dazu auserkoren hat, die Galaxis vor dem bösen Graf Zarth Arn (Joe Spinell) zu retten. Der scheint seinem Ziel, ein eisernes Regiment im All zu errichten, mit einer neuen Superwaffe gefährlich nahe gekommen zu sein. Um diese Gefahr abzuwenden, muss zunächst ein entführter Prinz gerettet werden, bevor das Böse in einer alles entscheidenden Auseinandersetzung ein für allemal geschlagen werden kann.
Klingt alles verdächtig vertraut? Sollte es auch. Nach George Lucas' Kassenerfolg "Krieg der Sterne" war die italienische Filmindustrie, seit jeher auf eigenwilliges Plagiatskino spezialsiert, hellhörig geworden: Luigi Cozzi, von Haus aus Journalist und Übersetzer von Science-Fiction-Romanen, witterte die Chance auf einen Kassenknüller - zuvor hatte er bereits eine italienische Version von "Godzilla" erstellt.

Hommage oder dreiste Kopie?

Ein Jahr nach George Lucas’ erstem Ausflug in die "weit, weit entfernte Galaxie" legte Cozzi mit "Star Crash - Sterne im Duell" eine so liebevoll wie dreist plagiierte Italo-Version des Erfolgsstoffs vor. Sie bezieht ganz erheblichen Reiz daraus, dass sie den Fundus des Originals geradezu anarchisch plündert, dessen Motive und Themen aber so weit verfremdet, dass mit Post von Lucas’ Anwälten gerade nicht zu rechnen ist: Wo bei Lucas der Imperator böse ist, ist er bei Cozzi der Gute. Wo bei Lucas eine Prinzessin gerettet werden muss, ist es bei Cozzi ein Prinz - der dann noch gespielt wird von David Hasselhoff, lange vor dem "Knight Rider"-Durchbruch. Der US-Schauspieler wusste offenbar schon damals, für welche Sorte Kino sein Talent infrage kommt.
Jetzt feiert der Film seine Wiederentdeckung - auf Tele5 in der Fernsehreihe "SchleFaZ", mit der die TV-Komiker Oliver Kalkofe und Peter Rütten versprechen, nichts weniger als "die schlechtesten Filme aller Zeiten" zu präsentieren. Verstanden werden darunter vor allem Filme aus den 70ern und 80ern, die heute als Trash, Exploitation oder B-Movies bezeichnet werden. Filme also, die mit beschränkten Mitteln Unterhaltungskino schaffen und an den Kassen damit davon kommen wollten - eine Schatzkammer des Irrsinns und der Unglaublichkeiten, die dem heutigen, durchprofessionalisierten Kinobetrieb sehr fremd vorkommen muss. Für Entdeckungen ist sie bis heute gut.

Kunterbunte Weltall-Sause

Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten also? Sicher, mit seinen kostengünstigen Kulissen, abenteuerlichen Drehbuch-Purzelbäumen und den mäßigen schauspielerischen Fähigkeiten aller Beteiligten sowie seinen offensichtlich unter Zeitdruck entstandenen Spezialeffekten ist diese wunderbar kunterbunte Weltall-Sause aus dem Niedrigpreis-Segment kein Anwärter auf einen Platz im Pantheon der Filmkunst. Wer sich aber, mit dem Filmgelehrten Christian Keßler gesprochen, die Mühe macht, das Gold im Herzen Quasimodos zu entdecken, der stößt in "Star Crash" vor allem auf den unwiderstehlichen Charme eines hemmungslos naiv sein wollenden Trivialfilm-Kinos, das sich am Ende der düsteren 70er nochmal daran wagt, den Zauber des Matinee-Kinos der Jugendvorstelleungen zu beschwören: Sogar eine Hommage an die alten Monster-Animationsfilme von Meister Ray Harryhausen lässt sich in "Star Crash" finden:
Und nicht zuletzt war ja auch schon der originale "Krieg der Sterne" Zitat- und Plagiatkino. Die Geschichte nimmt großzügige Anleihen bei Akira Kurosawas "Die Verborgene Festung" von 1958, fernerhin orientiert sich Lucas an den Abenteuer- und Science-Fiction-Serials der 30er. Aus diesen Zutaten machte er einen wertigen New-Hollywood-Weltallwestern, der sich die ästhetischen Rückstände des Trivialkinos, aus dem er schöpft, selbst verbat. "Star Crash" ist, wenn man so will, die Rache für diesen Verrat am Kino-Eskapismus: Luigi Cozzi holt "Krieg der Sterne" vom Qualitätskino-Thron herunter und wieder auf den Boden der Trivialfilm-Tatsachen.

Ein zynisches Fernsehformat?

Für solche wunderlichen, oft subversiven Schönheiten fehlt einem Format wie "SchleFaZ" allerdings spürbar der Blick: Die lustig verkleideten Moderatoren ziehen die Filme hämisch durch den Kakao, auf Social Media werden die Zuschauer dazu angeregt, sich ähnlich zu betätigen. Der Qualitätsmaßstab, an dem die "schlechtesten Filme aller Zeiten" bemessen werden, ist durch die Hintertür dann doch wieder nur der häufig so langweilige Hollywood-Professionalismus. Das wirkt oft verkniffen und ziemlich freudlos - die Wiederentdeckung wird dadurch zweischneidig.
Einerseits schön, dass der gute alte reißerische Trivialfilm mit seinen naiven Geschichten und oft derben Übertreibungen wieder in Erinnerung gerufen wird. Immerhin bildete er einmal einen zentralen Bestandteil des Kinos, das sich ab den 60ern von der Konkurrenz des Fernsehens mit knalliger Ware absetzten musste. Andererseits schade, dass diese Wiederentdeckung offenbar nur über den Umweg der Häme und des Zynismus möglich scheint.

Star Crash: Sterne im Duell
Italien, 1978 - Regie: Luigi Cozzi
zu sehen am 15. September um 22:10 auf Tele5, danach eine Woche online.

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