Standortstreit um Bundesinstitut für Fotografie

Düsseldorf schlägt Cluster-Lösung vor

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Blick auf die Zeche Zollverein in Essen
Auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen soll das Fotoinstitut entstehen. © picture alliance / Rupert Oberhäuser
Moritz Wegwerth im Gespräch mit Britta Bürger · 13.03.2021
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Das Bundesinstitut für Fotografie soll in Essen entstehen. Zu diesem Schluss kommt eine Machbarkeitsstudie der Bundesregierung. Bisher ging man von Düsseldorf als Standort aus. Den Städtestreit könnte ein kooperatives Cluster-Modell beilegen.
Alles deutete darauf hin, dass das neue Bundesinstitut für Fotografie in Düsseldorf entstehen sollte. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte bereits 41,5 Millionen Euro zugesagt. Doch eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie empfiehlt nun Essen als Standort. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat das am Freitag im Deutschlandfunk untermauert:
"Ich selber entscheide mich jedenfalls sehr deutlich für ein Bundesinstitut für Fotografie in Essen. Anderes könnte ich gar nicht begründen. Aber es würde mich freuen, wenn die vielen guten Ideen, die in Essen und in Düsseldorf geboren und weiterverfolgt werden, zusammenfinden würden. Denn dieser Standortwettbewerb überlagert so ein bisschen die Fachdebatte. Und ich glaube, wir können das Fachwissen aus Düsseldorf in Essen auch sehr gut gebrauchen."

In Düsseldorf ist man noch kämpferisch

Essen statt Düsseldorf – diese Weichenstellung brüskiert Düsseldorfer Künstlerinnen und Künstler, die sich seit vielen Jahren für ein Fotoinstitut in ihrer Stadt starkmachen.
Neben Prominenten wie Andreas Gursky und Thomas Ruff, Cindy Sherman und auch Jeff Wall engagiert sich der Fotograf Moritz Wegwerth im Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts.
Er geht davon aus, "dass die Beschlüsse bestehen bleiben und dass man den Weg so weiter beschreitet, wie man ihn angefangen hat. Wir glauben immer noch, dass wir eine gute Konzeption haben. Wir glauben auch, dass wir einen sehr guten Standort haben, und sind jetzt gespannt auf die Gespräche, die kommen werden."

Kompetenzzentrum mit internationaler Strahlkraft

Für Düsseldorf habe man nämlich "ein an die Öffentlichkeit gerichtetes internationales Kompetenzzentrum, ein offenes Haus, das Fotografie auf verschiedenste Weise erfahrbar macht", konzipiert, sagt Wegwerth.
Gerade deswegen habe man sich für einen Standort mitten in Düsseldorf entschieden, denn: "Wir glauben, dass das genau der richtige Ort ist, den die Fotografie braucht, um gesehen zu werden und wirklich auch diese internationale Strahlkraft entwickeln zu können."
Blick auf die Folkwang Universität der Künste auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen.
Mehr Platz als in Düsseldorf? Auf diesem Areal vor der Folkwang Universität der Künste auf dem Gelände der Zeche Zollvereins soll das Institut gebaut werden.© picture alliance / Jochen Tack
Die neue Machbarkeitsstudie hebt aber gerade die Grundstücksfrage hervor. In Essen sei in Erweiterung des Grundstücks der Zeche Zollverein sehr viel mehr Platz, heißt es. Das von der Stadt Düsseldorf zugesagte, prominent gelegene Grundstück am Ehrenhof hingegen sei nicht groß genug.
Doch dazu merkt Wegwerth an, "die Düsseldorfer Konzeption wurde leider nicht in Grütters Machbarkeitsstudie eingebunden. Daher ist das Ergebnis für Essen wenig überraschend."

Cluster für Fotografie in NRW

Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe erklärte in der Zwischenzeit, er hoffe auf weitere Gespräche mit der Kulturstaatsministerin. Und der Oberbürgermeister Stephan Keller schlug eine Kooperation beider Städte vor – ein Cluster für Fotografie in Nordrhein-Westfalen.
Das hätte durchaus Potenzial, wie auch Wegwerth findet: Denn Düsseldorf verfüge über eine ausgeprägte Kunstlandschaft, beherberge bereits die Kunstakademie, hier gebe es zudem viele Ateliers, Produktionen und internationalen Austausch.
"Man kann also das, was am Standort schon besteht, weiter ausbauen, das war unsere Idee", sagt Wegwerth. Und in Essen gebe es viele große Kunstsammlungen in den Museen. "Deswegen könnte man sicherlich auch verschiedene Schwerpunkte ausbilden."
(ckr)
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