Staffelübergabe beim Goethe-Institut

Demokratie, Menschenrechte und kulturelle Vielfalt verteidigen

08:23 Minuten
Ein Porträt der neuen Präsidentin des Goethe-Instituts, Carola Lentz.
Übernimmt das Goethe-Institut in komplizierten Zeiten: Carola Lentz. © Goethe-Institut / Loredana La Rocca
Carola Lentz im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 13.11.2020
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Die Ethnologin Carola Lentz übernimmt die Leitung des Goethe-Instituts. Ein Gespräch über Corona-bedingte Finanzlücken, digitale Sprachprüfungen und die künftigen Aufgaben des Instituts in einer postkolonialen und multipolaren Welt.
Für Carola Lentz ist nun Staffelübergabe: Sie wird neue Präsidentin des Goethe-Instituts. Die Ethnologin folgt auf Klaus-Dieter Lehmann, der das Institut seit 2008 geführt hatte. Lentz ist die zweite Frau an der Goethe-Spitze nach Jutta Limbach.
Carola Lentz übernimmt das Institut in komplizierten Zeiten: Von Corona sei es nicht mehr, aber auch nicht weniger als andere Institutionen betroffen, sagt die Ethnologin und Afrikaforscherin.
Die Pandemie sorgt auch für Fehlbeträge im sogenannten Eigenmittelbereich, also dort, wo das Goethe-Institut selbst Geld verdient und nicht gefördert wird: Lentz spricht von derzeit neun Millionen Euro, die fehlen. "Wir sind in einer volatilen Situation", sagt sie. Das Institut stehe aber nicht vor der Pleite.

Sprachprüfungen funktionieren noch nicht digital

Als Beispiel für die derzeitigen Probleme nennt die neue Goethe-Chefin den Sprachbereich: Sprachkurse könne man digital anbieten, die Prüfungen aber noch nicht. Dafür müsse man unter anderem Täuschungssicherheit gewährleisten und Datenschutzbestimmungen befolgen, die in den verschiedenen Ländern auch noch unterschiedlich seien. "Ende 2021 werden wir da sehr viel weiter sein", betont sie.
Es bestehe Veränderungsbedarf, um die Goethe-Institute zukunftsfest zu machen, sagt Lentz. Seit 2017 werde dieses Ziel bereits mit zahlreichen Maßnahmen verfolgt. Die Dezentralisierung und die hohe Autonomie der Einzel-Institute, die ihr Vorgänger Klaus Dieter Lehmann als Konzept verfolgt hatte, will seine Nachfolgerin unbedingt beibehalten. Man könne so viel besser auf lokale Gegebenheiten reagieren, betont sie.
Als eigenen Schwerpunkt für die Zukunft nennt Lentz die Frage, wie sich Deutschland und die Kulturpolitik in einer postkolonialen und multipolaren Welt aufstellten: "Und welche Rolle Kultur hier spielen kann, um Demokratie, Toleranz, Menschenrechte und kulturelle Vielfalt zu verteidigen."
(ahe)
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