"Sprache ist der Schlüssel für Integration"
Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, hält die freiwillige Vereinbarung einer Berliner Realschule, auch in den Pausen nur deutsch zu sprechen, für beispielhaft. Dies bestärke die Schüler, die deutsche Sprache immer wieder zu übern. Gleichwohl lehnte sie Verbote von Fremdsprachen wie jüngst in den Niederlanden gefordert, ab.
Hanselmann: Wir sprechen mit der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Frau Maria Böhmer. Guten Tag.
Böhmer: Guten Tag.
Hanselmann: Frau Böhmer, wie wäre es denn mit Nachahmung? Wie wäre es denn bei uns in der Bundesrepublik mit einem generellen Fremdsprachenverbot in der Öffentlichkeit?
Böhmer: Also, über diesen Vorschlag aus Holland habe ich mich sehr gewundert. Wir sind in Deutschland ein freiheitliches, ein weltoffen denkendes Land. Und dabei wollen wir es belassen. Die Holländer werden das ausprobieren, was sie ausprobieren wollen. Bei uns gilt, jeder spricht, wie er mag.
Hanselmann: Warum möchte man dann aber in diesem freiheitlichen, unseren Lande das Fremdsprechen auf den Schulhöfen verbieten?
Böhmer: Hier sind wir mit einer völlig anderen Situation zugange. Es geht darum, dass Kinder, die bei uns leben, in die Schule gehen, die einen Migrationshintergrund haben, alle Chancen bekommen, dass sie die deutsche Sprache wirklich gut sprechen können. Und da genügt es einfach nicht, wenn man im Unterricht deutsch lernt. Es gehört dazu, dass man auch die deutsche Sprache immer wieder übt. Und von daher, Schule endet nicht mit der Pausenglocke, sondern es ist weit über den Unterricht hinaus, es geht um das Schulleben. Und ich halte diesen Vorschlag, der jetzt seit einiger Zeit in einer Berliner Schule praktiziert wird, für sehr bedenkenswert und beispielhaft, denn hier haben Schulleitung und Eltern und Schüler Einigkeit gefunden und wollen dieses tun.
Hanselmann: Wenn Sie sagen, das Leben der Schüler geht weit über die Schule hinaus, das heißt also auch nach der Schule, warum dann nicht ein Verbot des Fremdsprachensprechens auch nach der Schule?
Böhmer: Also, wir bewegen uns ja erst einmal im schulischen Rahmen. Das ist der Ort des Lernens. Dort geht es darum, dass man die deutsche Sprache nicht nur im Unterricht über Grammatik, über Wortschatz erlernt, sondern dass man sie auch praktiziert. Und deshalb auch der Vorschlag in der Schule, dieses in allen Facetten des Schullebens zu praktizieren. Alles andere, glaube ich, wenn man in der Familie ist, wenn man im Freundeskreis ist, dann kann man für Verständnis werben und sagen, wie wichtig die deutsche Sprache ist. Und das tue ich gerne, auch bei Eltern, um ihnen deutlich zu machen, sie stehen auch hier in der Verantwortung. Aber niemand will hier etwas verordnen. Wir wollen anregen und wir wollen deutlich machen, Sprache ist der Schlüssel für Integration. Und für Kinder und Jugendliche muss diese Chance genutzt werden können.
Hanselmann: Gut, dann lassen Sie uns noch ein wenig bei den Schulen bleiben. An welchen Schulen soll denn das Verbot herrschen und an welchen nicht? Würden Sie da differenzieren?
Böhmer: Also ich glaube, hier müssen wir einmal deutlich unterscheiden zwischen dem, was in Berlin geschieht und dem, was Sie jetzt ansprechen. In Berlin gibt es eine Vereinbarung, dass man sagt, man will auch in den Pausen deutsch sprechen. Das ist eine Vereinbarung, die gemeinsam getroffen worden ist zwischen der Schulleitung, zwischen den Eltern und den Schülern. Insofern glaube ich, dass das Wortverbot auch nicht das Treffende ist, sondern man beschreitet hier gemeinsam einen Weg.
Und das ist etwas, was ich glaube, sollte jede Schule für sich überlegen und bedenken, je nach Situation mit den Schülern. Es ist ein gutes Beispiel, was hier gegeben wird. Und ich halte eine Menge davon, dass jede Schule ihre Situation überdenkt, dass man dann auch fragt, wie ist es bestellt um das Sprachvermögen der Kinder, der Jugendlichen, der Schüler insgesamt, wie sind die Vorstellungen der Eltern. Und dass man dafür wirbt, dass man deutlich macht, das Ziel, die deutsche Sprache wirklich gut zu beherrschen ist ein wichtiges. Und hier sollten alle an einem Strang ziehen.
Hanselmann: Der Direktor einer Berliner Schule sagt, ich kann das ja gar nicht durchsetzen. Ich kann ja nicht neben jedes Grüppchen von Schülern einen Lehrer stellen, der darauf achtet, dass die auch wirklich deutsch sprechen.
Böhmer: Ja, das zeigt doch genau, dass die Diskussion, die wir momentan führen, immer nur Verbotsschilder vor sich sieht. Der Lehrer und der Schulleiter und die Lehrerinnen sehen doch genau vor sich die Situation. Sie müssen die Schülerinnen und Schüler motivieren, die deutsche Sprache wirklich zu sprechen. Und dafür ist immer noch ein Anreiz zu geben besser, als mit dem Verbotsschild daneben zu stehen. Und ich will selbst einmal in eine dieser Berliner Schulen gehen, um von den Erfahrungen dort zu hören. Auch mit den Schülerinnen und Schülern möchte ich sprechen, denn ihre Erfahrungen sind doch die entscheidenden.
Es ist inzwischen weitergegeben worden von der Schule, dass sich die Leistungen dort verbessert haben, dass viele Schülerinnen und Schüler Interesse haben, an diese Schule zu kommen. Das finde ich sehr reizvoll. Und deshalb sollten wir uns diesen Vorschlag, diese Erfahrung sehr genau ansehen. Und dann muss jede Schule entscheiden, ist das für sie praktikabel. Wir sind hier in einem Feld, wo es darum geht, nach dem Motto Best Practise voneinander zu lernen und nicht gleich über Verbotsschilder nachzudenken.
Hanselmann: Frau Böhmer, haben Sie eben Best Practise gesagt?
Böhmer: Ja.
Hanselmann: Das müssen Sie aber übersetzen.
Böhmer: Ja, das sage ich doch, die besten Vorschläge - Sie haben völlig Recht. Und hier haben wir ja auch oft eine Diskussion, wie ist unsere Sprache durchdrungen durch andere Begriffe, durch andere Wörter, und sich hier auszutauschen. Und das zeigt auch, keines dieser Kinder, das vielleicht als Muttersprache in der Familie arabisch spricht oder türkisch, wird seine eigene Sprache abgeben, sondern es wird reicher damit. Es wird die deutsche Sprache beherrschen können, und es kann die Sprache, die in der Familie gesprochen wird. Und von daher glaube ich, das lohnt alle Anstrengungen, hier voranzukommen.
Hanselmann: Viele Schüler finden die Sache gut, wollen gerne nur deutsch sprechen auf dem Schulhof. Aber viele können es noch gar nicht richtig. Wir stellen uns mal vor, Schüler, die miserabel deutsch sprechen, stehen mit anderen Schülern zusammen, die ebenfall miserabel deutsch sprechen, und müssen sich dann in ihrem miserablen Deutsch unterhalten. Was sollen die davon haben?
Böhmer: Na, ich glaube, damit wird doch allen deutlich, wie wichtig es ist, im Unterricht wirklich präsent zu sein, zu lernen, die eigene Sprachfähigkeit zu verbessern, um besser dann miteinander in Deutsch kommunizieren zu können. Und das schafft Motivation, das schafft Anreize. Und wenn sie dann sehen, die Anstrengung lohnt sich, und sie können nach einiger Zeit besser miteinander sprechen, dann wissen sie genau, warum sie lernen. Und das ist doch das Eigentliche, was wir auch Schülerinnen und Schülern vermitteln wollen.
Hanselmann: Das Problem ist natürlich am dringlichsten bei Schulen mit einem hohen Migrantenanteil. Das liegt ja auf der Hand. Warum wird nicht grundsätzlich mehr dafür getan, dass sich das ändert? Warum werden Migrantenschülerinnen und -schüler nicht besser auf die Schulen verteilt?
Böhmer: Ich kenne auch solche Überlegungen und dass es schon praktiziert worden ist. Dann gibt es das Gegenargument, dass man die Kinder aus ihrem Umfeld herausreißt, dort, wo sie dann auch ihren Freundeskreis haben. Alles hat zwei Seiten. Ich glaube, damit löst man die Probleme nicht so sehr, sondern es ist besser, in den jeweiligen Schulen anzusetzen, um dort vor Ort über Sprachförderung, über Bildungsmaßnahmen, über dann auch noch einmal gezielte Unterstützung der Lehrkräfte dafür zu sorgen, dass in den Schulen auch mit einem hohen Ausländeranteil die Kinder wirklich die vollen Fördermöglichkeiten erfahren können.
Böhmer: Guten Tag.
Hanselmann: Frau Böhmer, wie wäre es denn mit Nachahmung? Wie wäre es denn bei uns in der Bundesrepublik mit einem generellen Fremdsprachenverbot in der Öffentlichkeit?
Böhmer: Also, über diesen Vorschlag aus Holland habe ich mich sehr gewundert. Wir sind in Deutschland ein freiheitliches, ein weltoffen denkendes Land. Und dabei wollen wir es belassen. Die Holländer werden das ausprobieren, was sie ausprobieren wollen. Bei uns gilt, jeder spricht, wie er mag.
Hanselmann: Warum möchte man dann aber in diesem freiheitlichen, unseren Lande das Fremdsprechen auf den Schulhöfen verbieten?
Böhmer: Hier sind wir mit einer völlig anderen Situation zugange. Es geht darum, dass Kinder, die bei uns leben, in die Schule gehen, die einen Migrationshintergrund haben, alle Chancen bekommen, dass sie die deutsche Sprache wirklich gut sprechen können. Und da genügt es einfach nicht, wenn man im Unterricht deutsch lernt. Es gehört dazu, dass man auch die deutsche Sprache immer wieder übt. Und von daher, Schule endet nicht mit der Pausenglocke, sondern es ist weit über den Unterricht hinaus, es geht um das Schulleben. Und ich halte diesen Vorschlag, der jetzt seit einiger Zeit in einer Berliner Schule praktiziert wird, für sehr bedenkenswert und beispielhaft, denn hier haben Schulleitung und Eltern und Schüler Einigkeit gefunden und wollen dieses tun.
Hanselmann: Wenn Sie sagen, das Leben der Schüler geht weit über die Schule hinaus, das heißt also auch nach der Schule, warum dann nicht ein Verbot des Fremdsprachensprechens auch nach der Schule?
Böhmer: Also, wir bewegen uns ja erst einmal im schulischen Rahmen. Das ist der Ort des Lernens. Dort geht es darum, dass man die deutsche Sprache nicht nur im Unterricht über Grammatik, über Wortschatz erlernt, sondern dass man sie auch praktiziert. Und deshalb auch der Vorschlag in der Schule, dieses in allen Facetten des Schullebens zu praktizieren. Alles andere, glaube ich, wenn man in der Familie ist, wenn man im Freundeskreis ist, dann kann man für Verständnis werben und sagen, wie wichtig die deutsche Sprache ist. Und das tue ich gerne, auch bei Eltern, um ihnen deutlich zu machen, sie stehen auch hier in der Verantwortung. Aber niemand will hier etwas verordnen. Wir wollen anregen und wir wollen deutlich machen, Sprache ist der Schlüssel für Integration. Und für Kinder und Jugendliche muss diese Chance genutzt werden können.
Hanselmann: Gut, dann lassen Sie uns noch ein wenig bei den Schulen bleiben. An welchen Schulen soll denn das Verbot herrschen und an welchen nicht? Würden Sie da differenzieren?
Böhmer: Also ich glaube, hier müssen wir einmal deutlich unterscheiden zwischen dem, was in Berlin geschieht und dem, was Sie jetzt ansprechen. In Berlin gibt es eine Vereinbarung, dass man sagt, man will auch in den Pausen deutsch sprechen. Das ist eine Vereinbarung, die gemeinsam getroffen worden ist zwischen der Schulleitung, zwischen den Eltern und den Schülern. Insofern glaube ich, dass das Wortverbot auch nicht das Treffende ist, sondern man beschreitet hier gemeinsam einen Weg.
Und das ist etwas, was ich glaube, sollte jede Schule für sich überlegen und bedenken, je nach Situation mit den Schülern. Es ist ein gutes Beispiel, was hier gegeben wird. Und ich halte eine Menge davon, dass jede Schule ihre Situation überdenkt, dass man dann auch fragt, wie ist es bestellt um das Sprachvermögen der Kinder, der Jugendlichen, der Schüler insgesamt, wie sind die Vorstellungen der Eltern. Und dass man dafür wirbt, dass man deutlich macht, das Ziel, die deutsche Sprache wirklich gut zu beherrschen ist ein wichtiges. Und hier sollten alle an einem Strang ziehen.
Hanselmann: Der Direktor einer Berliner Schule sagt, ich kann das ja gar nicht durchsetzen. Ich kann ja nicht neben jedes Grüppchen von Schülern einen Lehrer stellen, der darauf achtet, dass die auch wirklich deutsch sprechen.
Böhmer: Ja, das zeigt doch genau, dass die Diskussion, die wir momentan führen, immer nur Verbotsschilder vor sich sieht. Der Lehrer und der Schulleiter und die Lehrerinnen sehen doch genau vor sich die Situation. Sie müssen die Schülerinnen und Schüler motivieren, die deutsche Sprache wirklich zu sprechen. Und dafür ist immer noch ein Anreiz zu geben besser, als mit dem Verbotsschild daneben zu stehen. Und ich will selbst einmal in eine dieser Berliner Schulen gehen, um von den Erfahrungen dort zu hören. Auch mit den Schülerinnen und Schülern möchte ich sprechen, denn ihre Erfahrungen sind doch die entscheidenden.
Es ist inzwischen weitergegeben worden von der Schule, dass sich die Leistungen dort verbessert haben, dass viele Schülerinnen und Schüler Interesse haben, an diese Schule zu kommen. Das finde ich sehr reizvoll. Und deshalb sollten wir uns diesen Vorschlag, diese Erfahrung sehr genau ansehen. Und dann muss jede Schule entscheiden, ist das für sie praktikabel. Wir sind hier in einem Feld, wo es darum geht, nach dem Motto Best Practise voneinander zu lernen und nicht gleich über Verbotsschilder nachzudenken.
Hanselmann: Frau Böhmer, haben Sie eben Best Practise gesagt?
Böhmer: Ja.
Hanselmann: Das müssen Sie aber übersetzen.
Böhmer: Ja, das sage ich doch, die besten Vorschläge - Sie haben völlig Recht. Und hier haben wir ja auch oft eine Diskussion, wie ist unsere Sprache durchdrungen durch andere Begriffe, durch andere Wörter, und sich hier auszutauschen. Und das zeigt auch, keines dieser Kinder, das vielleicht als Muttersprache in der Familie arabisch spricht oder türkisch, wird seine eigene Sprache abgeben, sondern es wird reicher damit. Es wird die deutsche Sprache beherrschen können, und es kann die Sprache, die in der Familie gesprochen wird. Und von daher glaube ich, das lohnt alle Anstrengungen, hier voranzukommen.
Hanselmann: Viele Schüler finden die Sache gut, wollen gerne nur deutsch sprechen auf dem Schulhof. Aber viele können es noch gar nicht richtig. Wir stellen uns mal vor, Schüler, die miserabel deutsch sprechen, stehen mit anderen Schülern zusammen, die ebenfall miserabel deutsch sprechen, und müssen sich dann in ihrem miserablen Deutsch unterhalten. Was sollen die davon haben?
Böhmer: Na, ich glaube, damit wird doch allen deutlich, wie wichtig es ist, im Unterricht wirklich präsent zu sein, zu lernen, die eigene Sprachfähigkeit zu verbessern, um besser dann miteinander in Deutsch kommunizieren zu können. Und das schafft Motivation, das schafft Anreize. Und wenn sie dann sehen, die Anstrengung lohnt sich, und sie können nach einiger Zeit besser miteinander sprechen, dann wissen sie genau, warum sie lernen. Und das ist doch das Eigentliche, was wir auch Schülerinnen und Schülern vermitteln wollen.
Hanselmann: Das Problem ist natürlich am dringlichsten bei Schulen mit einem hohen Migrantenanteil. Das liegt ja auf der Hand. Warum wird nicht grundsätzlich mehr dafür getan, dass sich das ändert? Warum werden Migrantenschülerinnen und -schüler nicht besser auf die Schulen verteilt?
Böhmer: Ich kenne auch solche Überlegungen und dass es schon praktiziert worden ist. Dann gibt es das Gegenargument, dass man die Kinder aus ihrem Umfeld herausreißt, dort, wo sie dann auch ihren Freundeskreis haben. Alles hat zwei Seiten. Ich glaube, damit löst man die Probleme nicht so sehr, sondern es ist besser, in den jeweiligen Schulen anzusetzen, um dort vor Ort über Sprachförderung, über Bildungsmaßnahmen, über dann auch noch einmal gezielte Unterstützung der Lehrkräfte dafür zu sorgen, dass in den Schulen auch mit einem hohen Ausländeranteil die Kinder wirklich die vollen Fördermöglichkeiten erfahren können.