Sportstars in der Grundschule

Von Anja Nehls |
Die Trainer des Fußball-Erstligisten Hertha BSC, der Alba-Basketballspieler und der Handballer der Reinickendorfer Füchse setzen die Kinder der Hauptstadt in Bewegung. Sie assistieren im Schul-Sportunterricht. Denn immer mehr Kinder leiden unter Bewegungsmangel.
Endlich Sportunterricht. Den fast 30 Erst- und Zweitklässlern aus dem Prenzlauer Berg in Berlin kann es gar nicht schnell genug gehen, denn heute heißt einer ihrer Sportlehrer Markus Kodi:

"Wir finden ihn toll, dass er so nett ist und so toll mit uns Sport macht, weil er so gute Ideen hat und tolle Spiele."

Und weil er schon zu Beginn der Stunde einen großen Korb mit roten Basketbällen an die Hallentür gestellt hat. Noch bevor es mit dem Unterricht in der alten Plattenbauturnhalle der Grundschule am Planetarium so richtig losgeht, wird gedribbelt, gekickt, geworfen und gefangen. Markus Kodi ist kein Lehrer, sondern Diplom Sportwissenschaftler - und eigentlich Trainer beim Basketballverein Alba Berlin - schwerpunktmäßig um Basketball geht es aber hier in der Schule nicht:

"In der ersten, zweiten Klasse halten wir uns noch ein bisschen mehr raus, da geht's um eine breite Bewegungserfahrung, dort vielfältige Grundformen wie laufen, springen, hangeln und vielfältige Grundformen mit Bällen zu trainieren."

Deshalb soll heute der Stütz und das Schwingen am Reck geübt werden. Markus Kodi -jung, dunkelhaarig, attraktiv, studierter Sportwissenschaftler - ist bei den Kindern in der Grundschule am Planetarium mehrmals pro Woche.

"Guten Morgen Herr Kodi!"

Kodi unterstützt in der Kooperation "Alba macht Schule" die Sportlehrer der Grundschule. Weil das seit Jahren so gut klappt, hat Alba nun die Aktion "Profivereine machen Schule" ins leben gerufen. Daran beteiligen sich auch Hertha BSC, der Berliner Fußball Zweitligist Union, der Eishockeyclub Eisbären oder der Handballverein Reinickendorfer Füchse. In 20 Schulen werden Vereinstrainer ab dem kommenden Schuljahr aktiv sein. Für die Schulen ist das kostenfrei. Die Hauptkosten tragen die Vereine. Mit 300.000 Euro bezuschusst der Berliner Senat das Projekt. Bedingung: Es darf nicht um Nachwuchswerbung für den Profisport gehen, sondern um sportliche Grundlagen. Weil aber Kodi mit blauem Alba Trainingsanzug und Albatrossmaskottchen auch ein bisschen Idol ist, sind die Basketbälle für die Kinder besonders attraktiv: Für die älteren Kinder gibt es eine Basketball AG und worauf es beim Basketballspielen ankommt, wissen auch schon Karina und Quentin aus der zweiten Klasse:

"Dass man dribbelt und gut werfen kann, damit man in den Korb werfen kann, wir dribbeln zum Korb und versuchen ihn reinzuwerfen, und das heißt Basketball."

Markus Kodi beobachtet die Kinder genau. Denn wenn jemand wirklich Talent und Spaß an der Sache hat, umso besser. Die Schüler erhalten vergünstigte Tickets für die Alba Spiele und der Albatross, das Maskottchen des Vereins, macht den Verein bei den Kindern zusätzlich bekannt und beliebt:

"Natürlich, wir haben regelmäßig Kinder, die aus den Schulen auch zu uns in den Verein kommen und Basketball spielen und da sind natürlich auch erfolgreiche Kinder dabei. Aber wir freuen uns über jeden, der erst mal allgemein Sport macht und die müssen auch nicht alle Basketballer und die werden aus dieser Klasse auch nicht alle Basketballer werden, es ist genauso schön, wenn da ein guter Fußballer dabei ist oder sonst irgendwas."

Deshalb ist die Sache mit den Basketbällen in der Turnhalle nach wenigen Minuten vorbei. Karin Heinze, die eigentliche Sportlehrerin der Klasse und seit 15 Jahren an der Schule, übernimmt das Aufwärmtraining. Die Kinder rennen und hüpfen, die ersten Gesichter färben sich rot.

Trainer und Lehrerin ergänzen sich gut. Dass sich die Lehrer in ihrer Souveränität beschnitten fühlen könnten, war ein wichtiger Punkt für die Kritiker der Kooperation. Lehrerin Karin Heinze kann das nicht nachvollziehen. Sie schätzt an ihrem neuen Compagnon vor allen dessen moderne Ansätze:

"Vor allem jetzt so Übungen mit dem Ball, er hat auch gute Spielideen, da tauschen wir uns auch immer aus, jeder weiß was anderes, klappt eigentlich sehr gut, also wir sind froh, dass wir ihn haben."

Am Reck geht es Markus Kodi inzwischen um das wichtigste Lernziel der Stunde, den Stütz am Reck. Karina soll die Übung vormachen. Als Sportwissenschaftler kennt er sich nicht nur mit Basketball aus:

"Also einmal hoch in den Stütz, richtig strecken, vorne Brust raus, Füße zusammen, sehr schön jetzt einmal Schwung holen, und wegschwingen…"

Die Kinder hören genau zu und sind auffällig diszipliniert. Diese Erfahrungen machen Vereinstrainer in anderen Schulen auch. Die Reinickendorfer Füchse, Erstliga-Handballer, kooperieren bereits mit einer Grundschule in Berlin-Pankow. Die Schulleiterin erhofft sich von der Zusammenarbeit nicht nur einen Gewinn für den Sportunterricht:

"Was bei Ballsportarten auch nochmal speziell ist, ist sicher dieser Teamgedanke. Das merken wir bei Schülern, die in Vereinen aktiv sind mit solchen Sportarten, die können diese Fähigkeiten auch in anderen Bereichen übertragen, bei Gruppenarbeiten, im Unterricht, das ist einfach was, wo sie was fürs Leben lernen."

Und das für die Eltern ganz bequem in der Schule. Weil viele Schulen in Berlin auf Ganztagsbetrieb umgestiegen sind, ist für ein Training im Verein nach der Schule in den meisten Familien keine Zeit mehr. Kinderärzte beklagen, dass die Kinder immer unsportlicher werden. Andreas Westram von den Reinickendorfer Füchsen will dagegen etwas tun:

"Jedes Kind, das wir von der Straße holen und das im Verein aktiv ist oder auch sich sportlich betätigt, da haben wir einen Riesenschritt getan und das ist eigentlich unser Hauptziel."

Und auch für die meisten Erst - und Zweitklässler steht der Spaß mit dem Ball im Vordergrund.