Sportliche Geschichten

Vorgestellt von Hannelore Heider |
In "Die Geschwister Savage" geht es um eine kaputte Familie im Ausnahmezustand. "Football under cover" dreht sich um das erste Spiel einer deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft gegen das iranische Team. "Lauf um dein Leben" ist eine Ironman-Geschichte.
"Die Geschwister Savage"
USA 2007. Regie: Tamara Jenkins. Darsteller: Laura Linney, Philip Seymour Hoffman, Philip Bosco. FSK: ab 12 Jahre. Länge: 114 Minuten

Oscarnominierungen gab es für diesen so realistischen wie humorvollen Familienfilm, der eine kaputte Familie im Ausnahmezustand porträtiert. Die Geschwister Wendy (Laura Linney) und Jon Savage (Philip Seymour Hoffman) müssen sich plötzlich um ihren demenzkranken Vater kümmern, obwohl sie beiden kaum noch Kontakt zueinander, geschweige denn zu ihrem Vater hatten, der ihnen eine grässliche Kindheit beschwere. Ohne Scheu vor makaberen Details, mit großer Feinfühligkeit für widerstreitende Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit und Mitleid, wird unspektakulär, humorvoll und mit großartige Schauspielern eine Leidensgeschichte erzählt, die am Ende zumindest zu einer Annäherung der Geschwister führt.

"Football under cover"
Deutschland 2007, Regie: Ayat Najafi, David Assmann, Deutschland 2007, 85 Minuten, ohne Altersbeschränkung

Die Dokumentation über das Zustandekommen des ersten Spiels einer deutschen Frauenmannschaft gegen das iranische Frauen-Nationalteam ist ein spannender Bericht geworden, der viel über politische Widrigkeiten, mehr noch aber über die Leidenschaft von zumeist sehr jungen Frauen aus beiden Ländern erzählt, die nicht gewillt waren, vor schier unüberwindlichen Hindernissen zu kapitulieren.

Angeschoben wurde das Projekt von Marlene Assmann, Linksverteidigerin beim BSV AL-Dersimpor in Berlin-Kreuzberg, einen Multikulti-Mädchen-Mannschaft. Als sie von ihren iranischen Fußballkolleginnen hörten, die immer nur trainieren, aber nicht spielen dürfen, weil die Regierung keine ausländischen Gegnerinnen ins Land lässt, war die Leidenschaft geweckt. Fragen schadet nichts, unter dem Motto versuchte Marlene und ihre Mitspielerinnen ein Spiel zu organisieren, an dessen zustande kommen im April 2006 dann viele andere Helfer beteiligt waren.

Aber Marlene studierte auch Filmmontage an der Filmhochschule Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg und so war auch das zweite Projekt, der Film geboren. Zusammen mit ihrem Bruder David und dem jungen iranischen Regisseur Ayat Najafi, den sie auf dem Berlinale-Talent-Campus kennen lernte und der im Iran auch als Vermittler fungierte, gelang mit der Dokumentation auch ein intimer Einblick in das Leben moderner jungen Frauen im Iran. So werden Narmila Und Niloofar näher porträtiert. Die eine hat die Liebe zum Fußball von ihrer Mutter "geerbt", die vor der islamischen Revolution selbst Nationalspielerin war, die andere spielt Fußball auf der Playstation oder verkleidet sich als Junge, weil ihr das Kicken draußen nicht mehr erlaubt ist.


"Lauf um dein Leben"
Deutschland 2008.
Regie: Adnan G. Köse; Darsteller: Max Riemelt, Uwe Ochsenknecht, Axel Stein, Jasmin Schwiers, Robert Gwisdek, Ismail Deniz. Länge: 102 Minuten

Die wahre Lebensgeschichte des Andreas Niedrig, der Mitte der Neunzigerjahre als völliger Outsider Top-Platzierungen im härtesten Sport-Wettkampf der Welt, dem "Ironman", erzielte, ist so dramatisch wie ein fiktives Drehbuch. Im Ruhrgebiet der Achtzigerjahre in einer feierfreudigen sympathischen Jungsclique groß geworden, war Drogenkonsum nicht mal ein Kavaliersdelikt, sondern purer Ausfluss von Lebensfreude. Erst als zwei seiner Freunde daran zugrunde gingen und auch Andreas Ehe scheiterte, vollzog er eine abrupte Kehrtwende und stieg nicht einfach aus – er betäubte die Gier mit noch härterem Training bei einem alten Leistungssportler (Uwe Ochsenknecht). Die Story wird in Rückblenden aus Andreas Sicht und mit seinem Kommentar erzählt.

Der Text ist authentisch (aus dem autobiografischen Lebensbericht "Vom Junkie zum Ironman"), wirkt im Film aber sehr ungelenkt, weil er ja von einem Schauspieler (Max Riemelt) gesprochen wird. Durchweg realistisch inszeniert und mit großartigen Jungschauspielern besetzt sind die Szenen aus der Jugendzeit das überzeugendste an diesem Film.