Sportlich, sportlich: Kraft für Olympia
Die Olympischen Spiele in China. Viele Sportler werden nicht zögern, ihre Siege dem steten Training und einer bewussten Ernährung zu zuschreiben - mit Salat, Körnern und Magerquark. Und zum Thema Doping werden die meisten wieder schweigen wie ein Grab.
Was haben eigentlich die antiken Olympioniken vor dem Wettkampf gespeist? Damals waren vor allem Faust- und Ringkämpfe beliebt. Der wohl berühmteste Fighter war Milon von Kroton, der im 6. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Er war von Natur aus ein Hüne mit gewaltigem Kampfgewicht. Von ihm ist folgender Speiseplan überliefert: Täglich 8 bis 9 Kilo Fleisch, die gleiche Menge Brot und an die 10 Liter Wein. Mag sein, dass diese Mengen damals noch nicht alle Mitbewerber runterkriegten. Doch knapp 200 Jahre später berichtet Aristoteles von einer Anankophagie, einer "Zwangsernährung", der sich alle Ringer unterziehen müssten. Hauptnahrungsmittel war Fleisch, als Beilage gab‘s Weißbrot, damit die Kerle zu Kräften kamen.
Und da gab es keinen Widerspruch – z. B. aus der Medizin? Doch, der berühmteste Arzt der römischen Kaiserzeit, Galenus (131-201 n. Chr.) protestierte heftig dagegen, speziell gegen den fleißigen Genuss von Ziegenfleisch. Aus Sicht des Arztes ruinierte es, da es als fettarm galt, die Gesundheit der Athleten. Wahrscheinlich stand bei dieser Warnung etwas ganz anderes im Vordergrund: Die Sportsfreunde werden wohl kaum das zähe Fleisch alter Ziegen, sondern vermutlich die äußerst schmackhaften jungen Zicklein auf den Grill gelegt haben. Letzteres war aber durch ein römisches Anti-Luxus-Gesetz, die Lex Licinia, dem Volke ausdrücklich verboten worden – allerdings ohne große Wirkung, wie dass Ernährungsvorschriften so mit sich bringen.
Und wie sieht heute eine vernünftige Sportlerernährung aus? Ein namhafter Trainer des Kraft-sports, der an 60 Europa- und Weltmeister zum Titel geführt hat, schrieb mir dazu vor wenigen Tagen: "Erfolgreich war, die normale, über Jahre gewohnte Kost nicht zu ändern. Unter normaler Kost verstehe ich alles, was einem schmeckt und das man nach Verlangen zu sich nimmt: Fleisch, Fette, Kohlehydrate wie in Kartoffeln und Reis, Obst, Gemüse... Besonders gilt das für Hochleistungssportler bei denen Fehler oder Ratschläge vom Ernährungsguru recht schnell sichtbar oder negativ messbar werden." Sein Fazit: Finger weg von Ernährungstipps! Denn der Sportler muss sich wohlfühlen. Die Idee, seinen Körper mit Nahrung designen zu wollen, ist ein religiöses Missverständnis.
Dann bleibt uns ja nur noch das Doping. Spielte das in der Antike bereits eine Rolle? Gewiss. Beispielsweise griffen die Altvorderen zum Mumienpulver, wir hatten das ja schon mal besprochen. Oder sie aßen fleißig Schafs- und Stierhoden. Wirksam ist keins von beiden. Zu allen Zeiten suchten die Menschen nach Mitteln, die sie siegreich und unverwundbar machen sollten, egal ob Einhornpulver, Amulette oder Vitaminpillen. Je abstruser, desto größer der Glaube. Typisches Beispiel ist das Strychnin, das berüchtigte Rattengift. Das war lange Bestandteil vieler Stärkungsmittel. 1916 lesen wir in der Fachpresse: "Strychnin wird viel zu oft verwendet. Heutzutage gibt man es gegen alles und bei fast jeder Krankheit." So was Gesundes durfte natürlich bei Olympia nicht fehlen.
Es wird sich doch kein vollsinniger Mensch mit Strychnin dopen? Doch. Nehmen sie den Marathonlauf der Olympischen Spiele 1904 in St. Louis in den USA. Der spätere Sieger Thomas Hicks erhielt während des Wettbewerbs von seinem Betreuer Charles Lucas statt Wasser aus der Feldflasche Brandy, der mit Strychnin angereichert war. Die letzten Meter bewältigte der Vergiftete nur noch mit Unterstützung zweier Helfer, die ihn über die Ziellinie schleiften.
Das sollte doch eine deutliche Warnung gewesen sein? Aus Sicht des Sportarztes, der den Strychninbrandy ersonnen hatte, traf genau das Gegenteil zu. Er war überzeugt, mit seinem Energydrink gezeigt zu haben, dass Dopingmittel "während des Rennens von außerordentlichem Nutzen sind". So kommt es, dass Strychnin bis zum heutigen Tage auf der Liste der verbotenen Substanzen steht. Offenbar aus gutem Grund, wie einschlägige Internetforen von Sportlern belegen. Wie es scheint, mangelt es nicht an Einnahmewilligen, um mit ein bisschen Rattengift fitter, gesünder oder sonst wie besser drauf zu sein – egal wie sinnlos oder giftig das Zeug sein mag. Motto: No dope, no hope!
Und da gab es keinen Widerspruch – z. B. aus der Medizin? Doch, der berühmteste Arzt der römischen Kaiserzeit, Galenus (131-201 n. Chr.) protestierte heftig dagegen, speziell gegen den fleißigen Genuss von Ziegenfleisch. Aus Sicht des Arztes ruinierte es, da es als fettarm galt, die Gesundheit der Athleten. Wahrscheinlich stand bei dieser Warnung etwas ganz anderes im Vordergrund: Die Sportsfreunde werden wohl kaum das zähe Fleisch alter Ziegen, sondern vermutlich die äußerst schmackhaften jungen Zicklein auf den Grill gelegt haben. Letzteres war aber durch ein römisches Anti-Luxus-Gesetz, die Lex Licinia, dem Volke ausdrücklich verboten worden – allerdings ohne große Wirkung, wie dass Ernährungsvorschriften so mit sich bringen.
Und wie sieht heute eine vernünftige Sportlerernährung aus? Ein namhafter Trainer des Kraft-sports, der an 60 Europa- und Weltmeister zum Titel geführt hat, schrieb mir dazu vor wenigen Tagen: "Erfolgreich war, die normale, über Jahre gewohnte Kost nicht zu ändern. Unter normaler Kost verstehe ich alles, was einem schmeckt und das man nach Verlangen zu sich nimmt: Fleisch, Fette, Kohlehydrate wie in Kartoffeln und Reis, Obst, Gemüse... Besonders gilt das für Hochleistungssportler bei denen Fehler oder Ratschläge vom Ernährungsguru recht schnell sichtbar oder negativ messbar werden." Sein Fazit: Finger weg von Ernährungstipps! Denn der Sportler muss sich wohlfühlen. Die Idee, seinen Körper mit Nahrung designen zu wollen, ist ein religiöses Missverständnis.
Dann bleibt uns ja nur noch das Doping. Spielte das in der Antike bereits eine Rolle? Gewiss. Beispielsweise griffen die Altvorderen zum Mumienpulver, wir hatten das ja schon mal besprochen. Oder sie aßen fleißig Schafs- und Stierhoden. Wirksam ist keins von beiden. Zu allen Zeiten suchten die Menschen nach Mitteln, die sie siegreich und unverwundbar machen sollten, egal ob Einhornpulver, Amulette oder Vitaminpillen. Je abstruser, desto größer der Glaube. Typisches Beispiel ist das Strychnin, das berüchtigte Rattengift. Das war lange Bestandteil vieler Stärkungsmittel. 1916 lesen wir in der Fachpresse: "Strychnin wird viel zu oft verwendet. Heutzutage gibt man es gegen alles und bei fast jeder Krankheit." So was Gesundes durfte natürlich bei Olympia nicht fehlen.
Es wird sich doch kein vollsinniger Mensch mit Strychnin dopen? Doch. Nehmen sie den Marathonlauf der Olympischen Spiele 1904 in St. Louis in den USA. Der spätere Sieger Thomas Hicks erhielt während des Wettbewerbs von seinem Betreuer Charles Lucas statt Wasser aus der Feldflasche Brandy, der mit Strychnin angereichert war. Die letzten Meter bewältigte der Vergiftete nur noch mit Unterstützung zweier Helfer, die ihn über die Ziellinie schleiften.
Das sollte doch eine deutliche Warnung gewesen sein? Aus Sicht des Sportarztes, der den Strychninbrandy ersonnen hatte, traf genau das Gegenteil zu. Er war überzeugt, mit seinem Energydrink gezeigt zu haben, dass Dopingmittel "während des Rennens von außerordentlichem Nutzen sind". So kommt es, dass Strychnin bis zum heutigen Tage auf der Liste der verbotenen Substanzen steht. Offenbar aus gutem Grund, wie einschlägige Internetforen von Sportlern belegen. Wie es scheint, mangelt es nicht an Einnahmewilligen, um mit ein bisschen Rattengift fitter, gesünder oder sonst wie besser drauf zu sein – egal wie sinnlos oder giftig das Zeug sein mag. Motto: No dope, no hope!