Jerusalem-Austausch

Sport als gemeinsame Sprache

05:34 Minuten
Jugendliche spielen in der Nähe des Jaffatores in Jerusalem Fußball.
Um Sport mit Jugendlichen in Jerusalem geht es auch für die deutschen Teilnehmer des Austausches. © dpa / picture alliance / Nir Alon
Von Thomas Wheeler · 22.10.2023
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Wegen des Nahostkriegs gibt es auch beim jüdischen Verein TuS Makkabi Berlin erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Dabei berät sich der Verein mit dem Landessportbund, der einen Jugendaustausch zwischen der deutschen Hauptstadt und Jerusalem pflegt.
Sport ist die gemeinsame Sprache beim internationalen Jugendaustausch, den der Landessportbund Berlin und die Stadtverwaltung von Jerusalem vor 54 Jahren ins Leben gerufen haben.
Friedhard Teuffel, der Direktor des Landessportbundes Berlin:

Der Gründungspräsident des Landessportbundes, Gerhard Schlegel, hat intensive Beziehungen zu Israel gepflegt immer, ist auch geehrt in Yad Vashem als ‚Gerechter unter den Völkern‘ und hat diesen Austausch mit initiiert mit guten Kontakten zur Stadtverwaltung in Jerusalem.

Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbundes Berlin

Sportaustausch seit über 50 Jahren

Im Laufe der vergangenen mehr als fünf Jahrzehnte ist dieser Austausch immer mehr gewachsen und inzwischen eine feste Größe, die nicht mehr wegzudenken ist aus der internationalen Jugendarbeit des Landessportbundes Berlin.

„Meistens ist es so, dass zwei Gruppen aus Jerusalem zu uns nach Berlin kommen und eine fährt dann nach Jerusalem, und dann im nächsten Jahr andersrum. Es ist ein großartiger Austausch über alle Sportarten hinweg - und unterstützt von den Vereinen. Es ist wichtig, dass dort die Jugendlichen auch in den Familien untergebracht sind, mindestens ein Wochenende. Einfach auch, um das Alltagsleben kennenzulernen und wirklich unmittelbar im Austausch zu sein.
Gemeinsam sportlich aktiv sein und sich dabei kennenlernen, steht im Mittelpunkt des Austauschprogramms. Es geht aber auch immer um die Erinnerung und Auseinandersetzung mit der leidvollen Geschichte, die Israel und Deutschland miteinander verbindet.

Ein Bestandteil des Austauschprogramms der Gruppen aus Jerusalem bei uns in Berlin ist auch immer ein gemeinsamer Besuch der Gedenkstätte in Sachsenhausen. Dort organisieren die Jugendlichen meistens selbst eine kleine Zeremonie, die oft sehr, sehr bewegend ist.“

Ungefähr 2.700 junge Menschen waren dabei

Etwa 2.700 Jugendliche haben seit dem Beginn des Austausches im Jahre 1969 daran teilgenommen. Im Durchschnitt sind die Teilnehmenden zwischen 16 und 17 Jahren alt und können sich mit ihren Vereinen in Trainingsgruppen oder Mannschaften beim Landessportbund Berlin bewerben, sollten sie bereit sein, eine Gruppe aus Israel aufzunehmen und danach zum Gegenbesuch nach Jerusalem reisen.
„Die Vereine sind da eingebunden, gerade auch die Übungsleitenden der Vereine, die dann eben eine besonders wichtige Rolle spielen. Wir haben eine pädagogische Begleitung, die dabei ist, die auch die ganze Zeit über ansprechbar ist für die Jugendlichen beider Gruppen.“

Vor allem die Besuche der Gedenkstätte in Sachsenhausen und der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem werden intensiv vorbereitet.
Friedhard Teuffel, Direktor des Landessportbundes Berlin
"Es ist ein großartiger Austausch", sagt Friedhard Teuffel.© Thomas Wheeler
„Da geht man nicht einmal so hin. Das bedarf einfach auch einer Einstellung, die man erst mal finden muss - und auch einer Haltung, um diesen Besuch auch wirklich angemessen begehen zu können, weil er hinterlässt prägende Eindrücke.“

"Ich glaube, es verbindet Menschen"

In Jerusalem ist die Stadtverwaltung für die Organisation zuständig. Dadurch wurde auch diese israelische Basketballerin auf das Programm aufmerksam.

„Ich glaube, es verbindet Menschen. Wir kennen alle die Sprache des Basketballs. Dadurch haben wir eine gemeinsame Ebene. Das ist toll. Davon können wir alle lernen.“
Die Jugendgruppen bestehen in der Regel aus 10 bis 15 Kindern. Das Leben der anderen und die unterschiedlichen Lebensgewohnheiten in Jerusalem und in Berlin kennenzulernen, schafft nachhaltige Eindrücke. Dabei können sich durch die Begegnungen natürlich auch Freundschaften entwickeln.

„Bei einer Gruppe, die jetzt da war in Berlin. Das war eine Gruppe aus der Sportakrobatik, die am letzten Abend sich noch zusammen zum Essen getroffen hat. Ich saß dann auch mit dabei, und die konnten sich gar nicht voneinander verabschieden. Sie mussten drei, vier Anläufe unternehmen, und es war im Grunde ständig dann die Rede davon, was dann beim Gegenbesuch passiert, und es war so klar und deutlich, dass da eine Verbindung und eine Freundschaft entstanden wird, die jungen Menschen dann über die Zeit auch bis zum Gegenbesuch dann aufrechterhalten. Diese Herzlichkeit, die ich da erlebt habe, die war wirklich berührend.“  

Freundschaften entwickeln sich

Freundschaften gibt es auch unter den Mitgliedern des Landessportbundes und der Stadtverwaltung Jerusalem. Beide Seiten besuchen sich regelmäßig und sprechen dabei über eine Weiterentwicklung des Austausches und allgemein über sport- und gesellschaftspolitische Themen.
Wobei sich die Gespräche momentan vor allem auf die politische Lage im Nahen Osten nach den Angriffen der Hamas auf Israel konzentrieren. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist ein Sportaustausch von Jugendlichen aus Berlin und Israel im kommenden Jahr kaum vorstellbar.

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