Sport im Einklang mit dem Körper

Was zyklusbasiertes Training bringt

05:59 Minuten
Triathletin Laura Philipp beim Ironman Hamburg
Triathletin Laura Philipp trainiert nach ihrem Mentruationszyklus. © Getty Images / Alexander Scheuber
Von Silvia Plahl · 13.11.2022
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Gibt es einen Zusammenhang zwischen sportlichem Erfolg und Menstruationszyklus? Auch wenn sich die Sportwissenschaft schon lange damit befasst, gibt es keinen breiten Forschungsstand dazu. Trotzdem trainiert die Triathletin Laura Philipp danach.
Laura Philipp, 35, aus Neckargemünd bei Heidelberg ist Profi-Triathletin, wurde gerade wieder Vierte beim Ironman auf Hawaii.
"Bin leidenschaftliche Sportlerin, Frau, Naturliebhaberin und habe das Geheimnis, dass ich 'faster with cake' unterwegs bin. Das heißt: Ich schwöre darauf, jeden Tag ein Stück Kuchen zu essen und glaube fest daran, dass es mich schneller macht."

Eine Pionierin für das zyklusbasierte Training

Eine Top-Sportlerin und 'faster-with-cake'-Botschafterin, aber noch viel mehr:
"So we planned to use the first half of my menstrual cycle for some intense training."
Eine Pionierin für das zyklusbasierte Training im Leistungssport. Ein Thema, bei dem viele Frauen sofort aufhorchen. Denn nicht wenige hadern mit ihrer Menstruation. Sie haben Schmerzen, fühlen sich unwohl damit. Doch das muss nicht sein, sagt Laura Philipp.

Philipp dokumentierte Zyklus und Trainingszeiten

"Ich hab‘s eher auch als etwas Lästiges gesehen als etwas Positives. Und ohne es zu wissen, habe ich aber schon immer wieder festgestellt, dass ich Schwankungen in meiner Leistungsfähigkeit habe. Ich habe einfach in einer Woche Einheiten supergut durchziehen können und in der nächsten Woche das Gefühl: Mich hält ein Gummiband zurück – und ich komme einfach nicht dahin, wo ich möchte.
Ich habe dann angefangen, direkt alles infrage zu stellen: Mein Körper funktioniert nicht mehr, das Training funktioniert nicht mehr! Bis es bei mir dann irgendwann Klick gemacht hat: Dass das eigentlich in einem Abstand wiederkehrt, der dem Zyklus entspricht."
Intuitiv setzte die Sportlerin die Pille ab. Und dokumentierte ab sofort ihren Monatszyklus und wie sie trainiert hatte, glich dann beides miteinander ab.

Trainieren im Einklang mit dem Körper

"Im Endeffekt war es für mich dann wirklich ein Aha-Erlebnis: Okay, da ist eine Verbindung, und wenn ich versuche, danach zu handeln oder auch zu trainieren, kann ich viel mehr im Einklang mit meinem Körper unterwegs sein."
Laura Philipp war Ende zwanzig, wälzte abends Bücher, recherchierte, diskutierte mit ihrem Ehemann und Trainer über ein bis dahin noch ziemlich unerforschtes Thema. Den beiden wurde immer klarer, wie sehr Leistungssport den weiblichen Zyklus beeinträchtigen kann.
Auch die Triathletin plagten vor der Periode Bauchschmerzen und Müdigkeit. Zudem waren ihre Menstruationszyklen unregelmäßig.

Durch viel Ausdauertraining, durch viel Sport sendet man dem Körper eher Signale, dass er gerade in einem anderen Zustand ist: Gerade ist es nicht unbedingt angebracht, schwanger zu werden. Trotzdem ist ein funktionierender Zyklus nicht nur für die Fruchtbarkeit wichtig, sondern eben auch für Knochengesundheit, für Herzkreislaufgesundheit und am Ende eben auch durch die Schwankungen für die sportliche Leistungsfähigkeit.

Triathletin Laura Philipp

Genau das sahen die Triathletin und ihr Trainer immer deutlicher: Der hormonelle Monatsrhythmus lässt sich nutzen.

Was in der Zyklusphase möglich ist

Laura Philipp erzählt das sehr offen:
"Bei mir ist es so: Am Anfang des Zyklus, also dritter, vierter Tag nach der Periode, kehrt Kraft in meinen Körper zurück. Und dann kommen eigentlich die Tage, wo ich am leistungsfähigsten bin – wo ich vor allem auch mental am bereitesten bin, Höchstleistung zu bringen. Da versuche ich wirklich durch alle drei Disziplinen, also Schwimmen, Radfahren und Laufen, meine Limits zu pushen."
Kraft zulegen, Muskeln bilden, die Koordination verbessern – all das ist gut in der Zyklusphase vor dem Eisprung möglich, da der weibliche Körper dann mit dem steigenden Östrogenspiegel hormonell "aufbaut". In der zweiten Zyklushälfte wird mehr Progesteron produziert und das bewirkt, …
"... dass die Bänder sich ein bisschen lockern und man tendenziell ein bisschen verletzungsanfälliger ist, auch die Koordination ist etwas herabgesetzt. Da würde ich zum Beispiel so was wie einen Querfeldeinlauf vermeiden – weil ich da einfach auch tatsächlich in der Vergangenheit schon häufig umgeknickt bin. Also, im Schwimmtraining konzentriere ich mich zum Beispiel mehr auf die Technik, versuche da noch mal weiter zu kommen, und das Gleiche gilt eigentlich auch fürs Radfahren und fürs Laufen."

Videobotschaft für zyklusbasiertes Training

In ihrem Youtube-Kanal wirbt Laura Philipp für das zyklusbasierte Training.

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"Endlich habe ich's geschafft, mich einer Herzensangelegenheit zu widmen: Menstruationszyklus und Sport. Dieses Video ist für alle Frauen da draußen, aber auch auf jeden Fall für euch Männer."
Sie selbst hat ein neues Leistungsniveau erreicht. Aber noch eine zweite Botschaft ist ihr wichtig:
"Ich möchte schon meine Limits austesten im Sport, das geht sicher gar nicht anders. Aber ich möchte zeigen, dass es trotzdem auch gesund geht. Und dafür ist halt der Zyklus für uns Frauen wie ein Vitalzeichen, was wir tracken können und was uns jeden Monat ein Abbild gibt: Wo sollte man vielleicht nachjustieren, um einfach in Balance zu bleiben."

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