Spionage in Nahost

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 19.11.2008
"Der Mann, der niemals lebte" ist ein Spionage-Thriller, der im Nahen Osten spielt. Der aufwändige Film mit Leonardo DiCaprio und Russel Crowe in den Hauptrollen thematisiert den Kampf gegen Terrorismus. "Max Payne" basiert auf dem gleichnamigen Computerspiel. Der Nachname der Hauptfigur verweist nicht zufällig auf das englische Wort für Schmerz.
[url=http://wwws.warnerbros.de/bodyoflies/
title="Der Mann, der niemals lebte" target="_blank"]"Der Mann, der niemals lebte"[/url]
USA 2008, Regie: Ridley Scott, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Golshifteh Farahani, Carice van Houten, 128 Minuten

"Der Mann, der niemals lebte", ist von Sir Ridley Scott, einem der renommiertesten, einflussreichsten Filmemacher überhaupt. Der demnächst, am 30. November, 71 Jahre alt werdende britische Regisseur hat Erzählweisen in mehreren Genres, darunter im Science-Fiction-, im Horror- und im Action-Film, maßgeblich modernisiert und neu geprägt. Scott-Filme wie "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" (1979); "Blade Runner" (1982); "Thelma & Louise" (1991).

"Gladiator" ("Oscar" für den "Besten Film"/2000). "Black Hawk Down" (2001) sowie der Fortsetzungshorror von "Das Schweigen der Lämmer": "Hannibal" (2001) gelten als Klassiker. 2003 wurde Ridley Scott von der englischen Königin - wegen seiner Verdienste "um die Kunst" - zum Ritter geschlagen. Zuletzt schuf er die britisch-französische Selbstfindungskomödie "Ein gutes Jahr" (2006/mit Russel Crowe) und den Porträt-Thriller "American Gangster", mit Denzel Washington/2007).

Sein neuester Film basiert auf dem im Vorjahr erschienenen Roman "Body Of Lies" von David Ignatius, einem amerikanischen Journalisten, der viele Jahre im Nahen Osten tätig war. Motto: "Vertraue niemandem, betrüge jeden".

Stichwort: Der Nahe Osten. Dort tobt der Krieg zwischen Terroristen und Agenten besonders intensiv. Nach zahlreichen Bombenattentaten in westlichen Großstädten sind die Täter weitgehend unbekannt geblieben. Der US-Geheimdienst CIA ist ratlos. Einer ihrer fähigsten "Außenköpfe" ist Roger Ferris, der ständig an der Terrorfront vor Ort "aktiv" ist.

Eine neue heiße Spur führt ihn zur Osama-Bin-Laden-Kopie Al-Saleem, dessen Geheimorganisation diese verheerenden Attentate verübt. Um den Terror-Scheich, der von Jordanien aus wütet, zu überlisten und aus dem Versteck zu locken, beginnt Ferris ein tückisches Täuschungsmanöver, bei dem letztlich Freund oder Feind, Vertrauter oder Lügner, nicht mehr auseinanderzuhalten sind.

Eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt ist die Folge, wobei offensichtlich jeder jeden hintergeht, benutzt, gegebenenfalls opfert. Hinter Ferris fungiert der eigentliche Strippenzieher, der gewissenlose CIA-Boss Ed Hoffman. Der koordiniert und dirigiert vom fernen Washington aus mit Hilfe modernster Kommunikations- beziehungsweise Überwachungstechnologien die Einsätze.

Während die perfekten Satellitenbilder die Sicht auf die Terrorfront freigeben, werden schon mal per Telefon die Aktionen und Bombardierungen angeordnet. Entweder vom Büro aus oder auch schon mal auch direkt aus dem Einfamilienhaus, wo gleichzeitig auch die ganz alltäglichen, "norrmalen" Alltagsverrichtungen wie Grillen, die Kinder zum Fußball bringen und ähnliches vorgenommen werden.

Vieles ist heute parallel möglich. Allerdings ist sein "bester Mann" auch ein störrischer Hund. Der sich immer mehr seinen Vorgaben und Anweisungen entzieht. Der genauso misstrauisch ist wie alle anderen. Und der sich inzwischen auf einen gefährlichen Deal mit dem Chef des jordanischen Geheimdienstes, dem eleganten Herrn Hani, eingelassen hat.

Eine ganz und gar unübersichtliche Welt ist das hier. Mit der betrüblichen wie zynischen These behaftet: "Der Krieg im Nahen Osten ist inzwischen aussichtslos und barbarisch". Inmitten der vielen Gewalt, der schnellen Schnitte und den verworrenen Handlungssträngen hat auch der Zuseher Mühe den Überblick zu behalten. Und sich emotional wie gedanklich halbwegs zurechtzufinden. Wir leben in extrem "schmutzigen Zeiten", signalisiert der aufwändige wie politaktuelle Film, der nicht "munden" will.

Zu viel dramaturgisches Wirrwarr, die vielen komplizierten Handlungsstränge, zu viel zerredeter und sich ständig wiederholender Leerlauf. Obwohl sich in den beiden Hauptfiguren Stars wie Leonardo DiCaprio und der pummlige "Oscar"-Preisträger Russel Crowe tummeln, bleiben ihre Figuren-Typen beliebig, routiniert, langweilig.

Man "plaudert" in jeder emotionalen Tonart, giftet sich an, aber viel Nachhall verbleibt nicht. Im Gegenteil: Wenn Crowe immer und immer wieder, mit dem Head-Set am Ohr, aus sicherer Position, im Wohnzimmer "wie nebenbei" die Aktionen überheblich-arrogant erläutert, anordnet, erklärt, wird es eher diffus und langweiliger.

Der angestrebte "Mainstream"-Kommentar Hollywoods zur politischen Krisen- und Weltlage verpufft dabei mehr und mehr. Der bärtige Leonardo DiCaprio als ebenso harter wie smarter Kämpfer, der zuletzt sogar ein Techtelmechtel mit einer muslemischen Krankenschwester hat, kommt als Action-Man ganz "ordentlich" ´rüber. Der eigentliche Star des leidlich unterhaltsamen Kriegsfilms ist dagegen das 45-jährige britische Bühnen- und Film-As Mark Strong als jordanischer Geheimdienstchef Hani. Wie der listig-doppelbödig auftritt, argumentiert, körpersprachlich spannend "unterwegs" ist, besitzt faszinierende Darsteller-Klasse. "Der Mann, der niemals lebte" bleibt, bei allem (Star-)Gewusel, im "interessanten Unterhaltungs-Mittelmaß" stecken.


Max Payne
USA 2008, Regie: John Moore, Darsteller: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Beau Bridges, Ludacris, Chris O’Donnell, 88 Minuten

"Max Payne" ist von dem 38-jährigen irischen Regisseur, Drehbuch-Autoren und Produzenten John Moore. Der sich bislang allerdings mit Genre-Werken wie "Im Fadenkreuz – Allein gegen alle" (2001), dem Remake von "Der Flug des Phoenix" (2004) und dem Remake von "Das Omen" (2006) nicht doll hervorgetan hat, im Gegenteil.

Sein neuestes Werk basiert auf dem gleichnamigen Computerspiel aus dem Jahr 2001. Dabei im Mittelpunkt: Max Payne. Dessen Nachname nicht zufällig auf das englische Wort für Schmerz verweist. Und in der Tat, Max hat bereits viel durchlitten, als wir ihn erstmals kennenlernen: Vor Jahren haben Unbekannte seine Frau und sein Kind grausam ermordet.

Der Doppelmord konnte nie aufgeklärt werden, wurde zu den Akten gelegt. Seitdem arbeitet der Polizist in der Einheit für ungeklärte Fälle. Und verbreitet nach Dienstschluss, natürlich, als knallharter Racheengel viel Angst und Schmerzen. Eine mysteriöse Mordserie bringt ihn auf die Spur der gesuchten Verbrecher.

Mark Wahlberg, als düsterer Hau-Drauf-Typ in Hollywoodfilmen gerne eingesetzt ("The Italian Job – Jagd auf Millionen"/2003; "Vier Brüder"/2005; "Departed – Unter Feinden"/2006; "Shooter"/2007; "Helden der Nacht – We Own The Night"/2007), mimt hier den brutalen Charles Bronson der Neuzeit ("Ein Mann sieht rot").

Denn im Grunde geht es hier nur wieder einmal darum, genussvoll-lüstern Gewalt vorzuführen. Wie schön es doch ist, Menschen zu jagen und sie abzuknallen. Mit dem Alibi-Verweis, es handele sich doch "nur" um die Adaption eines erfolgreichen Computerspiels. Blöde Argumentation.

Der doppelte Story-Boden um Verrat und Korruption "ganz in der Nähe" ist rasch ausgemacht und bestätigt sich auch dann, wenn nach 95 Minuten reichlich Munition abgeballert ist. Vorhersehbarer Plot, simple Charaktere und diese immerwährende Dauer-Brutalität lassen den Film unangenehm, blöd und "viehisch" wirken.

Mark Wahlberg gibt den eindimensionalen, uninteressanten Rächer, und Neu-Bond-Girl Olga Kurylenko ("Ein Quantum Trost") darf, in einem Nebenpart, als lüsternes, unbefriedigt bleibendes Partygirl schnell die Lebens-Segel streichen. Während Oldie Beau Bridges, der inzwischen 66-jährige Sohn von Lloyd Bridges und ältere Bruder von Jeff Bridges ("The Big Lebowski"), "überschaubar" den vermeintlichen väterlichen Freund des Helden mimt. Ach je: Max Payne, wie die "New York Post" spöttisch schreibt, hat eben einfach-einfältig wie schlicht-brutal "nur 3 Dinge im Kopf: bumm, bumm und bumm".