Spielfilm

"Scherbenpark"

Von Hannelore Heider · 20.11.2013
Erzählt wird die Geschichte von Sascha, traumatisiertes Opfer eines Gewaltverbrechens, die jedoch die Chance auf ein besseres Leben ergreift. Regisseurin Bettina Blümner verleiht dem Film durch ihre direkte, unsentimentale Inszenierung eine hohe Glaubwürdigkeit.
Sascha ist die Romanheldin der deutsch-russischen Autorin Alina Bronsky. Ihr Erfolgsroman "Scherbenpark“ wurde jetzt von Bettina Blümner verfilmt mit der großartigen Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle. Die Geschichte einer 17-Jährigen fasziniert auch im Film. Der versucht, den größten Teil des Romans in eine gradlinige Filmhandlung zu transportieren, was für ein junges Publikum auch souverän gelingt. Regisseurin Bettina Blümner hat mit dem in ihrem Dokumentarfilm "Prinzessinnenbad“ so bewunderten direkten, unsentimentalen und undramatischen Inszenierungsstil auch ihren ersten Spielfilm gestaltet, was ihm zusammen mit einer überragenden Darstellerin hohe Glaubwürdigkeit verleiht.
Denn es ist eine harte Lebensgeschichte, die uns hier in genau dem Ausschnitt erzählt wird, wo der Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden passiert. Sascha ist mit ihren Geschwistern in einer von ruppigen Jungs und gewalttätigen Männern geprägten Umwelt aufgewachsen und ihr Schicksal alles andere als gewöhnlich. Nicht nur, dass der "Scherbenpark“ ein Kampfplatz jeder gegen jeden ist und sich ihre Freundin lieber schwängern lässt, als weiter zur Schule zu gehen. Sascha ist auch noch das traumatisierte Opfer eines Gewaltverbrechens: Ihr Stiefvater hat vor den Augen der Kinder ihre Mutter erschossen, nun sitzt er ein und Sascha schmiedet Mordpläne. Als in der Lokalzeitung ein unbedarfter Artikel über den Mörder als reuigen Sünder erscheint, läuft Sascha Amok.
Ihr revoltierender Besuch beim Chefredakteur (Ulrich Noethen) führt zu einem Hilfsangebot des Mannes, das Sascha schneller als erwartet annimmt. Sie wird zu einer Art Kuckuck im kultivierten Nest einer verständnisvollen Vaterfigur. So rabiat wie sie alles tut, bricht Sascha mit ihrem alten Leben und lässt sich zum ersten Mal, umsorgt und auch umschwärmt, auf das andere Geschlecht ein. Bei aller sozialen Genauigkeit ist es gerade auch dieses Spielerische, das den Film so reizvoll macht. Sascha packt die Gelegenheit beim Schopf und probt Leben und als ihr diese Probe gelingt, geht sie weiter. In Sprache und Stil, vor allem aber seinem Verständnis für die Psyche von Heranwachsenden, baut der Film keine Hürden auf für eine mögliche Identifikation seitens junger Zuschauer.

Deutschland 2013; Regie: Bettina Blümner; Darsteller: Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen, Max Hegewald, Wladimir Burlakov, Maria-Victoria Dragus; Länge: 95 Miunten; freigegeben ab 12 Jahren

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