Spiel der Leidenschaften
Es gibt legendäre Spielfilme, deren Titel bei Kino-Fans sehr bekannt sind – die Filme selbst aber sind es nicht. Solche veröffentlicht das Label Arthaus in seiner neuen Edition „Retrospektive“. Gerade sind dort fünf heutzutage weithin unbekannte Klassiker herausgekommen.
Das Quintett der Filme enthält zwei ganz besondere Leckerbissen: „Mr. & Mrs. Smith”, die 1941 entstandene einzige Komödie von Alfred Hitchcock, und das Melodram „Macao“, 1952 gedreht von Marlene-Dietrich-Entdecker Joseph von Sternberg. Alle fünf Filme eint, dass starke Frauen im Mittelpunkt stehen – Frauen, die in den Jahren des Zweiten Weltkriegs und danach an Stelle der Männer das Leben geregelt hatten und die die Heimgekehrten nun wieder nach dem Motto „Sei schön und halt den Mund“ beherrschen wollen. In diesem Spannungsfeld kreisen sämtliche Storys darum, wie schwierig es sein kann, leidenschaftliche Liebe anzunehmen. Zudem handelt es sich durchweg um Meisterwerke der Filmfotografie.
(Shownummer aus „Macao":) Jane Russell singt „You know the routine…“
Wohl der Hit für alle Freunde des wieder zu entdeckenden klassischen Hollywood-Glamours: „Macao“. Es ist einer der letzten Spielfilme, die der Österreicher Josef von Sternberg realisieren konnte. Wie kein anderer Regisseur brachte er die erotischen Reize einer Frau zum Strahlen. Wie bei vielen Filmen von Sternbergs ist die Handlung nebensächlich. Es geht, wie nahezu immer bei ihm, ums Chaos großer Gefühle. Das Eigentliche: eine von flirrender Erotik geprägte Feier sexueller Lust. Jane Russell und ihr Partner Robert Mitchum, damals ein Symbol anziehender Männlichkeit, erscheinen durch die Lichtgestaltung und die Fotografie und durch die knappen, dabei stets wunderbar mehrdeutigen Dialoge als Inkarnationen der Sünde schlechthin.
(Dialog aus „Macao":) „Wo wollen Sie hin? Ich finde es nett hier. Alles, was das Herz begehrt. – Pfoten weg, Kleiner. – Habe ich nicht bei Ihnen was gut? – Das stimmt allerdings.“
In den entscheidenden Szenen gewinnt man den Eindruck, dass die Kamera die beiden Stars tatsächlich entblättert. Ganz klar: Die Hüllen fallen nicht. Doch Inszenierung, Schauspiel, die immer das Nichtgesagte und Nichtgezeigte betonen, und die Bildgestaltung entfesseln eine geradezu zügellose Lust am Liebesspiel. Das ist noch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, aufregender als all das nackte Fleisch, das inzwischen ungeniert über die Kinoleinwände hopst.
(Aus „Macao":) „Also mein Herr, jetzt sind wir quitt.“
Prägend sind in „Macao“ die raffiniert ausgeleuchteten Großaufnahmen der Stars. Obwohl der Film in Schwarz-Weiß ist, meint man das Leuchten der vollen Lippen Jane Russells und Robert Mitchums zu sehen. Licht und Schatten – etwa die Betonung der Wangenknochen – laden jeden Blick, den die zwei Protagonisten einander zuwerfen, mit vibrierender sexueller Energie auf. Die Floskel „Es knistert zwischen den Zweien“ deutet nicht einmal an, was man angesichts dieses Spiels der Leidenschaften zu spüren vermeint. Ein Beispiel: Bei der ersten Begegnung grinst Mitchum die Russell mit unverhohlener Begierde an. Ihr Blick zurück, den Mann gegenüber ausdauernd taxierend, treibt einem die Schamesröte ins Gesicht. Nichts passiert, doch es ist alles klar: Schauspiel und Regie machen deutlich, was passieren könnte. Eine Wonne.
(Dialog aus „Macao":) „Sind Sie immer so neugierig? – Nicht neugierig, nur interessiert. – Schon gut, ich kann es nur nicht leiden, wenn mich jemand was fragt, bevor ich die Antwort kenne.“
Das reizvolle Wechselspiel von offensichtlicher Unschuld und vermeintlich Verbotenem prägt auch die anderen vier Spielfilme, die Arthaus in der Box anbietet. Stars wie Monica Vitti, Alain Delon, Kirk Douglas – in den Filmen Goldenes Gift“, „Liebe 1962“ und „Der nackte Kuss“ – verführen zum Schwärmen. Freunde des Komödiantischen werden sich an der einzigen Screwball-Comedy von Spannungsmeister Alfred Hitchcock ergötzen: „Mr. & Mrs. Smith“. Hier brilliert Carole Lombard, heute fast nur noch bekannt durch die weibliche Hauptrolle in Ernst Lubitschs „Sein oder Nichtsein“, im Part einer kapriziösen Ehefrau, die ihrem Mann aus reiner Liebe das Leben zur Hölle macht.
(Dialog aus „Mr. und Mrs. Smith":) „Was hab ich denn für Fehler? – Wie kann man nur so eitel sein? – Davor bist du in Zukunft zum Glück sicher.“
Hitchcock und seine Hauptdarstellerin, die ihn zur Regie dieses Films überreden musste, illustrieren hier mit intelligentem Humor das alte französische Sprichwort „Die Ehen werden im Himmel geschlossen und auf Erden vollzogen.“ Auch das: eine Wiederentdeckung, die Kinoliebhabern einen Hochgenuss beschert.
(Dialog aus „Mr. und Mrs. Smith":) „Wir beide gehören zusammen, Annie. – Bilde dir bloß nichts ein. – Ich würde ihn an mich rankommen lassen.“
Vor fünf, sechs, sieben Jahrzehnten entstanden sind die Filme erstaunliche Belege für die Stärke der Frauen. Lange bevor die Gleichberechtigung der Geschlechter öffentlich thematisiert wurde, wird sie in diesen Filmen gelebt. Manchmal hat die Traumfabrik sogar Träume produziert, die ihrer Zeit weit voraus waren.
Informationen zur Edition Retrospektive von Arthaus
(Shownummer aus „Macao":) Jane Russell singt „You know the routine…“
Wohl der Hit für alle Freunde des wieder zu entdeckenden klassischen Hollywood-Glamours: „Macao“. Es ist einer der letzten Spielfilme, die der Österreicher Josef von Sternberg realisieren konnte. Wie kein anderer Regisseur brachte er die erotischen Reize einer Frau zum Strahlen. Wie bei vielen Filmen von Sternbergs ist die Handlung nebensächlich. Es geht, wie nahezu immer bei ihm, ums Chaos großer Gefühle. Das Eigentliche: eine von flirrender Erotik geprägte Feier sexueller Lust. Jane Russell und ihr Partner Robert Mitchum, damals ein Symbol anziehender Männlichkeit, erscheinen durch die Lichtgestaltung und die Fotografie und durch die knappen, dabei stets wunderbar mehrdeutigen Dialoge als Inkarnationen der Sünde schlechthin.
(Dialog aus „Macao":) „Wo wollen Sie hin? Ich finde es nett hier. Alles, was das Herz begehrt. – Pfoten weg, Kleiner. – Habe ich nicht bei Ihnen was gut? – Das stimmt allerdings.“
In den entscheidenden Szenen gewinnt man den Eindruck, dass die Kamera die beiden Stars tatsächlich entblättert. Ganz klar: Die Hüllen fallen nicht. Doch Inszenierung, Schauspiel, die immer das Nichtgesagte und Nichtgezeigte betonen, und die Bildgestaltung entfesseln eine geradezu zügellose Lust am Liebesspiel. Das ist noch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, aufregender als all das nackte Fleisch, das inzwischen ungeniert über die Kinoleinwände hopst.
(Aus „Macao":) „Also mein Herr, jetzt sind wir quitt.“
Prägend sind in „Macao“ die raffiniert ausgeleuchteten Großaufnahmen der Stars. Obwohl der Film in Schwarz-Weiß ist, meint man das Leuchten der vollen Lippen Jane Russells und Robert Mitchums zu sehen. Licht und Schatten – etwa die Betonung der Wangenknochen – laden jeden Blick, den die zwei Protagonisten einander zuwerfen, mit vibrierender sexueller Energie auf. Die Floskel „Es knistert zwischen den Zweien“ deutet nicht einmal an, was man angesichts dieses Spiels der Leidenschaften zu spüren vermeint. Ein Beispiel: Bei der ersten Begegnung grinst Mitchum die Russell mit unverhohlener Begierde an. Ihr Blick zurück, den Mann gegenüber ausdauernd taxierend, treibt einem die Schamesröte ins Gesicht. Nichts passiert, doch es ist alles klar: Schauspiel und Regie machen deutlich, was passieren könnte. Eine Wonne.
(Dialog aus „Macao":) „Sind Sie immer so neugierig? – Nicht neugierig, nur interessiert. – Schon gut, ich kann es nur nicht leiden, wenn mich jemand was fragt, bevor ich die Antwort kenne.“
Das reizvolle Wechselspiel von offensichtlicher Unschuld und vermeintlich Verbotenem prägt auch die anderen vier Spielfilme, die Arthaus in der Box anbietet. Stars wie Monica Vitti, Alain Delon, Kirk Douglas – in den Filmen Goldenes Gift“, „Liebe 1962“ und „Der nackte Kuss“ – verführen zum Schwärmen. Freunde des Komödiantischen werden sich an der einzigen Screwball-Comedy von Spannungsmeister Alfred Hitchcock ergötzen: „Mr. & Mrs. Smith“. Hier brilliert Carole Lombard, heute fast nur noch bekannt durch die weibliche Hauptrolle in Ernst Lubitschs „Sein oder Nichtsein“, im Part einer kapriziösen Ehefrau, die ihrem Mann aus reiner Liebe das Leben zur Hölle macht.
(Dialog aus „Mr. und Mrs. Smith":) „Was hab ich denn für Fehler? – Wie kann man nur so eitel sein? – Davor bist du in Zukunft zum Glück sicher.“
Hitchcock und seine Hauptdarstellerin, die ihn zur Regie dieses Films überreden musste, illustrieren hier mit intelligentem Humor das alte französische Sprichwort „Die Ehen werden im Himmel geschlossen und auf Erden vollzogen.“ Auch das: eine Wiederentdeckung, die Kinoliebhabern einen Hochgenuss beschert.
(Dialog aus „Mr. und Mrs. Smith":) „Wir beide gehören zusammen, Annie. – Bilde dir bloß nichts ein. – Ich würde ihn an mich rankommen lassen.“
Vor fünf, sechs, sieben Jahrzehnten entstanden sind die Filme erstaunliche Belege für die Stärke der Frauen. Lange bevor die Gleichberechtigung der Geschlechter öffentlich thematisiert wurde, wird sie in diesen Filmen gelebt. Manchmal hat die Traumfabrik sogar Träume produziert, die ihrer Zeit weit voraus waren.
Informationen zur Edition Retrospektive von Arthaus