SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz

Der nächste Mann, der Beinfreiheit braucht

08:20 Minuten
Der SPD-Politiker, Kanzlerkandidat und Finanzminister Olaf Scholz am Kabinettstisch der Bundesregierung.
Der neue SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat einen langen Weg vor sich. © imago images / IPON
Nikolaus Blome im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 10.08.2020
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Olaf Scholz soll es richten: Als frisch ausgerufener Kanzlerkandidat ist er der Mann der Stunde in der SPD. Der Kolumnist Nikolaus Blome hält ihn aus SPD-Perspektive prinzipiell für die richtige Wahl - denkt allerdings auch zurück an Peer Steinbrück.
Finanzminister Olaf Scholz soll die SPD als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl 2021 führen. Auf Vorschlag der Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans wurde Scholz von Präsidium und Vorstand nominiert. "Ich freue mich auf einen tollen, fairen und erfolgreichen Wahlkampf in einem starken Team", twitterte er. Esken attestierte ihm in dem Kurznachrichtendienst "den Kanzler-Wumms".

Die Nominierung ist alternativlos

Die Nominierung sei aus Sicht der Partei gut, meint der "Spiegel"-Kolumnist Nikolaus Blome. Und sie sei auch alternativlos - wegen dem Bekanntheitsgrad von Scholz. Den Kandidaten so früh zu benennen sei allerdings zwiespältig, sagt Blome:
"Möglicherweise beruht es darauf, dass der Einzige, der so persönlich gute Werte hat, der die Partei vielleicht mitziehen kann von den 15 in Richtung 20 Prozent, Olaf Scholz ist. Das heißt, jetzt wird sich relativ schnell zeigen müssen, ob seine guten Werte abstrahlen auf die SPD und sie mit nach oben ziehen. Wenn nicht, wird das eine sehr lange, sehr traurige Wahlkampf-Strecke."
Und noch ein weiterer Aspekt erscheint Blome "extrem heikel": Die nach links gerückte SPD habe mit Scholz erneut einen Kandidaten vom rechten Flügel der Partei nominiert. Das könne Scholz noch in Schwierigkeiten bringen. Schon Peer Steinbrück habe die 2013 von ihm geforderte "Beinfreiheit" nicht bekommen. Auch deshalb sei der Wahlkampf der SPD damals "in die Hose gegangen, und zwar richtig. Das könnte Olaf Scholz auch passieren."

Die SPD braucht eine Machtperspektive

In Umfragen sind die Sozialdemokraten derzeit drittstärkste Kraft hinter Union und Grünen. Norbert Walter-Borjans hatte vor diesem Hintergrund am Wochenende eine Rot-rot-grüne Koalition ins Gespräch gebracht.

Der Kasseler Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder meint, dass SPD und Linke auch unter Scholz durchaus zusammen funktionieren können: "Wir leben im Land der Koalitionen." Das sei geübte Praxis in der Republik. Die Sozialdemokraten bräuchten eine Machtperspektive - denn diese könne mobilisierend wirken.
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(ahe)
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