Spanischer Film in der Krise

Von Wolfgang Martin Hamdorf |
Bei dem Festival "Madrid de Cine" werden nicht nur Filme verkauft, sondern auch die Situation des spanischen Films generell diskutiert. Dabei wurde deutlich: Die Wirtschaftskrise hat auch den spanischen Film erreicht. Filmproduzenten fordern auch deshalb die Umsetzung eines Filmgesetzes, das besonders Steuervergünstigungen und ein für die unabhängigen Produzenten günstiges Fördersystem vorsieht.
Ignasi Guardans: "”Übersetzung: Der spanische Film ist wie ein Markenprodukt, mit einem Imageproblem. Hier können von anderen Sektoren lernen: Noch vor 15 Jahren hat sich jeder in Spanien für die spanische Mode geschämt. Keiner hat spanische Kleider getragen mit spanischem Design. Heute würde das in Spanien niemand mehr sagen und spanische Mode, von der Freizeitkleidung bis zum Spitzendesign wird weltweit und auch in Spanien verkauft.""

Der ehemalige Europaabgeordnete Ignasi Guardans ist seit zwei Monaten neuer Direktor des staatlichen spanischen Filminstituts ICAA. Für ihn ist das größte Problem des spanischen Films die geringe Akzeptanz beim eigenen Publikum.

Mit knapp 13 Prozent Marktanteil sind spanische Filme in spanischen Kinos nur sehr schwach vertreten. Filme, wie das sensible Ehedrama "La Verguenza" (Die Schande)zählen noch zu den erfolgreicheren der insgesamt 173 produzierten Filme des vergangenen Jahres. Für seinen Produzenten Stefan Schmitz aus Madrid liegen die Schwierigkeiten des spanischen Films nicht nur in seinem Imageproblem begründet:

"Dann ist es die Piraterie, die so ist, dass man es nicht mehr aushalten kann, also ich erzähle immer wieder das Beispiel von dem Kinostart, den wir gehabt haben, der hat am ersten Wochenende 6000 Eintrittskarten verkauft und 86000 illegale Downloads gehabt und der dritte Teil ist eine Verbesserung der Finanzierungsstruktur.

Ich bin ja Produzent, sondern ich will sagen, wir brauchen anderes Geld. Wir brauchen einfach Geld aus dem Markt, dass sich der Film sich in einen kompetitiven Wirtschaftszweig verwandelt als in einen Fördergeldempfänger."

Spaniens Filmproduzenten hoffen jetzt auf die Steuervorteile, die das neue Filmgesetz mit sich bringt. Beschlossen ist es längst, aber immer noch nicht in Kraft getreten. Vorbild ist das Nachbarland Frankreich, wie eine großzügige Steuergesetzgebung die Investition in Filmprodukte erleichtert.

Auch sollen die Fernsehanstalten mehr Geld in Kinoproduktionen stecken. Auch die spanische Filmakademie will sich stärker in die Filmpolitik einmischen. An Stelle der bisherigen Präsidentin und neuen Kulturministerin Angeles Gonzales Sinde tritt der Filmemacher Alex de la Iglesia:

"Erstens: Der Film darf nicht vom Fernsehen verdrängt werden. Zweitens: Der Film darf nicht vom Internet verdrängt werden. Wir müssen unsere Filme bekannter machen, auch wenn wir keinen großen Werbeetat haben, die Leute müssen wissen, dass unsere Filme in ihren Kinos laufen."

Auch das Problem der Videopiraterie lasse sich, so Alex de la Iglesia in ein umfassendes Packet zur Rettung des spanischen Films integrieren.

Alex de la Iglesia: "Es bringt doch nichts zu sagen: Bitte, bitte ladet unsere Filme nicht illegal aus dem Netz herunter. Sie werden es trotzdem machen. Nein wir müssen Filme in einer guten Qualität anbieten, die man dann zu einem geringen Preis aus dem Netz herunter laden Kann. Der einzige Weg gegen die Piraterie zu kämpfen, ist, qualitativ bessere Produkte anzubieten."

Die "qualitativ besseren Produkte" sollen auch den ausländischen Zuschauer erreichen. 132 Millionen Euro haben spanische Filme weltweit im vergangenen Jahr weltweit außerhalb Spanien an den Kinokassen eingespielt. Die meisten davon liefen in Frankreich, 20 insgesamt, 9 spanische Filme wurden nach Deutschland verkauft, darunter auch Koproduktionen, die nur bedingt mit dem spanischen Film verbunden werden, wie Vicki, Cristina, Barcelona von Woody Allen. Für insgesamt 153 Einkäufer aus aller Welt wurde in Madrid die "Marke" spanischer Film in den unterschiedlichsten Facetten angeboten: Horrorfilm, Animation, Sozialdramen bis hin zum historischen Kostümfilm und zur Beziehungskomödie.

In Spanien selbst sind die erfolgreichsten Filme Teenagerkomodien mit Sex, Drogen und viel Musik. Manche Erfolge aber nur schwer auf andere Länder übertragen, meint der deutsche Verleiher Stefan Paul:

"Gut wir schalten von vornherein gleich bestimmte Bereiche aus. Wir kaufen keine Horrorfilme, wir kaufen keine Actionfilme, keine Animationsfilme. Dokumentarschen sind schwierig. Wir gehen mehr auf Drama, anspruchsvolles Kunstkino, da war in den letzten Jahren eigentlich durchaus was zu sehen. Komödien ist schwierig.

Der mediterrane Touch der Spanier und auch der Italiener, da muss man sehr genau hingucken und das bedarf auch einer ziemlichen Marketingstrategie, dass in Deutschland zu verkaufen. Mit Komödien sind wir schon mehr auf die Nase gefallen als mit anständigem Drama."