Die Transformation einer Gedenkstätte
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Das Valle de los Caidos ist als Gedenkstätte für die Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs umstritten: Lange Zeit diente es vor allem dem Selbstbild des Diktators Franco. Das Projekt "Deep Space" will Besuchern des Ortes auch die dunkle Seite vor Augen führen.
Das Valle de los Caidos ("Tal der Gefallenen") nahe Madrid ist eine große Gedenkstätte, die auf Initiative des spanischen Diktators Francisco Franco errichtet wurde. Sie ist den Gefallenen des Spanischen Bürgerkriegs gewidmet und gehört zu den meistumstrittenen Gedenkstätten der Welt. Denn: Inmitten reizvoller und genau durchkomponierter Landschaft gelegen, steht sie für die Glorifizierung der politisch dunklen Vergangenheit Spaniens.
Das Areal beherbergte auch die Baracken Tausender republikanischer Kriegsgefangener. Doch solche Informationen und Erklärungen bekämen die Touristen normalerweise nicht, sagt die Landschaftsarchitektin Elizabeth Sikiaridi. Im Rahmen des interdisziplinären Projekts "Deep Space" will die Britin mit anderen Forscherinnen und Forschern in dem Berliner Think Tank und Design Lab Hybrid Space Lab das Franco-Monument mit digitalen Mitteln transformieren – zunächst, ohne es äußerlich zu verändern, sondern als Augmented Reality. Es ist ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt, das sich Erinnerungsräumen, Erinnerungspolitik und umstrittenen Gedenkstätten im digitalen Zeitalter zuwendet.
Andere Einsichten gewinnen
Dies könne unter anderem etwa so aussehen, dass Besucherinnen und Besucher sich den Ort über ein Tablet anschauten und so einen Eindruck davon bekämen, wie der Ort während der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges ausgesehen habe, erläutert Sikiaridi. Das Ziel sei es, andere Einsichten zu gewinnen, wenn man sich durch das Gelände bewege.
Und: "Wir dachten uns: Plötzlich versteht man den Ort viel besser, wenn man den Scheinwerfer auch auf die republikanischen Gefallenen und Gefangenen wirft, deren sterbliche Überreste aus Massengräbern aus dem ganzen Land ins Valle de los Caidos gebracht wurden, ohne dass die Verwandten davon Kenntnis hatten oder ihr Einverständnis gegeben hatten", sagt Sikiaridi.
(mkn)