Spanien

General Francos Leiche soll umgebettet werden

Eine von Rost verfärbte Kette hängt am 12.10.2011 auf dem Gelände des Tals der Gefallenen (Valle de los Caídos) nahe Madrid. Die Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen der faschistischen Truppen Francos im Spanischen Bürgerkrieg gilt als bedeutendes architektonisches Symbol der Diktatur Francos.ge Española, José Antonio Primo de Rivera. |Foto: Bodo Marks Verwendung weltweit
In dem Mausoleum befinden sich außer den sterblichen Überresten des Diktators Franco auch die Gebeine von rund 30.000 Gefallenen des Spanischen Bürgerkrieges © Bodo Marks/ dpa
Marc Dugge im Gespräch mit Shanli Anwar  · 21.07.2018
Spaniens Regierung will die Gebeine des einstigen faschistischen Machthabers Francisco Franco umbetten. Die meisten Spanier sähen das völlig entspannt, sagt Madrid-Korrespondent Marc Dugge, aber die Vergangenheitsbewältigung sei bisher ausgeblieben.
Die sozialistische Regierung in Spanien will die Gebeine des Faschistischen Präsidenten (1892-1975) bald umbetten. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez sprach sich im Parlament in Madrid dafür aus, stattdessen eine Gedenkstätte für die Opfer der Franco-Diktatur zu errichten. Die Regierung wollte die Aktion bereits im Juli durchführen, aber es gibt noch rechtliche Fragen zu klären. Das Mausoleum nahe Madrid dient Rechtsextremen als Pilgerstätte.

Geringe Proteste

"Es ist auf keinen Fall so, dass wir in Spanien eine ganz große Gegnerschaft gegen die Pläne haben", sagte Spanien-Korrespondent Marc Dugge im Deutschlandfunk Kultur. Es habe zwar Demonstrationen von einigen hundert oder einigen tausend Demonstranten gegen die Umbettung gegeben. Aber: "Es ist nicht so, dass wir hier noch sehr viele Francisten haben."
Der spanische Diktator General Francisco Franco am 26.05.1974 in Madrid. Im Hintergrund der spanische Thronanwärter und spätere König Juan Carlos. |
Der spanische Diktator Francisco Franco 1974 in Madrid © UPI/dpa
Dugge erinnerte daran, dass Spanien sich nach dem Tod Francos 1975 eine demokratische Struktur und Verfassung gegeben habe. "Der Preis dafür war eine Amnestie." Beide politischen Lager hätten damals beschlossen über die Vergangenheit erst einmal einen Mantel des Schweigens zu hüllen und sich nicht etwa der juristischen Aufarbeitung zu widmen. Das sei der Preis dafür gewesen, dass Spanien demokratisch wurde und bald der EU beitrat.

Immer noch Massengräber

"In diesen letzten 40 Jahren ist tatsächlich in Richtung Aufarbeitung ganz wenig passiert", sagte der Journalist. Deshalb gebe es in Spanien bis heute sehr viele Massengräber, selbst entlang von Bundesstraßen. Es seien immer noch Menschen verscharrt, deren sterbliche Überreste noch nicht ordentlich bestattet seien. Das sei für viele Spanier immer noch ein großes Problem. Aber die Lagerbildung der damaligen Zeit habe sich inzwischen ein wenig aufgelöst. Vielleicht schaffe es Sánchez jetzt, den Leichnam des früheren Diktators tatsächlich umbetten zu lassen. Was stattdessen an gleicher Stelle folgen soll, sei noch offen und in der Debatte.
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