Spagat zwischen Bildung und Vergnügen
Die genialen Erfindungen und elektrizitätssüchtigen Verrücktheiten des Italieners Alessandro Voltas (1745-1827) bieten das ideale Thema für einen weiteren Band der Kindersachbuchreihe "Lebendige Biographien" des Arena Verlags.
In der "Pistole" befand sich ein Gasgemisch. Über eine elektrische Leitung entzündete der Forscher darin einen Funken. Das Gas explodierte, aus der Pistole schoss ein Korken, der Adel applaudierte und die Nachwelt preist die seltsame Apparatur als ersten Mini-Eintaktmotor der Welt - ein Gasgemisch, eine Zündkerze, ein Takt, ein Knall.
Die genialen Erfindungen und elektrizitätssüchtigen Verrücktheiten des Italieners Alessandro Voltas (1745-1827) bieten das ideale Thema für einen weiteren Band der Kindersachbuchreihe "Lebendige Biographien" des Arena Verlags. Im Zentrum jedes Bandes steht eine Figur von weltgeschichtlicher Bedeutung, darunter viele Naturwissenschaftler wie Gregor Mendel, Thomas Alva Edison, Alexander Humboldt oder Marie Curie. Locker erzählen sie in Ich-Form über ihr Leben und Wirken, wobei die Titelwahl - "Edison und die Erfindung des Lichts", "Humboldt und die wahre Entdeckung Amerikas", "Alexander der Große und die Grenzen der Welt" - auch den tieferen Anspruch der Bücher verdeutlicht: Die jugendlichen Leserinnen und Leser sollen nebenbei wichtige Epochen und kulturgeschichtliche Umbrüche kennenlernen.
Zu den unangestrengten Texten kommen Info-Kästen, die Seitenaspekte beleuchten, und natürlich reichlich Illustrationen. Hier punkten die Bände vor allem mit ihren Comics, die Versuchsapparaturen, physikalische Gesetze oder Kartenmaterial darstellen. Die meisten Comics aber wollen einfach nur amüsieren, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert.
Bravourös schaffen die Biografien den Spagat zwischen Bildung und Vergnügen, deshalb ist es Jammern auf hohem Niveau, wenn man bemängeln muss, dass einige Texte dem Anspruch der Reihe nicht ganz gerecht werden können. So liefert der italienische Autor Luca Novelli, als Erfinder der Reihe bei Arena für etliche Bände verantwortlich, zwar viel historischen Background. Dessen Relevanz ist jedoch nicht immer einsehbar. Sicherlich wurde Alessandro Volta von Napoleon gefördert. Müssen Napoleons Feldzüge deshalb im Detail aufgelistet werden?
Der knappe Platz hätte für spannendere historische Einblicke genutzt werden können. So erwähnt der Autor zwar die künstlichen Enten, die zu Voltas Zeit als Attraktion galten. Sie bestanden aus vielen Hundert Teilen, konnten planschen und quaken. Doch das war kein lustiger Gag, wie der Autor andeutet. Die Menschen damals strömten zu solchen Attraktionen nicht nur staunend, sondern auch entsetzt. Die aufkommende Mechanisierung würde als wertvoll empfundene Lebenszusammenhänge zerreißen, das spürte man deutlich. Wer das Projekt Naturwissenschaft nur als Geschichte bahnbrechender Erfolge erzählen kann, muss solche Aspekte übersehen - dabei könnten gerade sie Jugendlichen helfen, unsere moderne Welt in ihrer Janusköpfigkeit zu verstehen. Doch wie gesagt: Der Mangel schmerzt nur deshalb, weil die Grundidee der "Lebendigen Biographien" so stimmig ist.
Besprochen von Susanne Billig
Luca Novelli: Volta und die Seele der Roboter
Aus dem Italienischen von Petra Kaiser
Arena Verlag, Würzburg 2010
107 Seiten, 9,95 Euro
Die genialen Erfindungen und elektrizitätssüchtigen Verrücktheiten des Italieners Alessandro Voltas (1745-1827) bieten das ideale Thema für einen weiteren Band der Kindersachbuchreihe "Lebendige Biographien" des Arena Verlags. Im Zentrum jedes Bandes steht eine Figur von weltgeschichtlicher Bedeutung, darunter viele Naturwissenschaftler wie Gregor Mendel, Thomas Alva Edison, Alexander Humboldt oder Marie Curie. Locker erzählen sie in Ich-Form über ihr Leben und Wirken, wobei die Titelwahl - "Edison und die Erfindung des Lichts", "Humboldt und die wahre Entdeckung Amerikas", "Alexander der Große und die Grenzen der Welt" - auch den tieferen Anspruch der Bücher verdeutlicht: Die jugendlichen Leserinnen und Leser sollen nebenbei wichtige Epochen und kulturgeschichtliche Umbrüche kennenlernen.
Zu den unangestrengten Texten kommen Info-Kästen, die Seitenaspekte beleuchten, und natürlich reichlich Illustrationen. Hier punkten die Bände vor allem mit ihren Comics, die Versuchsapparaturen, physikalische Gesetze oder Kartenmaterial darstellen. Die meisten Comics aber wollen einfach nur amüsieren, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert.
Bravourös schaffen die Biografien den Spagat zwischen Bildung und Vergnügen, deshalb ist es Jammern auf hohem Niveau, wenn man bemängeln muss, dass einige Texte dem Anspruch der Reihe nicht ganz gerecht werden können. So liefert der italienische Autor Luca Novelli, als Erfinder der Reihe bei Arena für etliche Bände verantwortlich, zwar viel historischen Background. Dessen Relevanz ist jedoch nicht immer einsehbar. Sicherlich wurde Alessandro Volta von Napoleon gefördert. Müssen Napoleons Feldzüge deshalb im Detail aufgelistet werden?
Der knappe Platz hätte für spannendere historische Einblicke genutzt werden können. So erwähnt der Autor zwar die künstlichen Enten, die zu Voltas Zeit als Attraktion galten. Sie bestanden aus vielen Hundert Teilen, konnten planschen und quaken. Doch das war kein lustiger Gag, wie der Autor andeutet. Die Menschen damals strömten zu solchen Attraktionen nicht nur staunend, sondern auch entsetzt. Die aufkommende Mechanisierung würde als wertvoll empfundene Lebenszusammenhänge zerreißen, das spürte man deutlich. Wer das Projekt Naturwissenschaft nur als Geschichte bahnbrechender Erfolge erzählen kann, muss solche Aspekte übersehen - dabei könnten gerade sie Jugendlichen helfen, unsere moderne Welt in ihrer Janusköpfigkeit zu verstehen. Doch wie gesagt: Der Mangel schmerzt nur deshalb, weil die Grundidee der "Lebendigen Biographien" so stimmig ist.
Besprochen von Susanne Billig
Luca Novelli: Volta und die Seele der Roboter
Aus dem Italienischen von Petra Kaiser
Arena Verlag, Würzburg 2010
107 Seiten, 9,95 Euro