Späte Sühne
Mehr als 50 Jahre nach dem Mord an Patrice Lumumba, erster frei gewählter Ministerpräsident im Kongo, sollen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Seine Familie klagt gegen mehrere noch lebende Belgier.
"Telema Pona Kongo – wir stehen auf für den Kongo", rappen die acht jungen Frauen und Männer, die aus der Demokratischen Republik Kongo stammen. Sie leben in Europa und interessieren sich für ihre Wurzeln. Patrice Lumumba spielt dabei eine herausragende Rolle.
Er war der erste frei gewählte Ministerpräsident im Kongo, der ehemaligen Kolonie Belgiens. Wohl weil er die Verbrechen während der Kolonialzeit anprangerte und sich dagegen wehrte, sein Land weiter ausbeuten zu lassen, wurde er ermordet. 1961, nicht einmal ein Jahr nach Amtsübernahme:
"Die Schulbücher in Belgien berichten wenig über die Fakten oder sie verfälschen sie sogar. Patrice Lumumba wurde ermordet, und Belgien spielt dabei eine große Rolle. Die jungen Belgier, gerade die mit kongolesischen Wurzeln, fordern, dass die Wahrheit endlich ans Tageslicht kommt und dass man erfährt, wer Lumumba wirklich war."
Isabelle Minnon hat Vorfahren aus dem Kongo, heute engagiert sie sich in Brüssel in einer gemeinnützigen Organisation für das afrikanische Erbe. Sie hofft – wie viele – auf Gerechtigkeit. 1961 wurde Lumumba verschleppt und getötet. Seine Knochen löste man in Säure auf, denn sein Grab sollte nicht zur Pilgerstätte werden. Nun, ein halbes Jahrhundert später, droht den Verantwortlichen doch noch der Prozess:
"Wir vertreten drei Söhne und die Witwe Lumumbas, genannt Mutter Pauline. Sie leben im Kongo. Sie haben uns gebeten, eine Klage wegen des Mordes an ihrem Vater einzureichen. Sie fordern einen Prozess."
Christophe Marchand ist einer der Anwälte, die Lumumbas Familie vor Gericht vertreten. Eigentlich sollte die Klage schon viel früher eingereicht werden; vergangenen Sommer, als die Demokratische Republik Kongo den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feierte, doch der Fall ist einfach kompliziert. Die Fakten belasten das belgische Königshaus, sie verweisen auf den US-Geheimdienst und führen bis nach Westdeutschland. Dort soll damals einer der Mörder untergekommen sein. Die Klage richtet sich aber nur gegen die noch lebenden Belgier:
"Es sind noch viele - zwölf, dreizehn oder vielleicht vierzehn - die noch leben. Sie sind heute zwischen 75 und 90 Jahren alt, also ziemlich betagt."
Lumumbas Familie will, dass sie wegen Kriegsverbrechen verurteilt werden. Zwar hat der Staat Belgien Anfang 2000 eine Untersuchungskommission eingerichtet und danach eine moralische Schuld eingeräumt, zur Rechenschaft wurde aber niemand gezogen:
"Es geht der Familie nicht darum, dass diese Menschen ins Gefängnis gehen. Es geht darum, die Verantwortlichen juristisch zu benennen."
Heute ist Lumumba für Afrikaner ein Nationalheld. Auf Straßenfesten verkauft Isabelles Organisation T-Shirts mit seinem Konterfei. Sie erinnern an die, die man vom Guerillaführer Che Guevara kennt:
"Die Lumumba-Shirts, ähnlich wie die von Che Guevara, die Anstecker und Aufkleber sind Werkzeuge. Sie helfen den jungen Menschen, die Sache voranzutreiben, hier in Belgien genauso wie im Kongo."
Patrice Lumumba soll einmal ein genauso bekanntes Symbol für die Freiheit werden wie Che Guevara. Der Prozess ist da nur der Anfang.
Er war der erste frei gewählte Ministerpräsident im Kongo, der ehemaligen Kolonie Belgiens. Wohl weil er die Verbrechen während der Kolonialzeit anprangerte und sich dagegen wehrte, sein Land weiter ausbeuten zu lassen, wurde er ermordet. 1961, nicht einmal ein Jahr nach Amtsübernahme:
"Die Schulbücher in Belgien berichten wenig über die Fakten oder sie verfälschen sie sogar. Patrice Lumumba wurde ermordet, und Belgien spielt dabei eine große Rolle. Die jungen Belgier, gerade die mit kongolesischen Wurzeln, fordern, dass die Wahrheit endlich ans Tageslicht kommt und dass man erfährt, wer Lumumba wirklich war."
Isabelle Minnon hat Vorfahren aus dem Kongo, heute engagiert sie sich in Brüssel in einer gemeinnützigen Organisation für das afrikanische Erbe. Sie hofft – wie viele – auf Gerechtigkeit. 1961 wurde Lumumba verschleppt und getötet. Seine Knochen löste man in Säure auf, denn sein Grab sollte nicht zur Pilgerstätte werden. Nun, ein halbes Jahrhundert später, droht den Verantwortlichen doch noch der Prozess:
"Wir vertreten drei Söhne und die Witwe Lumumbas, genannt Mutter Pauline. Sie leben im Kongo. Sie haben uns gebeten, eine Klage wegen des Mordes an ihrem Vater einzureichen. Sie fordern einen Prozess."
Christophe Marchand ist einer der Anwälte, die Lumumbas Familie vor Gericht vertreten. Eigentlich sollte die Klage schon viel früher eingereicht werden; vergangenen Sommer, als die Demokratische Republik Kongo den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit feierte, doch der Fall ist einfach kompliziert. Die Fakten belasten das belgische Königshaus, sie verweisen auf den US-Geheimdienst und führen bis nach Westdeutschland. Dort soll damals einer der Mörder untergekommen sein. Die Klage richtet sich aber nur gegen die noch lebenden Belgier:
"Es sind noch viele - zwölf, dreizehn oder vielleicht vierzehn - die noch leben. Sie sind heute zwischen 75 und 90 Jahren alt, also ziemlich betagt."
Lumumbas Familie will, dass sie wegen Kriegsverbrechen verurteilt werden. Zwar hat der Staat Belgien Anfang 2000 eine Untersuchungskommission eingerichtet und danach eine moralische Schuld eingeräumt, zur Rechenschaft wurde aber niemand gezogen:
"Es geht der Familie nicht darum, dass diese Menschen ins Gefängnis gehen. Es geht darum, die Verantwortlichen juristisch zu benennen."
Heute ist Lumumba für Afrikaner ein Nationalheld. Auf Straßenfesten verkauft Isabelles Organisation T-Shirts mit seinem Konterfei. Sie erinnern an die, die man vom Guerillaführer Che Guevara kennt:
"Die Lumumba-Shirts, ähnlich wie die von Che Guevara, die Anstecker und Aufkleber sind Werkzeuge. Sie helfen den jungen Menschen, die Sache voranzutreiben, hier in Belgien genauso wie im Kongo."
Patrice Lumumba soll einmal ein genauso bekanntes Symbol für die Freiheit werden wie Che Guevara. Der Prozess ist da nur der Anfang.