Space-Art im Erdorbit

Der Weltraum als Kunstgalerie

Menschen auf einem Globus halten großes Teleskop
Trevor Paglen will einen sogenannten CubeSat ins All schicken, der den Sternenhimmel bereichern soll. © imago stock&people
Künstlerkollektiv quadrature im Gespräch · 09.10.2017
Der US-Künstler Trevor Paglen plant Spektakuläres: Er will einen Satelliten ins All schicken, dessen einziger Zweck es ist, gesehen zu werden. Hat der Satellit die Umlaufbahn erreicht, entfaltet er einen Ballon in Form eines Diamanten, der das Sonnenlicht reflektiert.
Der Künstler Trevor Paglen plant Großes: Zusammen mit dem Nevada Museum of Art will Paglen den Orbit zum Kunstraum machen. Seine Idee: Einen Satelliten ins All zu schießen, dessen einziger Zweck es sein soll, von der Erde aus gesehen zu werden. Noch laufen die Planungen, aber im Frühjahr 2018 soll es los gehen.
Paglen will dann einen sogenannten CubeSat ins All schicken, also ein vergleichsweise kleiner Würfel, aus dem sich dann ein Ballon entfaltet, der mit einer Silberfolie beschichtet ist und die Form eines Diamanten annimmt, und der so das Sonnenlicht reflektiert. Der "Orbital Reflector" genannte Satellit wird so möglichst von jedem Ort der Erde aus zu sehen sein. Zwei Monate soll der Satellit im Erdorbit bleiben und dann verglühen.
Paglen ist nicht der Erste, der die Idee zu einem Kunstobjekt im Weltraum hatte: Schon in der Sowjetunion hatten Künstler wie Majakowski Pläne für solche Installationen, konnten diese aber nicht umsetzen.
Ein Modell des ersten Satelliten in der Erdumlaufbahn, Sputnik I
Ein Modell des ersten Satelliten in der Erdumlaufbahn© dpa / ap / Ivan Sekretarev

Ein neuer Kunstraum

Das Projekt sei die Erschließung eines neuen Kunstraums, eines neuen öffentlichen Raumes", sagt Juliane Götz vom Berliner Kunstkollektiv quadrature. Und ihr Kollege Sebastian Neitsch geht noch einen Schritt weiter: "Er erschafft einen neuen künstlichen Stern."
Das Objekt sei "für den Kontext sehr schlau gestaltet", meint Neitsch:
"Er will ja ein Kunstobjekt hochschicken, was man von möglichst überall auf der Welt sieht, ohne dass es selber leuchtet, es reflektiert das Sonnenlicht und dafür eignet sich eine Diamantenform am besten, weil man möglichst viele Flächen hat, die sichtbar sind und gut reflektieren."
Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass ein solch künstlicher Stern z.B. bei Naturvölkern, deren Mythen auf Sternbildern gründen, für erhebliche Verwirrung sorgen könnte. Man wisse auch nicht, welche Auswirkungen dieses Flugobjekt auf die Arbeit von Astronomen haben werde. Und Juliane Götz ergänzt:
"Eine Befürchtung ist natürlich: Was ist, wenn irgendwann kommerzielle Unternehmen den Himmel als Werbefläche für sich entdecken? Wenn man sich also vorstellt, dass nachts das Nike-Logo über den Himmel fliegt und leuchtet."

Info: Das Berliner Künstlerkollektiv quadrature beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit den Auswirkungen der menschlichen Expansion in den Weltraum. So widmet sich beispielsweise ihre Arbeit "Positions of the Unknown" den zahlreichen geheimen Satelliten im All, deren Position aber von Hobby-Satellitenjägern ermittelt wurde.

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