Soziologe Kumkar sieht keine tiefen ideologischen Gräben in der deutschen Gesellschaft

    Nils Kumkar blickt verschmitzt lächelnd in die Kamera.
    Der Soziologe Nils Kumkar © picture alliance / HMB Media / Uwe Koch
    Der Soziologe Nils Kumkar macht sich keine Sorgen über eine Polarisierung der Gesellschaft. In Deutschland sieht er keine tiefen, ideologischen Gräben. Dem "Spiegel" sagte Kumkar, die Gesellschaft zerfalle nicht in "grüne Latte-Schlürfer und AfD-Wutbürger". Als Beispiel führte der Soziologe die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Klöckner, zum Christopher-Street-Day keine Regenbogenflagge am Bundestag zu hissen, an. Damit positioniere sie sich zwischen zwei Lagern, die sich selbst dazu gar nicht zu Wort gemeldet hätten. Man könne meinen, es gäbe da draußen ein konsolidiertes links-grünes Woke-Lager und auf der anderen Seite eine große Gruppe konservativer Christen. "Die gibt es so aber nicht."Der Konflikt zwischen Extremmeinungen wird Kumkar zufolge oft nur unterstellt. So sei es etwa in der Debatte über die ehemalige Richterkandidatin der SPD für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, gewesen. Erst durch die Erzählung, es gebe eine linksradikale Szene, die das Verfassungsgericht kapern wolle, sei daraus ein politisches Problem entstanden. Kumkar betont, das Konzept der Polarisierung sei nur so mächtig, weil es so diffus sei und gleichzeitig Klarheit suggeriere.