Soziologe: Familienförderung sollte "zielführender" eingesetzt werden

Nach Ansicht des Familiensoziologen Hans Bertram sollten staatliche Mittel zur Familienförderung "zielführender" eingesetzt werden als bisher. In Deutschland gebe es im Unterschied zu anderen Ländern ein wild gewachsenes, sehr undurchschaubares System der Familienförderung, sagte Bertram im Deutschlandradio Kultur.
Bertram, unter dessen Federführung der siebte Familienbericht der letzten Bundesregierung entstand, begrüßte die für 2007 geplante Einführung des Elterngeldes als "hilfreiche Perspektive" für junge Familien. Damit versuche der Staat, finanzielle Einbußen auszugleichen. Außerdem beruhe das Elterngeld auf der Vorstellung, dass Mann und Frau nicht nur im Grundgesetz, sondern auch in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten gleichberechtigt seien, äußerte Bertram:

"Das Elterngeld soll sicherstellen, dass der Partner, der sich für eine bestimmte Zeit für ein Kind entscheidet, sich nicht unbedingt in die ökonomische Abhängigkeit eines anderen Partners begeben muss."

Der Familiensoziologe nannte mögliche neue Ansätze finanzieller Familienförderung: Denkbar sei es, die heutigen Formen des Ehegattensplitting stärker in Richtung eines "Kindersplittung" zu verändern. Damit werde bei der Steuerersparnis auch die Zahl der Kinder berücksichtigt. Eine weitere Möglichkeit seien die in England üblichen "Tax credit"-Systeme. In solchen Systemen werde in der Regel unabhängig vom Einkommen für alle Kinder das gleiche Geld aufgewandt.

Die Entscheidung für Kinder beruhe allerdings nicht nur auf finanziellen Anreizen, betonte Bertram:

"Der Staat gibt Geld, die Menschen kriegen Kinder, das glaube ich einfach nicht."

Es komme hingegen auf ein bestimmtes Umfeld an, das auch Zeit für Partnerschaft und Kinder sowie eine entsprechende Infrastruktur bieten müsse, sagte Bertram.

Sie können das Gespräch mit Hans Bertram für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.