Souveräner Blick hinter die Unruhe der Tage
Zum 80. Geburtstag der Dichterin Elisabeth Borchers erscheint nun ein neuer Gedichtband. „Zeit. Zeit“ lautet der Titel und die Lyrikerin öffnet dem Leser „lautlos“ ungeahnte Welten. Die nach Klarheit und Stille strebenden, fast meditativen Versen der Dichterin wirken durch eine mutige Zartheit in der Sprache und werfen einen souveränen Blick hinter die Unruhe der Tage.
„Ein Gedicht ist nicht diktierbar. Es setzt nicht Kenntnisse voraus, sondern Erfahrung“, schreibt die Dichterin Elisabeth Borchers 1987, indem sie darüber nachdenkt, wie ein Gedicht entsteht. Ein Jahr zuvor war im Suhrkamp Verlag ihr Gedichtband Wer lebt erschienen, für den sie mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis geehrt wurde. Die Gedichte würden, so die Begründung der Jury, Modernität und Traditionsbewusstsein gleichermaßen zur Geltung bringen.
Diese Begriffe erscheinen neben den nach Klarheit und Stille strebenden, fast meditativ wirkenden Versen der Dichterin wie Giganten. Doch die mutige Zartheit, mit der Borchers ihre Spracharbeit absolviert, weiß sich mühelos zu behaupten und öffnet dem Leser „lautlos“ ungeahnte Welten.
So beginnt die Sammlung Wer lebt mit dem Fünfzeiler:
„Lautlos decken die Dachdecker das Dach,
erfindet der Töpfer den Topf,
vor neunhundert Jahren starben
hier Kinder an Pest.
Lautlos steht es geschrieben“
Der Ton das Gedichtbandes ist damit angeschlagen und der mit dieser Poesie Vertraute vermag die gelegte Spur aufzunehmen.
1926 in Homburg am Niederrhein geboren und im Elsass aufgewachsen, erscheint 1961 Elisabeth Borchers erste Sammlung von Gedichten. Seit 1960 ist sie als Verlagslektorin erst bei Luchterhand, dann im Suhrkamp Verlag tätig und entwickelt einen über Jahrzehnte währenden Dialog mit der Literatur.
Auch als Übersetzerin (seit 1962 aus dem Französischen), Kinderbuch- und Hörspielautorin (seit 1963) und Herausgeberin leistet sie eine Arbeit, bei der stets das Gespräch im Zentrum steht. So ist Elisabeth Borchers seit 1957 mit der im schwedischen Exil lebenden Nelly Sachs (1891-1970) befreundet und betreut als Lektorin des Luchterhand Verlages deren Übertragungen der Erik Lindegren-Gedichte (1963) sowie die Anthologie Schwedische Gedichte von 1965. 1989 wird sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Rechtzeitig zu ihrem 80. Geburtstag wartet der Suhrkamp Verlag nun mit einem neuen Gedichtband der verehrten Dichterin auf. Zeit. Zeit lautet der Titel und wirft einen, wie es in der Verlagsankündigung heißt, „souveränen Blick hinter die Unruhe der Tage“.
In vier Abteilungen mit den Sujets „Ergriffensein“, „Nicht zu tilgen“, „Der Mond, das Maß aller Helligkeit“, „Die Bilder an meiner Wand“ fließen nicht nur die Zeiten in magischen Strömen ineinander. Auch die wahrgenommenen Konturen, Blicke und Bewegungen, die den „Schauder“ der poetischen Phantasie wie im gleichnamigen Gedicht entfachen, verzweigen sich metaphorisch ineinander:
„Wenn der Bach versiegt
wenn die Wörter versiegen
wenn der Wind vorüberweht
und ich immer bin, wo nichts mehr ist.“
Erneut wird anhand dieser Gedichte deutlich, wie wichtig der Dichterin Visuelles ist, wie wichtig Farben und Licht sind, auch wenn diese nun auch auf die Nachtseite des Lebens weisen und den Mond als „das Maß aller Helligkeit“ begreifen.
Elisabeth Borchers: Zeit. Zeit Gedichte
Suhrkamp Verlag 2006
48 Seiten, 12,80 Euro
Diese Begriffe erscheinen neben den nach Klarheit und Stille strebenden, fast meditativ wirkenden Versen der Dichterin wie Giganten. Doch die mutige Zartheit, mit der Borchers ihre Spracharbeit absolviert, weiß sich mühelos zu behaupten und öffnet dem Leser „lautlos“ ungeahnte Welten.
So beginnt die Sammlung Wer lebt mit dem Fünfzeiler:
„Lautlos decken die Dachdecker das Dach,
erfindet der Töpfer den Topf,
vor neunhundert Jahren starben
hier Kinder an Pest.
Lautlos steht es geschrieben“
Der Ton das Gedichtbandes ist damit angeschlagen und der mit dieser Poesie Vertraute vermag die gelegte Spur aufzunehmen.
1926 in Homburg am Niederrhein geboren und im Elsass aufgewachsen, erscheint 1961 Elisabeth Borchers erste Sammlung von Gedichten. Seit 1960 ist sie als Verlagslektorin erst bei Luchterhand, dann im Suhrkamp Verlag tätig und entwickelt einen über Jahrzehnte währenden Dialog mit der Literatur.
Auch als Übersetzerin (seit 1962 aus dem Französischen), Kinderbuch- und Hörspielautorin (seit 1963) und Herausgeberin leistet sie eine Arbeit, bei der stets das Gespräch im Zentrum steht. So ist Elisabeth Borchers seit 1957 mit der im schwedischen Exil lebenden Nelly Sachs (1891-1970) befreundet und betreut als Lektorin des Luchterhand Verlages deren Übertragungen der Erik Lindegren-Gedichte (1963) sowie die Anthologie Schwedische Gedichte von 1965. 1989 wird sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Rechtzeitig zu ihrem 80. Geburtstag wartet der Suhrkamp Verlag nun mit einem neuen Gedichtband der verehrten Dichterin auf. Zeit. Zeit lautet der Titel und wirft einen, wie es in der Verlagsankündigung heißt, „souveränen Blick hinter die Unruhe der Tage“.
In vier Abteilungen mit den Sujets „Ergriffensein“, „Nicht zu tilgen“, „Der Mond, das Maß aller Helligkeit“, „Die Bilder an meiner Wand“ fließen nicht nur die Zeiten in magischen Strömen ineinander. Auch die wahrgenommenen Konturen, Blicke und Bewegungen, die den „Schauder“ der poetischen Phantasie wie im gleichnamigen Gedicht entfachen, verzweigen sich metaphorisch ineinander:
„Wenn der Bach versiegt
wenn die Wörter versiegen
wenn der Wind vorüberweht
und ich immer bin, wo nichts mehr ist.“
Erneut wird anhand dieser Gedichte deutlich, wie wichtig der Dichterin Visuelles ist, wie wichtig Farben und Licht sind, auch wenn diese nun auch auf die Nachtseite des Lebens weisen und den Mond als „das Maß aller Helligkeit“ begreifen.
Elisabeth Borchers: Zeit. Zeit Gedichte
Suhrkamp Verlag 2006
48 Seiten, 12,80 Euro