Soul-Pop

Rau, rumplig, wild und hemmungslos

Von Jutta Petermann  · 14.03.2014
Die Multiinstrumentalistin, Sängerin und Komponistin Joan Wasser alias Joan as Police Woman ist auf ihrem neuen Album "The Classic" eine Frau, die ihre Lebenslust genauso zeigt wie ihre Wunden - klanglich verpackt in einen bestechend innigen und angenehm ungeschliffenen Mix aus Rock und Soul.
Ihre Musik ist Ekstase in ihren verschiedenen, manchmal ganz gegensätzlichen Erscheinungsformen. Unbeschwertheit und Zweifel liegen so nah beieinander, manchmal nur einen Song voneinander entfernt. Gerade noch tanzte Joan völlig übermütig zu den Soul-Rock-Rumplern "Witness" oder "Holy City", dann kokettiert sie im Jazz und Doo-Wop verbindenden Titelstück "The Classic" wie ein 60er Jahre Teenager mit ihrem Herzensjungen.
Aber plötzlich ist sie mit "Good Together" im Mittelteil, sozusagen beim Herz der Platte, bei den tieferen und schmerzenden Seiten ihres Innenlebens. Kanzelt einen Ex-Lover ab, der im Nachhinein die gescheiterte Beziehung schönreden will, um nochmal Sex zu bekommen oder in "New Years Day" geht es darum, die eigenen Schwächen zu akzeptieren. Ihre Musik, ihr Gesang werden da ganz nach innen gekehrte Intensität, die manchmal ins selbstvergessen-extatische tendiert.
Es ist eine besondere Art, wie sich Joan Wasser an ihren Vorbildern wie Marvin Gay, Tammy Terrell oder Barry White orientiert und in deren Geiste die 60er Soulsounds in ihren Indie-Rock herüberholt. Joan as Police Woman ist rau, rumplig, wild und hemmungslos. Das hebt sie von all den Musikern ab, die mit all zu glatten 60er-Jahre Referenzen ihren Pop aufpeppen. Ein Kollege von Zeit-Online nennt ihre Musik deshalb auch Hinterhof-Soul. Ganz passend wie ich finde, denn das trifft den Session Charakter dieses Live eingespielten Albums.
The Classic ist ein warmes, menschliches Album, das die Hand ausstreckt zu all denen, die in alle Richtungen intensiv empfinden.
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Label: PIAS