Sophie Hunger über "Halluzinationen"

Wie ein Salto, gestanden

12:00 Minuten
Die Musikerin Sophie Hunger steht bei einem Auftritt im Juli 2019 in einem Lichtkegel auf der Bühne und schaut nach oben.
Sophie Hunger singt auf ihrem neuen Album Deutsch und Englisch. Für die Entscheidung, welche Sprache sie wann nutzt, seien einzelne Wörter sehr entscheidend, sagt die Musikerin. © picture alliance / KEYSTONE / Peter Klaunzer
Moderation: Martin Böttcher · 27.08.2020
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Sie sehe und höre oft etwas, das nicht da sei, sagt die Songwriterin Sophie Hunger. Und daraus werde dann Musik. Ihr neues Album trägt den Titel "Halluzinationen". Das Wort habe sie fasziniert, weil es so schwer auszusprechen sei.
Aus der Menge der Singer-Songwriterinnen herauszustechen, ist nicht ganz einfach. Die in der Schweiz geborene und in Berlin lebende Musikerin Sophie Hunger schafft das mit einer ganz eigenen Mischung: Songs, die immer auch eine überraschende Wendung haben, eine warme, selbstbewusste Stimme, viel Ausstrahlung und ein gewisses experimentierfreudiges Herangehen an die eigene Musik. In einigen Tagen kommt ihr neues Album "Halluzinationen" heraus.
Sie habe Halluzinationen, sagt Sophie Hunger. Das sei ein anderes Wort für Musik. Sie sehe und höre oft etwas, das nicht da ist und nehme es dann auch noch auf, damit andere es sich anhören könnten.
Auf ihrer Platte singt sie - wie auch schon zuvor immer wieder - auf Deutsch und Englisch. Welche Sprache, das entscheide sich meist schon ganz am Anfang, wenn ein Song entsteht. "Meistens habe ich am Anfang ein paar Worte, die ich gerne mag". Dazu gehöre auch das Wort "Halluzinationen", weil es so schwer sei. "Wenn man es fertig gesagt hat, ist man sofort ein bisschen stolz auf sich, als würde man einen Salto machen - gestanden."

Spezielle Energie in den Abbey Road Studios

Entstanden ist das Album in den legendären Abbey Road Studios in London. Das sei ein spezieller Ort, sagt Hunger. "Weil da die moderne Pop-Aufnahmekultur begann. Die Beatles waren eine der ersten Popbands, die kommerziell Aufnahmen gemacht haben."
Man müsse aber nicht unbedingt an einen Geist von damals glauben, meint Hunger. "Ich glaube, dass jeder, der in diesem Raum ist, sich der Geschichte ein bisschen bewusst ist." Das gelte für die Tontechniker wie für die Musiker. "Dass sich alle so besonders fühlen, das führt vielleicht dazu, dass man eine spezielle Energie hat."

Immer weiter neue Klänge suchen

John Lennon habe damals durch einen Fehler einen neuen Sound gefunden. Er spielte ein Band reverse, also rückwärts ab. Dieser Effekt werde heute zum Beispiel viel im Hip-Hop genutzt. Sie selbst sei noch lange nicht fertig damit, neue Klänge zu erforschen. "Es ist unendlich. Diese Sachen haben keinen Anfang und kein Ende", sagt Sophie Hunger.
(abr)