Sonnenenergie für den Wohnungsbau

Von Wolfgang Nitschke |
In Zeiten der Klimaerwärmung und der CO2-Diskussionen finden erneuerbare Energien immer mehr Aufmerksamkeit. Insbesondere Solarenergie erfreut sich immer größerer Akzeptanz bei Kunden, zumal Solarstrom die erneuerbare Energie ist, die von Vater Staat am meisten gefördert wird. Bei der Fachmesse Intersolar 2008 in München wurden neue Trends der Branche präsentiert.
Dieser Roboter produziert Solarmodule – vollautomatisch und kostengünstiger als Menschen. Und: er arbeitet genauer – wenn es um Millimeterarbeit geht. Genau da sieht die Branche ihre Zukunft: denn Solaranlagen müssen billiger werden, wenn sie tatsächlich die große Zukunft haben sollen, die immer vorhergesagt wird. Die Kehrseite der Automatisierung ist aber auch in der Solarbranche der Abbau von Arbeitsplätzen. Fachjournalist Jochen Siemer:

"Das stimmt – aber der Faktor Arbeit bei der Herstellung von Zellen und Modulen, der war auch in früheren Zeiten schon vergleichsweise gering. Es geht hier eigentlich weniger darum, Arbeitskosten einzusparen, sondern darum, einen höheren Durchsatz zu erreichen, höhere Geschwindigkeit und eine höhere Sicherheit. Weniger Bruchraten bei den Zellen. Und es ist nun mal leider Gottes so – das kann man gut oder schlecht finden – ein Roboter kann so etwas störungsfreier als jeder Arbeiter."

Zumal die Solarzellen der nächsten Generation anders aufgebaut sein werden, als dies heute der Fall ist. Mit innovativen Zellenstrukturen lässt sich nämlich der Wirkungsgrad von Solarzellen erhöhen. Bei den so genannten Tandem- oder Multispektralzellen werden Zellen aus verschiedenen Halbleitern kombiniert, die gegenseitig ihre Energielücken überbrücken und so kann das Spektrum des Sonnenlichts effektiver genutzt werden. Wirkungsgrade von 38 Prozent konnten im Labor nachgewiesen werden. Trotz der höheren Kosten ein großer Vorteil Eine Innovation auf dem Solarmarkt ist sogar bereits serienreif und wurde 2008 mit einem Bundespreis ausgezeichnet. Willi Bieler, Inhaber der Firma Solarzentrum Allgäu, der den Preis entgegennehmen durfte

"Das besondere an unserem neuen Modul ist einfach die Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie. Das heißt: Wir machen auf einem Quadratmeter Strom und warmes Wasser. Es gibt fünf oder sechs verschiedene Firmen, die sich da schon lange den Kopf drüber zerbrechen, aber bei uns ist es halt so, dass wir eine Fertigung entwickelt haben, dass das Ding auch zu bezahlen ist."

Cirka zehn Prozent mehr muss der Häuslebauer für das Kombimodul anlegen – im Vergleich zu reinen Solarthermiemodulen. Er spart sich aber die zusätzliche Investition in eine solare Warmwasseranlage, weshalb sich die Sache rechnet. Ebenfalls innovativ ist die Firma alwitra, denn eine Abdichtung für sein Dach braucht jeder Bauherr und da kann man ja in die Dachbahn gleich noch Solarzellen integrieren. Patrick Börder:

"Wir sehen hier die weltweit erste stromerzeugende Dachbahn mit integrierten flexiblen PV-Modulen. Besonders ist, dass es zwei Dinge in Einem vereint, nämlich eine klassische Dachabdichtung und die Stromerzeugung mittels Dünnschicht-Siliziummodulen. Das taugt sicher nicht für alle Dächer, aber für die Meisten. Mit einem Kilogrammgewicht von vier Kilo pro Quadratmeter können Sie keine kristalinen Module auf ein Leichmetalldach aufbringen, aber mit unserem System ist das sehr wohl möglich."

Die Solarenergiebranche boomt, es gibt Innovationen und die gestiegenen Öl- und Gaspreise sorgen inzwischen auch für Konkurrenzfähigkeit. Trotzdem sollte der Bauherr genau überlegen, wo und wie er in Sonnenenergie investiert. Sonnenkollektoren auf einem falsch geneigten Dach kosten Geld und bringen kaum etwas – es sei denn, der Bauherr will mit seinen Investitionen hauptsächlich die Umwelt schützen. Bei Altbauten gibt es von Experten noch viel mehr Warnungen an Sonnenfreunde. Bauingenieur Dietrich Rieth:

"Das ist eigentlich die Philosophie: Nicht alles neu machen, sondern ergänzen. Und es muss sich gut ergänzen, dass ich offen bin, für neue Technologie, die ich zum Beispiel auf dem Dach habe, oder neben dem Gebäude und eben aber meine alte Heiztechnik mir reingebe. Es muss eben gesamtwirtschaftlich gesehen werden in einem Haushalt – sonst stimmt die Rendite nicht. Ich glaube, heute wird sehr viel nach ökologischen Gesichtspunkten entschieden, was sehr wichtig ist, aber das darf es nicht allein sein. Hier müssen die betriebswirtschaftlichen, also die Familienwirtschaftlichen Gesichtspunkte mit einbezogen werden und wenn man das macht, dann muss man das in kleinen Schritten machen."

Die Deutschen aber lassen sich von hohen Kosten und betriebswirtschaftlichen Argumenten nicht abschrecken. Im Jahr 2006 verbauten sie Solarzellen mit einer Leistung von 1200 Megawatt auf Dächern oder Freiflächen, das ist knapp die Hälfte des Solarstroms, der im Jahr 2006 weltweit hergestellt und installiert wurde.