Songs für verlorene Seelen

Von Jutta Petermann |
Wer spirituelle Lieder singt, ist längst noch nicht gottesfürchtig. „Miraculous Mule“ bedienen sich an alten, religiös aufgeladenen Liedern und machen daraus Gothic Rock'n'Roll und gefährlichen Blues – Blasphemie pur. Ihre neue selbstironische CD „Deep Fried“ ist trotzdem spaßig.
Der Blues gilt seit jeher als die Musik des Teufels, der zügellose Rock'n'Roll kommt gleich danach. So fügt es sich aufs Wunderbarste zu einem blasphemischen Ganzen, wenn das Londoner Trio alte, gottesfürchtige Liedtexte nehmen und sie zu düsteren Chorälen und heulendem Bluesgesang umwandeln. Irisch-katholisch erzogen, arbeiten sich die etwa 40-Jährigen an den alten Geistern ihrer Jugend ab, wie den ewigen Themen Sünde und Teufel.

Der eigentlich als Melancholiker bekannte Michael J Sheehy ist eine Londoner Szenegröße. Er und sein Bruder Pat bilden den Kern dieser Band, die sich als Hohepriester des Gothic Rocks inszeniert. Sie legen sich bei den schleppenden Swamp-Blues-Beats derart ins Zeug, als trügen sie an der Schlechtigkeit der ganzen Welt die Rechnung. Sie haben es auch nicht versäumt, aufs Cover ein Foto zu setzen, das eine exorzistische Szene zeigt. Durch diese Überspitzung bekommt das Ganze eine wohltuende selbstironische Note.

Der Vergangenheit verpflichtet
Sie schlagen sich ganz eindeutig auf die Seite der verlorenen Seelen und entlarven, ob gewollt oder nicht, die Manie des Bösen, die der Religion an sich innewohnt. Miraculous Mule sind der Vergangenheit verpflichtet, der alten US-amerikanischen Musik und den alten Kämpfen zwischen Erlösung und Verdammnis. Was dabei rauskommt, ist aber verdammt cool.

Miraculous Mule: „Deep Fried“
Label: Bronzerat