Corona im Sommer

Nach der Welle ist vor der Welle

08:01 Minuten
Illustration: Coronavirus in einem Vogelkäfig.
Kein Käfig für Corona: Die Herbstwelle kommt, und vielleicht auch schon eine Sommerwelle. © imago / Ikon Images / Gary Waters
Timo Ulrichs im Gespräch mit Nicole Dittmer · 24.06.2022
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Es ist der dritte Sommer mit Corona. Doch anders als in den vorherigen steigen die Ansteckungszahlen. Trotzdem bleibt die Politik locker und kostenlose Tests sollen wegfallen. Das ist keine gute Idee, findet der Humanwissenschaftler Timo Ulrichs.
Vielerorts fühlt es sich so an, als sei Corona bereits vorbei. Dazu trägt auch die Politik bei. So hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt, dass der bisher kostenfreie Corona-Bürgertest ab Juli drei Euro kosten soll, ausgenommen sind davon sogenannte vulnerable Gruppen wie ältere Menschen und Schwangere.
Für keine gute Idee hält dies Timo Ulrichs, Professor für internationale Not- und Katastrophenhilfe an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. Zwar sei Corona wegen anderer Krisen in den Hintergrund getreten, doch vorbei sei die Pandemie noch nicht.

Am besten ist es, die Infektion zu vermeiden

Spätestens im Herbst müsse man wieder aufs Testen zurückkommen, sagt Ulrichs. Und vor der Herbstwelle drohe bereits die Sommerwelle. Dies liege auch an einer Untervariante des bereits verbreiten Omikron-Typs des Coronavirus. Mit der könnten sich auch Menschen anstecken, die sich bereits mit Omikron infiziert hatten.
Deswegen widerspricht der Humanwissenschaftler auch Ideen, dass es gut wäre, wenn sich jetzt viele anstecken, um in der Bevölkerung einen breiten Immunschutz für den Herbst zu erzeugen. Das sei keine Option, denn das Beste sei, eine Infektion zu vermeiden – auch um der Gefahr von Long Covid zu entgehen, worunter mittlerweile eine halbe Million Menschen in Deutschland litten.
Wegen der sich aufbauenden Sommerwelle empfiehlt Ulrichs, sich weiterhin an die Schutzmaßnahmen zu halten. Dies gelte besonders für das Tragen von Masken in geschlossenen Räumen und im öffentlichen Personenverkehr.

Immunabwehr auch bei Kindern optimieren

Außerdem sei es wichtig, dass weiterhin geimpft werde. Eigentlich müsse schon jetzt eine Impfkampagne anlaufen, um für den Herbst dann gut gewappnet zu sein. Wer darauf warte, dass später im Jahr ein Impfstoff auf dem Markt komme, der speziell gegen Omikron schütze, riskiere einen schweren Verlauf oder Long Covid. Besser sei es, sich jetzt impfen und dann im Herbst oder Winter nachimpfen zu lassen.
Auch bei Kindern und Jugendlichen müsse überlegt werden, ob eine dritte Impfung angebracht sei, auch wenn die Ständige Impfkommission diese zurzeit nicht empfehle. „Aber es ist auf jeden Fall eine sinnvolle Sache“, sagt Ulrichs. Denn wegen der Sommer- und bevorstehenden Herbstwelle sollte auch bei Minderjährigen die Immunabwehr optimiert werden.
(rzr)

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