"Solo Sunny"-Darstellerin

Schauspielerin Renate Krößner ist gestorben

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Renate Krößner lehnt an einer Wand und schaut freundlich in die Kamera.
Renate Krößner (1945−2020) © imago / S. Gabsch
Jörg Taszman im Gespräch mit Nicole Dittmer · 26.05.2020
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"Emanzipiert, stark, aber eben auch verletzlich" - so beschreibt der Filmkritiker Jörg Taszman die "Sunny", Renate Krößners bekannteste Rolle, Nun ist die Schauspielerin im Alter von 75 Jahren gestorben.
Es war die Rolle einer Frau, die so ziemlich alles daran setzte, ihre Erwartungen an das Leben zu erfüllen, auch wenn die Bedingungen - vorsichtig ausgedrückt - nicht direkt ideal waren: "Solo Sunny". Diese Sunny spielte die Schauspielerin Renate Krößner, wurde dafür ausgezeichnet, gewürdigt und immer wieder auch daran gemessen.

Ein Plädoyer gegen gesellschaftliche Bevormundung

Vor einigen Jahren hob die Berlinale den Film in einer Retrospektive noch einmal ins Programm, und erinnerte damit an die Arbeit von Regisseur Konrad Wolf, von Drehbuch-Autor Wolfgang Kohlhaase, aber vor allem an die Leistung der Hauptdarstellerin Renate Krößner. Ein "mutiges Plädoyer gegen gesellschaftliche Bevormundung, für Individualität und den eigenen Weg durchs Leben" nennt das Lexikon des internationalen Films "Solo Sunny" und würdigt so auch vor allem die Leistung von Hauptdarstellerin Renate Krößner. Am Montag nun ist die Schauspielerin im Alter von 75 Jahren nach "einer kurzen, schweren Krankheit" verstorben, wie die Familie am Dienstag mitteilte.

"Emanzipiert, stark aber eben auch verletzlich"

Für den Deutschlandfunk Kultur-Kritiker Jörg Taszman hat das Besondere von "Solo Sunny" und der Rolle Renate Krößners darin ganz verschiedene Aspekte: "Es spielt in einem Millieu, das man sonst aus dem DDR-Kino nicht so kannte: im Ostberliner Prenzlauer Berg. Es ging um Musiker, Kleinkünstler, Freiberufler, Lebenskünstler und damit traf der Film einen gewissen Nerv und zeigte eine sehr typische DDR-Frau ihrer Generation: emanzipiert, stark aber eben auch verletzlich. Und sie bleibt dabei eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt". Krößners Sunny in dem Film war eine viel ehrlichere Frauenfigur, als man sie sonst in DEFA-Filmen dieser Zeit sah, so Taszman.

Auftritt auf der Berlinale und mehrere Fernsehrollen

Renate Krößner hatte nach ihrer Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule der DDR in Berlin Anfang der 60er Jahre zunächst an kleineren Theaterbühnen Engagements und dann zunächst in mehreren Fernseh- und Kinofilmen meist Nebenrollen gespielt - etwa in "Bis dass der Tod euch scheidet" von Heiner Carow -, bevor sie von Regisseur Wolf 1979 zur Hauptdarstellerin für "Solo Sunny" gemacht wurde.

Abgedreht noch 1976 bekam ein Film mit Renate Krößner in der Hauptrolle nur zu sehr wenig Beachtung: "Feuer unter Deck". Zweiter Hauptdarsteller des Films war hier Manfred Krug, der allerdings wenige Monate nach dem Dreh aus der DDR ausreiste und der Film darum dort zunächst nicht in die Kinos kam und erst Jahre spater 1979 mit nur wenigen Kopien zu wenig Beachtung kam.

"Solo Sunny" aber wurde zur Berlinale 1980 nach Westberlin eingeladen und Renate Krößner erhielt dort den Silbernen Bären für ihre Rolle der Sonny. Wenige Jahre später verließ Krößner dann die DDR, ging in die Bundesrepublik, erhielt dort aber wegen ihrer geringen Bekanntheit kaum Rollen in Kinofilmen, arbeitete jedoch erfolgreich als Fernsehdarstellerin etwa in Serien wie dem Tatort oder "Liebling Kreuzberg". Das allerdings brauchte Jahre.

Erst lange nach der Wende erhielt Renate Krößner auch wieder größere Rollen in Kinofilmen, darunter "Alles auf Zucker" von Regisseur Dani Levy.
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