Solo-Album

Alltagsgeschichten einer Pop-Auskennerin

Von Martin Böttcher |
Die Texte sind halb witzig, die Songs oft nur Entwürfe: Das Solo-Album der Sängerin Judith Holofernes kann mit den Platten ihrer Band "Wir sind Helden" nicht mithalten.
Schwer, in den letzten Wochen der Sängerin Judith Holofernes aus dem Weg zu gehen: Jede halbwegs seriöse Zeitung hat ihr Soloalbum "Ein leichtes Schwert" besprochen. Der Grund: Holofernes war Gesicht und Stimme der seit 2012 pausierenden Band "Wir sind Helden", eine Band, wie gemacht für den deutschen Feuilletonredakteur. Und jetzt zumindest verwandtes Material, an dem man sich abarbeiten kann.
Übrigens nicht ihr Solo-Debüt, wie es gerade manchmal heißt und wie auch ich dachte. Die ehemalige Frontfrau von "Wir sind Helden" hatte 1999 schon einmal eine LP herausgebracht – allerdings in einer Kleinstauflage von gerade mal 500 Stück.
Aber zurück zum neuen Album, das sich ziemlich einfach zusammenfassen lässt – da bin ich mir mit den meisten Kritikern einig: Gut, aber nicht so gut wie die Songs von "Wir sind Helden". Während deren Songs inhaltlich und gefühlsmäßig oft tiefer gingen, erzählt Judith Holofernes vor allem kleine Alltagsgeschichten vom Leben als Mutter, als Popauskennerin, als mal übereifriger, mal eher fauler Mensch.
Die Texte sind nur halb witzig, halb wortgewandt, mittelmäßig – all das, was "Wir sind Helden" also auszeichnete, ist hier nur ansatzweise zu finden. Songs wie "Liebe Teil 2" oder "Ein leichtes Schwert" würde ich von dieser Kritik gerne ausnehmen, das könnte nämlich auch ein Stück der Band sein, mit der sie einst so bekannt wurde, von "Wir sind Helden". Aber was ich meine mit "mittelmäßig", das kann man ganz gut im Stück "John Irving" erkennen: eine Art Songentwurf, nicht zu Ende getextet und nicht zu Ende produziert. Und von diesem Kaliber gibt es einige auf "Ein leichtes Schwert".
Label: Four Music
Video zum Song "Ein leichtes Schwert": http://www.youtube.com/watch?v=NwCvtKE1tDc