Software für jedermann

Von Laf Überland |
Opensource - so nennt sich eine Bewegung, die den Computerprogramm-Monopolisten wie Windows oder Apple eine demokratische Idee von Programmen mit frei verfügbaren Quellcodes entgegensetzt. Die bekanntesten Beispiele sind die Linux-Betriebssysteme oder der Browser Firefox. Seit 2006 trägt ein Mann aus Thüringen alle paar Monate die wichtigsten und besten dieser kostenlosen Opensource-Programme zusammen und veröffentlicht sie.
Christian Trabi ist eigentlich Einzelhandelsmann, aber seit 2006 gibt er alle zwei, drei Monate Sammlungen mit kostenlosen Open Source-Programmen heraus: Zuerst waren’s CDs, inzwischen sind es DVDs, und zuletzt kam die 20. Ausgabe der Opensource-DVD raus.

"Jedes Programm, das aufgenommen wird, wird erst von mir getestet - ich möchte ja sicher gehen, dass das auch einigermaßen funktioniert. Und es sollte auch einen gewissen Nutzeffekt haben, das Programm."

Der Mann aus Mühlhausen in Thüringen ist auch nach sechs Jahren noch begeistert bei der Sache - auch wenn er auf der aktuellen DVD einen kaum noch überschaubaren Berg von über 500 Programmen unter die Leute brachte - handverlesen, aus allen Bereichen: Bildbearbeitung und Officepakete, Software für die Video- und Audiobearbeitung, Werkzeuge für Sicherheit im Internet und zur Systemoptimierung. So ein Angebot findet man auf den üblichen Heftbeilegern eher weniger - außer regelmäßig in "Computerbild", die als Hauptsponsor die neue DVD jeweils beilegt.

"Also ein Programm würde mir zum Beispiel einfallen, das man sicher nicht so oft findet und das sehr teuer sein dürfte im kommerziellen Bereich: Das ist ein Programm, mit dem man Schriftarten selbst erstellen kann. Und es ist relativ leicht zu bedienen und, wie gesagt, es kostet eben nichts. Das ist ein Programm, das mich sehr begeistert hat."

Diese Anwendung DoubleType ist eine von 111 Spielen und 429 Programme aus allen Bereichen, ob Gartensimulation oder Projektmanagement. Und wenn man dann zum Beispiel mal per Voice-over-IP von Berlin nach Mühlhausen in Thüringen, wo Herr Trabi wohnt, telefoniert und dank der immer noch stark schwankenden Inter-Netzsignale die Stimme am anderen Ende immer laut und leise, dick und dünn wird, dann kann man zumindest die Aufnahme eines solchen Gesprächs in eine einigermaßen anhörbare Form trimmen:

"Der Open-Source-Bereich beinhaltet ja schon, dass Personen Freude daran haben, auch mal eigene Programme zu schreiben. Und vielleicht kommt ja mal jemand auf die Idee und zu diesem Zweck bieten wir solche Programme auch an."

Audacity heißt diese Audiosoftware, mit der man nicht nur Aufnahmen erstellen, Kassetten und Schallplatten digitalisieren kann und Sounds zusammenbasteln, schneiden, kopieren und mischen: Man kann auch allerhand lustige Sachen betreiben und auch durchaus sinnvolle - wie Tonhöhe ändern oder die Geschwindigkeit.

Die meisten Programme hier sind natürlich eher kleine Helferlein mit Namen wie Ditto oder Kid3, Sumatra , Xenon, FileZilla, SeaMonkey oder TikiWiki. Sogenannte Tools sind das, die zum Beispiel Dateien blitzschnell umbenennen oder Datenmüll von der Festplatte räumen, gescannte Dokumente in Text verwandeln oder Programme schneller starten. Sehr praxisnahe Winzlinge sind diese Helferlein zumeist, die kleine Ärgernisse im Computeralltag beseitigen, die irgendeinem Programmierer irgendwann mal aufgefallen sind.

Doch es ist ein schier unfassbarer Wust, wenn man plötzlich 429 nützliche Programme auf seinem Rechner hat, aus denen man sich die liebsten aussuchen kann, auch erstmal ausprobieren und schließlich sogar selbst verändern! Denn das ist ja der eigentlich Sinn der Open Source: Der Quellcode ist für jeden einzusehen und frei veränderbar, die Daten sind frei verfügbar und zugänglich.

"Da gerade im Open-Source-Bereich ja sehr viel gearbeitet wird an den Programmen, alle Fehler ausgemerzt und sie verbessert werden, gibt es also recht häufig Updates der Programme, und das muss man natürlich berücksichtigen. Deswegen alle zwei Monate eine neue Version!"

Leute, die quasi ihren festen Wohnsitz im Computer haben, schütteln gelegentlich den Kopf über solch eine DVD: Anachronistisch sei sie, denn schließlich habe doch heute jeder einen Breitbandschluss und könne sich die Updates und Neuveröffentlichungen im Wochenrhythmus runter laden.

Außerdem sei Open Source doch keine Blindnutzersoftware, sondern Projekte, zu denen jeder etwas beitragen könne und solle in Form von Dokumentationen, Übersetzungen oder durch das Testen der aktuellsten Programmversionen.

Für interessierte, aber noch unkundige Nutzer übernimmt das tatsächlich unser Mann aus Thüringen, Christian Trabi. Seine DVD-Software-Sammlung ist für Leute, die sich nun mal nicht so gut zurechtfinden im Computergewese und trotzdem Open Source-Programme nutzen wollen. Er testet und kommentiert ausführlich und verständlich die neuesten Programmversionen, zu einigen besorgt er auch professionelle Videos zur Anwendung.

"Und erwähnen möchte ich auch noch Scribus, damit kann man ganz hervorragend Zeitschriften, Dokumente, Broschüren oder Ähnliches erstellen."

Na ja, wäre ja auch traurig, wenn nicht der Programmhüter selbst ein paar Lieblingsprogramme hätte – an diesem vielseitigen Schweizermesser für Otto-Normal-User. Nur den Mediaplayer, der auch noch Kaffee kocht, wird man vergeblich suchen.


Informationen im Internet:
http://www.opensource-dvd.de/index.html
http://www.opensource-dvd.de/isodownload.htm
http://www.opensource-dvd.de/progliste.htm