"So etwas wie eine Ikea-Ästhetik"
Der britische Künstler Liam Gillick hat bei der Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Kunstbiennale in Venedig Bezug genommen auf die sogenannte Frankfurter Küche. Diese "erste Einbauküche" stehe für "einen demokratischen Entwurf der Moderne", so Stefan Koldehoff.
Gabi Wuttke: … Stefan Koldehoff in Venedig. Der Brite Liam Gillick hat in diesem Jahr den deutschen Pavillon gestaltet, er gehört zu den Young British Artists und gilt als einer der innovativsten Konzeptkünstler - das ist eine Bezeichnung, die viel Raum schafft, aber wenig aussagt, was hat er aus dem Bau gemacht?
Stefan Koldehoff: Er hat sich tatsächlich für eine Konzept- bzw. für die - man muss es fast so sagen - die Illustrierung eines gedanklichen Konzeptes entschieden. Ausgangspunkt für ihn waren zwei Dinge, nämlich zum einen das Gebäude des Pavillons, ursprünglich ja mal 1909 als bayerischer Pavillon eröffnet, dann aber von den Nationalsozialisten völlig umgebaut und in seine heutige, arg monumentalistische Form gebracht, und auf der anderen Seite seine eigene Befassung mit der sogenannten Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, die man so etwas wie ein frühe Designerin nennen muss, die sich Gedanken gemacht hat, wie man in Arbeiterwohnungen eigentlich den Frauen das Haushalten so einfach wie möglich machen kann, und dann so etwas wie die erste Einbauküche, also sehr kompakte Schränke, alles sehr nah beieinander entworfen hat. Das hat sich Gillick alles im Wiener Museum für angewandte Kunst sehr genau angesehen und dann festgestellt, dass eigentlich diese sogenannte Frankfurter Küche für einen demokratischen Entwurf der Moderne stehen könnte und auf der anderen Seite natürlich der ungeliebte, bei vielen Künstlern der unbeliebte deutsche Pavillon nach wie vor für den rückschrittlichen Faschismus gestanden hat das wollte er beides - wie er das oft tut - in Beziehung zueinander setzen. Er reagiert in seinen Werken oft auf die Architektur, mit der er sich auseinandergesetzt hat. Er hat nun in diesen deutschen Pavillon, der ein dreiflügeliger Bau ist, ein großer breiter Hauptraum und zwei schmale Nebenräume, er hat dort quer zwei Küchenriegel eingebaut, aus Fichtenholz. Das Ganze hat also so etwas wie eine Ikea-Ästhetik, hohe Schränke, niedrige Schränke, Hängeschränke, dann auch schon mal Freiflächen, durch die man durchblicken kann. …
Das gesamte Gespräch mit Stefan Koldehoff können Sie mindestens bis zum 4. November 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Stefan Koldehoff: Er hat sich tatsächlich für eine Konzept- bzw. für die - man muss es fast so sagen - die Illustrierung eines gedanklichen Konzeptes entschieden. Ausgangspunkt für ihn waren zwei Dinge, nämlich zum einen das Gebäude des Pavillons, ursprünglich ja mal 1909 als bayerischer Pavillon eröffnet, dann aber von den Nationalsozialisten völlig umgebaut und in seine heutige, arg monumentalistische Form gebracht, und auf der anderen Seite seine eigene Befassung mit der sogenannten Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, die man so etwas wie ein frühe Designerin nennen muss, die sich Gedanken gemacht hat, wie man in Arbeiterwohnungen eigentlich den Frauen das Haushalten so einfach wie möglich machen kann, und dann so etwas wie die erste Einbauküche, also sehr kompakte Schränke, alles sehr nah beieinander entworfen hat. Das hat sich Gillick alles im Wiener Museum für angewandte Kunst sehr genau angesehen und dann festgestellt, dass eigentlich diese sogenannte Frankfurter Küche für einen demokratischen Entwurf der Moderne stehen könnte und auf der anderen Seite natürlich der ungeliebte, bei vielen Künstlern der unbeliebte deutsche Pavillon nach wie vor für den rückschrittlichen Faschismus gestanden hat das wollte er beides - wie er das oft tut - in Beziehung zueinander setzen. Er reagiert in seinen Werken oft auf die Architektur, mit der er sich auseinandergesetzt hat. Er hat nun in diesen deutschen Pavillon, der ein dreiflügeliger Bau ist, ein großer breiter Hauptraum und zwei schmale Nebenräume, er hat dort quer zwei Küchenriegel eingebaut, aus Fichtenholz. Das Ganze hat also so etwas wie eine Ikea-Ästhetik, hohe Schränke, niedrige Schränke, Hängeschränke, dann auch schon mal Freiflächen, durch die man durchblicken kann. …
Das gesamte Gespräch mit Stefan Koldehoff können Sie mindestens bis zum 4. November 2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.