Smetanas "Dalibor" in Frankfurt

Dunkles Ritterspiel

Zwei vermummte Gestalten treffen in einem finsteren Raum aufeinander.
Milada (Izabela Matułahat) es geschafft: im Kerker trifft sie Dalibor (Aleš Briscein) © Oper Frankfurt / Monika Rittershaus
Moderation: Stefan Lang · 13.04.2019
Berühmt wurde Bedřich Smetana mit der "Verkauften Braut". Doch die tat er als Gelegenheitswerk ab. Viel mehr schätzte er seine Oper "Dalibor", die er zur Grundsteinlegung des Nationaltheaters in Prag schrieb. Nun ist Smetanas Herzenswerk in Frankfurt zu hören.
Es war ein großes Fest: die Grundsteinlegung für das tschechische Nationaltheater am 16. Mai 1868 in Prag. Zu diesem Anlass strömten die Besucher aus Nah und Fern in Trachten nach Prag, um am Ende des Tages ins Neustädter Theater zu strömen. Hier fand die Uraufführung von Smetanas Oper "Dalibor" statt. Die Geschichte ist einer spätmittelalterlichen, urböhmischen Saga entnommen, die im 15. Jahrhundert spielt. Der tschechische Ritter wird wegen eines Tyrannenmordes in einem Gefängnisturm der Prager Burg festgehalten. Bei seiner Gerichtsverhandlung ist auch Milada anwesend. Sie ist Klägerin, denn ihr Bruder ist bei einem Kampf mit dem als Aufwiegler eingeschätzten Dalibor ums Leben gekommen.
Milada steht im Vordergrund, das Bild von Dalibor ist auf einem großen Screen zu sehen mit der Aufschrift "Der Angeklagte".
Erste Begegnung von Dalibor (Aleš Briscein) und Milada (Izabela Matuła) während der Gerichtsverhandlung© Oper Frankfurt / Monika Rittershaus
Als das Todesurteil gesprochen wird, bittet sie um Gnade, denn die Standhaftigkeit hat sie beeindruckt. Doch diese wird nicht gewährt. Sie bleibt am Ende zurück und weiß: Sie hat sich verliebt. Nun schließt sie sich der Bewegung von Dalibor an und will helfen, ihn aus dem Kerker zu befreien. In Männerkleidung kann sie schließlich in den dunklen Kerker vordringen. Dort träumen sie gemeinsam von Freiheit und einer gemeinsamen Zukunft. Doch die Kampfwirren lassen nichts Gutes ahnen. Für die Helden gibt es kein Happy End.

Zu viel Wagner, zu viel Leitmotive?

Schon am zweiten Abend in Prag war klar: Das Werk wird kein Erfolgsstück. Man bezichtigte den Komponisten unpassenderweise, zu viele deutsche Stilelemente benutzt zu haben: zu viele Wagner-Klänge, zu viele Leitmotive. Das Ritterspiel, das Smetana mit dem Sujet der romantischen Befreiungsoper verwob, konnte sich erst viel später durchsetzen.
Stefan Soltész, der Dirigent des Abends in Frankfurt, ist der Meinung, dass "Dalibor" eine "zu Unrecht zu selten gespielte" Oper ist.
Dalibor liegt verletzt am Boden.
Dalibor (Aleš Briscein) wird den Kerker nie mehr verlassen.© Oper Frankfurt / Monika Rittershaus
Aufzeichnung vom 24. Februar 2019 in der Oper Frankfurt
Bedřich Smetana
"Dalibor", Oper in drei Akten
Libretto: Josef Wenzig, deutsche Fassung: Kurt Honolka

Vladislav – Gordon Binter, Bassbariton
Dalibor – Ales Briscein, Tenor
Budivoj – Simon Bailey, Bassbariton
Benes – Thomas Faulkner, Bassbariton
Vítek – Theo Lebow, Tenor
Milada – Izabela Matula, Sopran
Jitka – Angela Vallone, Sopran

Chor der Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museum
Leitung: Stefan Soltész

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