Slevogt-Ausstellung in Saarbrücken

Verrückte Bilderfindungen

Max Slevogt, Segelboote auf der Alster am Abend, 1905, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: bpk / Nationalgalerie, SMB / Andres Kilger
Max Slevogt, Segelboote auf der Alster am Abend, 1905, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: bpk / Nationalgalerie, SMB / Andres Kilger © Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
Kurator Roland Mönig im Gespräch mit Marietta Schwarz · 02.09.2018
Das Saarlandmuseum widmet einem der bedeutendsten deutschen Impressionisten eine Schau und zeigt: Das Werk Max Slevogts geht weit über seine berühmten Landschaftsmalereien hinaus. Zu sehen ist seine Lust an einer ungewöhnlichen Wendung.
"Wir haben lange überlegt, was macht Slevogts Werk aus", sagt Roland Mönig, Kurator der Ausstellung "Slevogt und Frankreich" im Saarlandmuseum in Saarbrücken. "Das Porträt, die Landschaft, das Stilleben. Der Orient, das moderne Leben in der Stadt. Aber auch natürlich die Kriegserfahrung. Die Literatur – er war ein leidenschaftlicher Illustrator."
"Slevogt und Frankreich" zeigt neben dessen eigenen Bildern auch 26 Werke von französischen Malern des 19. Jahrhunderts. Ohne den Einfluss der französischen Impressionisten ist das Werk von Max Slevogt kaum zu denken. Er selbst kam aus der Pfalz, nahe der französischen Grenze, ging zum Studium dann nach Paris, sammelte aber auch Bilder seiner französischen Kollegen, unter anderem Édouard Manet. Und er wurde von seinem Berliner Galeristen Paul Cassirer zusammen mit den französischen Impressionisten auf dem Berliner Markt eingeführt – und gelangte so zu Berühmtheit.

"Tiger im Zoo" eine seiner verrücktesten Bilderfindungen

Inspiriert von diesen Erlebnissen fand Slevogt zu einer neuen Malweise. Sein Bild "Tiger im Zoo" (1901) sei eine seiner verrücktesten Bilderfindungen und auch eines der beliebtesten Werke im Bestand des Saarlandmuseums, sagt Roland Mönig. Der Maler nimmt darin die Perspektive aus dem Käfig heraus ein. Man schaut am Tier vorbei durch die Gitterstäbe auf die Besucher, "das ist genau der Trick dabei". Aber auch die Freiheit der Malerei, "wie das Fell des Tigers mit den charakteristischen Streifen sich reimt auf die Gitter, die im Hintergrund beinahe im Licht verschwinden."
"Slevogt interessiert sich für die Bewegung des Tieres, für die Kraft, er interessiert sich aber auch für die exotische Szenerie. In dieser Zeit sind die Zoos eine Quelle von Erlebnissen, das Ungewöhnliche wird in die europäische Welt eingespeist, das hat Slevogt fasziniert."

Lust an der saftigen Erzählung

Die Beschäftigung mit diesen neuen Lebenswelten und mit der Gegenwart habe Slevogt unmittelbar aus Frankreich übernommen. Was ihn aber auszeichne, sei die Lust an der Fabulierung, an der saftigen Erzählung, an einer ungewöhnlichen Wendung. Das andere sei seine Malweise. "Slevogt ist der große Magier der Farbe in diesem Dreigestirn mit Max Liebermann und Lovis Corinth zusammen. Diese verrückten Kombinationen von Schwefelgelb und Violett und Grün."
Mit seiner Faszination für die Erzählung ließ Max Slevogt sich im ersten Weltkrieg als Schlachtenmaler einsetzen, "man hat sich das als eine Art embedded journalist vorzustellen". Doch der Aufenthalt an der Front währte nur drei Wochen. Danach wird die Antikriegsthematik stark in seinem Werk. "Und auch da benutzt er als Deutscher wiederum Formeln, die ihm die großen Künstler Frankreichs, zum Beispiel Daumier, vermittelt haben".
Édouard Manet, Rue Mosnier mit Fahnen, 1878, Privatsammlung
Édouard Manet, Rue Mosnier mit Fahnen, 1878, Privatsammlung© Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
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