Skurriler Kosmos Alltag
Richard Wiseman ist Anhänger einer exotischen Disziplin der Verhaltenspsychologie: der Quirkologie. Der Brite untersucht zum Beispiel, wie der Vorname die Persönlichkeit beeinflusst, warum September-Kinder besser im Sport sind oder ob Freitag der 13. tatsächlich eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellt. Das Buch "Quirkologie" ist eine unterhaltsame Lektüre zu ungewöhnlichen Forschungsergebnissen.
Quirk ist das englische Wort für Marotte oder Schrulle. Quirkologie ist also die Lehre oder Erforschung der Schrullen. In der Tat ist das Buch von Richard Wiseman schrullig im besten Sinne. Es geht um die wissenschaftliche Erforschung unseres Alltags, so der Untertitel des Buches. Unser Alltag ist, wie Wiseman zeigt, ein skurriler Kosmos, in dem es unendlich viel zu entdecken gibt.
Wie schnell und wie laut wird gehupt, wenn man an einer grünen Ampel einfach stehen bleibt? Warum erinnert man sich an Dinge, die man nie erlebt hat? Ziehen Menschen lieber einen ungewaschenen Pullover an, der in Hundekot gelegen hat oder den chemisch gereinigten Pullover eines Massenmörders? Nichts ist für Richard Wiseman zu abwegig, um es nicht doch wissenschaftlich zu untersuchen.
Lügen, so hat er herausgefunden, entlarvt man am besten nicht durch Hinsehen, sondern durch Hinhören: Lügner sagen weniger, schildern weniger Details und verwenden seltener das Wort "ich".
Das Geburtsdatum hat großen Einfluss auf unser Leben. Im Sommer geborene Menschen sind optimistischer, gehen schneller auf Entdeckungstour und bezeichnen sich häufiger als Glückspilze. Das hat aber nichts mit der Stellung der Sterne bei unserer Geburt zu tun, sondern mit der Umgebungstemperatur. Denn diese Unterschiede zwischen Sommer und Winter zeigen sich genauso auf der Südhalbkugel der Erde – nur eben um ein halbes Jahr verschoben.
Selbst auf unseren Tod hat das Geburtsdatum einen magischen Einfluss. Wie die Auswertung von drei Millionen Totenscheinen in Kalifornien ergab, sterben Frauen in keiner Woche des Jahres so häufig wie in der nach ihrem Geburtstag, während Männer am häufigsten in der Woche vor ihrem Geburtstag dahin scheiden. Womöglich, so vermutet der Autor, freuen sich Frauen eher auf ihren Geburtstag und halten so länger durch, während Männer häufiger aus Gram über eine niederschmetternde Zwischenbilanz kurz vor einem Geburtstag das Zeitliche segnen.
Richard Wiseman ist Psychologe an der Universität von Hertfordshire nördlich von London. Er betreibt die Quirkologie, eine Teildisziplin der Verhaltenspsychologie, mit vollem Ernst. Bei seinen Studien arbeitet er oft mit Tausenden von Probanden, die Fragebögen ausfüllen oder sich bei bestimmten Experimenten beobachten lassen. Auch der Leser darf mitmachen: Gleich auf der ersten Seite wird man aufgefordert, den geheimnisvollen Q-Test zu machen. Man soll mit dem Finger ein Q auf die Stirn zeichnen. Die Art, wie man das zeichnet – ob mit dem kleinen Strich zum rechten oder zum linken Auge – verrät, wie Wiseman darlegt, viel mehr über die Persönlichkeit, als man vor dem Lesen des Buches für möglich gehalten hätte.
Natürlich präsentiert die Quirkologie Antworten auf Fragen, die wir uns nie gestellt haben. Merkwürdigerweise ist man als Leser hinterher aber oft froh, endlich genau diese Informationen bekommen zu haben. Dem Einwand, wozu solche Studien gut sein sollen, tritt Richard Wiseman gleich am Anfang des Buches entgegen. Für ihn sei jede Tätigkeit wertvoll, die die Neugier befriedigt, die Fantasie anregt und unseren Kenntnissen über die Gesellschaft eine neue Facette hinzufügt.
So ist Richard Wisemans Buch Quirkologie ein wunderbarer und für jeden verständlicher wissenschaftlicher Spaß, mit dem man zudem auf der nächsten Cocktail-Party prahlen kann. Prädikat: besonders schrullig!
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Richard Wiseman: Quirkologie - Die wissenschaftliche Erforschung unseres Alltags
Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
Fischer 2008
304 Seiten, 8,95 Euro
Wie schnell und wie laut wird gehupt, wenn man an einer grünen Ampel einfach stehen bleibt? Warum erinnert man sich an Dinge, die man nie erlebt hat? Ziehen Menschen lieber einen ungewaschenen Pullover an, der in Hundekot gelegen hat oder den chemisch gereinigten Pullover eines Massenmörders? Nichts ist für Richard Wiseman zu abwegig, um es nicht doch wissenschaftlich zu untersuchen.
Lügen, so hat er herausgefunden, entlarvt man am besten nicht durch Hinsehen, sondern durch Hinhören: Lügner sagen weniger, schildern weniger Details und verwenden seltener das Wort "ich".
Das Geburtsdatum hat großen Einfluss auf unser Leben. Im Sommer geborene Menschen sind optimistischer, gehen schneller auf Entdeckungstour und bezeichnen sich häufiger als Glückspilze. Das hat aber nichts mit der Stellung der Sterne bei unserer Geburt zu tun, sondern mit der Umgebungstemperatur. Denn diese Unterschiede zwischen Sommer und Winter zeigen sich genauso auf der Südhalbkugel der Erde – nur eben um ein halbes Jahr verschoben.
Selbst auf unseren Tod hat das Geburtsdatum einen magischen Einfluss. Wie die Auswertung von drei Millionen Totenscheinen in Kalifornien ergab, sterben Frauen in keiner Woche des Jahres so häufig wie in der nach ihrem Geburtstag, während Männer am häufigsten in der Woche vor ihrem Geburtstag dahin scheiden. Womöglich, so vermutet der Autor, freuen sich Frauen eher auf ihren Geburtstag und halten so länger durch, während Männer häufiger aus Gram über eine niederschmetternde Zwischenbilanz kurz vor einem Geburtstag das Zeitliche segnen.
Richard Wiseman ist Psychologe an der Universität von Hertfordshire nördlich von London. Er betreibt die Quirkologie, eine Teildisziplin der Verhaltenspsychologie, mit vollem Ernst. Bei seinen Studien arbeitet er oft mit Tausenden von Probanden, die Fragebögen ausfüllen oder sich bei bestimmten Experimenten beobachten lassen. Auch der Leser darf mitmachen: Gleich auf der ersten Seite wird man aufgefordert, den geheimnisvollen Q-Test zu machen. Man soll mit dem Finger ein Q auf die Stirn zeichnen. Die Art, wie man das zeichnet – ob mit dem kleinen Strich zum rechten oder zum linken Auge – verrät, wie Wiseman darlegt, viel mehr über die Persönlichkeit, als man vor dem Lesen des Buches für möglich gehalten hätte.
Natürlich präsentiert die Quirkologie Antworten auf Fragen, die wir uns nie gestellt haben. Merkwürdigerweise ist man als Leser hinterher aber oft froh, endlich genau diese Informationen bekommen zu haben. Dem Einwand, wozu solche Studien gut sein sollen, tritt Richard Wiseman gleich am Anfang des Buches entgegen. Für ihn sei jede Tätigkeit wertvoll, die die Neugier befriedigt, die Fantasie anregt und unseren Kenntnissen über die Gesellschaft eine neue Facette hinzufügt.
So ist Richard Wisemans Buch Quirkologie ein wunderbarer und für jeden verständlicher wissenschaftlicher Spaß, mit dem man zudem auf der nächsten Cocktail-Party prahlen kann. Prädikat: besonders schrullig!
Rezensiert von Dirk Lorenzen
Richard Wiseman: Quirkologie - Die wissenschaftliche Erforschung unseres Alltags
Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
Fischer 2008
304 Seiten, 8,95 Euro