Skandal in der Schwedischen Akademie

Selbstreinigungsprozess dringend erforderlich

Porträt von Heinrich Detering, Germanist und Literaturwissenschaftler.
"Die Kirche im Dorf lassen": Literaturwissenschaftler Heinrich Detering © picture alliance / dpa / Swen Pförtner
Heinrich Detering im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke |
Die Schwedische Akademie, die auch den Literaturnobelpreis vergibt, steckt in einer schweren Krise. Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering ist bestürzt über die Vorgänge – doch das Ende der Akademie sei das noch lange nicht.
"Es macht den Eindruck, als seien einige Akademie-Mitglieder und ihre Angehörigen in wirklich schwere Verfehlungen verwickelt", sagt Heinrich Detering, deutscher Literaturwissenschaftler, Skandinavist und Lyriker. Nach seinem Eindruck ist vor allem die Lyrikerin Katarina Frostenson, Mitglied in der "Schwedischen Akademie", die unter anderem auch den Literaturnobelpreis vergibt, nicht mehr haltbar.
"Ich finde das bestürzend", sagt er. "Mir scheint, dass für sie kein Platz in der Akademie mehr ist." Ein Selbstreinigungsprozess sei dringend erforderlich.

Der Nobelpreis war nie rein künstlerisch orientiert

Doch das Ende der Akademie sieht er darin noch lange nicht: Bei einem Gremium, das auf Lebenszeit gewählt wird, könnten solche Verfehlungen immer mal wieder vorkommen. "Da sollte man die Kirche im Dorf lassen." Man müsse nicht zehn unbescholtene Menschen aus dem Gremium werfen, weil andere sich schwerer Verfehlungen schuldig gemacht haben.
Der Literaturnobelpreis schließe im Rahmen seiner Vergabe auch die moralische Gesinnung ein, er war nie nur ein künstlerisch orientierter Preis, deshalb müsse man jetzt handeln, sagt Detering.
"Das macht solche Dinge, wie sie jetzt ruchbar werden, überaus peinlich."
Man müsse einen sauberen Schnitt machen - doch dafür gäbe es genug respektierte Intellektuelle in Schweden.
(inh)
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