#Sitzplatzreservierung auf Instagram

Rassismusgespräche auf Augenhöhe

07:01 Minuten
Hadnet Tesfai und weitere Schwarze Menschen sprechen in der Instagram-Runde "Sitzplatzreservierung" über Rassismus.
Die Talkrunde #Sitzplatzreservierung biete auch weißen Menschen einen Ort zum Zuhören und zum Lernen, sagt Hadnet Tesfai. © Screenshot Hadnet Tesfai/Instagram
Hadnet Tesfai im Gespräch mit Massimo Maio · 08.06.2020
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In Fernsehrunden über Rassismus fehlen oft gerade die Menschen, die ihn im Alltag erfahren. Die Journalistinnen Aminata Belli und Hadnet Tesfai haben daher einen Talk auf Instagram gestartet, um das Thema in der Schwarzen Community zu diskutieren.
Als Sandra Maischberger in der vergangenen Woche in ihrer Sendung über Rassismus sprechen wollte, ohne von Rassismus betroffene Menschen und Expertinnen einzuladen, hagelte es viel Kritik.
Auch als Reaktion darauf haben die zwei Journalistinnen Aminata Belli und Hadnet Tesfai auf ihren Instagram-Kanälen eine Alternative gestartet: #Sitzplatzreservierung nennen sie das Format, in dem sie seit vergangenem Mittwoch mit anderen schwarzen Menschen über Rassismus sprechen.
Im Unterschied zu einer Talkrunde oder einem Gespräch mit weißen Kollegen, sei hier ein Gespräch zwischen von Rassismus betroffen Menschen möglich, sagt Tesfai. Und diese Ebene sollte im Mittelpunkt stehen, also die Frage "Wie geht’s dir als Betroffene?".

Erfahrungen werden nicht relativiert

Wenn man das auf Augenhöhe gefragt werde, könne man ein Gespräch führen, "in dem man sich nicht erklären muss, in dem auch nichts relativiert wird" – und sich so "noch einmal ganz anders ausdrücken", sagt Tesfai. Der Journalismus im Fernsehen könne das nicht leisten – müsse er aber vielleicht auch nicht, ergänzt Tesfai.
In erster Linie sollten mit dem Format schwarze Menschen erreicht werden. "Es bietet aber natürlich auch Nicht-Schwarzen die Möglichkeit, einem Gespräch beizuwohnen, dem sie – ohne vielleicht schwarze Freunde zu haben – nie so beiwohnen könnten."

Ein Ort zum Lernen – auch für weiße Menschen

Sie hätten unterschätzt, wie viele weiße Menschen die Runden "als Inspirationsquelle und gleichzeitig als Ort fürs Lernen nutzen würden", sagt Tesfai.
Bisher sind drei Folgen erschienen. Und es soll weitergehen – wie genau, wollten sie in den nächsten Tagen klären, sagt Tesfai: "Wir haben gemerkt, dass uns so schnell die Gesprächsthemen nicht ausgehen".
(sed)
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