Sinus-Studie

Ist die Jugend unpolitisch und träge?

Schüler an einem Gymnasium sitzen nebeneinander auf einer Tischtennis-Platte.
"Viele wollen sein wie alle", heißt es in der Sinus-Studie. © dpa/Frank Rumpenhorst
Peter Martin Thomas im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 26.04.2016
Die Sinus-Studie will wissen, wie die Jugend von heute tickt. Projektleiter Peter Martin Thomas entkräftet den Vorwurf, dass Jugendliche per se unkritisch seien. Aber am gesellschaftlichen Engagement scheint es bei einigen dennoch zu hapern.
Die Sinus-Studie untersucht alle vier Jahre die Einstellungen der 14- bis 17-Jährigen in Deutschland. Anders als etwa bei der Shell-Jugendstudie basiert sie auf ausführlichen Gesprächen und auf Aussagen von lediglich 72 Befragten. Zu den Projektpartnern gehört unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung.
Der Projektleiter Peter Martin Thomas verteidigte im Deutschlandradio Kultur die Vorgehensweise seines Sinus-Instituts. "Wir wollen in die Tiefe dringen", sagte er zur Bergründung der sehr eingeschränkten Zahl von Befragten. Die Jugendlichen könnten sich in den Gesprächen unter dem Schutz der Anonymität in langen Gesprächen und ohne Anwesenheit weiterer Erwachsener glaubwürdig und ausführlich äußern. Peter Martin Thomas ging auf einige Klischees ein.

Jugendliche sind nicht konsumkritisch?

Die Studie zeige, "dass das Vorurteil nicht stimmt. Die Jugendlichen interessieren sich dafür, wo ihre Kleidung herkommt - auch wenn sie oft mit dem Begriff 'Kritischer Konsum' nichts anfangen können". Die jungen Verbraucher hätten - so Peter Martin Thomas - größtenteils sehr wohl mitbekommen, wie schlecht die Arbeitsbedingungen vieler Produzenten seien und sie würden das gerne ändern. Allerdings würden sie meisten trotzdem die günstigeren, aber nicht fair produzierten Kleidungsstücke kaufen.

Jugendliche protestieren nicht?

Die Jugend sei mit vielen Themen nicht zufrieden, etwa mit der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel. Allerdings sagte der Diplompädagoge, dass es troz des Unbehangens wenig Engagement gebe. Es herrsche die Einstellung: "Wenn ich's alleine mache, nutzt es ja eh nichts." Er wolle den Jugendlichen "nicht Trägheit zuschreiben, aber ich würde schon sagen, dass es wenige Einzelne gibt, die da schon was tun, aber die große Menge wartet darauf, bis das als Massenbewegung spürbar wird".

Jugendliche interessieren sich nicht für Politik?

Projektleider Thomas sagte, dass die Befragten nicht auf gesellschaftliche Themen, wie etwa die Flüchtlingskrise, hingewiesen werden mussten. Sie hätten selbst darüber gesprochen, die Flüchtlingspolitik "war so relevant im letzten Sommer, dass es ein Alltagsthema war bei Jugendlichen".
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