Sinnbilder der Ewigkeit
Das Jahr 2009 wird international als das "Jahr der Astronomie" begangen, und rechtzeitig haben Harald Lesch und Jörn Müller ihr Werk "Weißt du, wie viel Sterne stehen?" herausgebracht. Die Autoren beschreiben die Vielfältigkeit der Himmelskörper, die anders als gehofft auch nicht ewig, sondern vergänglich sind.
Das Staunen ist die Triebfeder der Wissenschaft und damit auch der Astronomie erfahren wir gleich am Anfang dieses neuen Buches über das Leben der Sterne. Und Staunen ist es auch, was die Lektüre begleitet. Seit die Menschen ihren Blick auf den Nachthimmel richteten, wo sie mit bloßem Auge bis zu 6000 funkelnde Leuchtpunkte erkennen konnten, galten diese faszinierenden Objekte als Sinnbild der Ewigkeit schlechthin.
Man dachte sich Sternbilder aus um etwas Ordnung in diese Vielfalt zu bringen und war sich gewiss, dass diese Ordnung ewigen Bestand haben würde. Nichts stimmt, denn seither sind nur etwas mehr als 2000 Jahre vergangen, ein Augenblick im Leben der Sterne. Was wir am Nachthimmel sehen, sind interstellare Wolken, aus denen einmal Sterne werden, sind junge Sterne und ganz alte Sterne, sind planetarische Nebel, die nach dem Tod eines Sternes übrig bleiben.
Mit der Entwicklung hochleistungsfähiger Teleskope gelang es, immer tiefer in das Weltall zu schauen, das heißt in Zeiten, die immer näher am Urknall lagen. Ein Objekt, das sich fünf Milliarden Lichtjahre von uns entfernt befindet, sendet uns Licht und Informationen, die vor fünf Milliarden Jahren entstanden.
Bei einem Objekt, das fünf Millionen Lichtjahre entfernt liegt, blicken wir fünf Millionen Jahre zurück. So eröffnet uns das moderne Weltbild der Astronomie das ganze Geschehen: Zu jeder Phase eines Sternenlebens, das Millionen oder Milliarden Jahre dauern kann, finden sich Objekte, die beobachtet werden können.
Diese faszinierende Dynamik, mit der wir auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass in einer Milliarde Jahren und mehr unsere vertrauten Sternbilder nicht mehr existieren werden, ist die Botschaft des Buches. Viel Mühe verwenden die Autoren darauf, die Artenvielfalt der Sterne, weshalb auch von einem Sternenzoo die Rede ist, und die Details eines Sternenlebens zu erläutern.
Dazu werden ausführlich physikalische Grundlagen und die Klassifikationen der Astronomen beschrieben. Mit ihrem Ehrgeiz, im Hauptteil überhaupt keine Formeln auftauchen zu lassen sondern immer nur verbal zu erklären und Formeln in den Anhang zu verbannen, haben die Autoren nicht immer der Verständlichkeit gedient. Dafür aber sind die zahlreichen wirklich schönen farbigen Abbildungen sehr hilfreich.
Die Generalfrage, wie das Licht in die Welt kommt - und wie es in ihr bleibt - begleitet fast alle Kapitel, in denen von der Geburt, vom Leben und Tod der Sterne erzählt wird. Mindestens seit wir wissen, dass die Menschen das Sonnenfeuer vom Himmel holen und mit der Kernfusion auf der Erde alle Energieprobleme lösen wollen, wissen wir, dass die Kernfusion oder das Wasserstoffbrennen, die Leuchtquelle der Sterne ist.
Aber das ist nicht alles, die Autoren berichtet davon, dass Protosterne, die Vorläufer eines richtigen Sternes, ohne diese Kernfusion leuchten können - allein durch die Gravitationsenergie, die durch das Kollabieren einer interstellaren Wolke erzeugt wird. Und wenn dann ein Stern gezündet hat, bleibt es nicht bei der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium. Es kommen weitere Fusionsprozesse hinzu, bei denen Kohlenstoff entsteht, Silizium und Eisen.
Je massereicher ein Stern, desto kürzer seine Lebenszeit. Wenn Objekte etwa größer als acht Sonnenmassen sind, dann beenden sie ihr Leben mit einer dieser gewaltigen Supernova-Explosionen und schleudern ihre Materie und die erbrüteten Elemente in den Weltraum; Stoff für neue Sterne und eventuell für ihre Planeten.
Je nach Neugier und Wissen - und Geduld kann sich der Leser in all diese Prozesse vertiefen und seinem astronomischen Weltbild immer Neues hinzufügen. Dabei kommen auch die aktuellen Forschungen und Rätsel nicht zu kurz. Dass sie am Ende des Buches diskutiert werden, scheint folgerichtig, dass dabei aber auch die Generalfrage, "wie das Licht in die Welt kommt" so richtig erst zum Schluss beantwortet wird, muss man als Leser traurig hinnehmen.
Drei Millionen Jahre nach dem Urknall war es finster im Universum, und so blieb es 100 Millionen Jahre lang. Erst dann wurde mit den ersten Riesensternen das Licht angeknipst. Bis heute hat noch kein Astronom diese Objekte gefunden, aber man ist sich sicher, dass sie existiert haben. Man vermutet, und das ist fast schon Spekulation, dass bei ihrem Leuchten die sagenhafte dunkle Materie, aus der 90 Prozent des Universums besteht, eine wichtige Rolle spielt.
"Weißt Du wie viel Sterne stehen" ist ein fesselndes Buch über das aktuelle Wissen der Astronomie und der Astrophysik, das für jeden interessierten Leser im kommenden Internationalen Jahr der Astronomie ein hilfreicher Begleiter sein kann.
Rezensiert von Peter Kirsten
Harald Lesch/Jörn Müller: Weißt du, wie viel Sterne stehen? Wie das Licht in die Welt kommt
Verlag C. Bertelsmann, München 2008
320 Seiten, 19, 95 Euro
Man dachte sich Sternbilder aus um etwas Ordnung in diese Vielfalt zu bringen und war sich gewiss, dass diese Ordnung ewigen Bestand haben würde. Nichts stimmt, denn seither sind nur etwas mehr als 2000 Jahre vergangen, ein Augenblick im Leben der Sterne. Was wir am Nachthimmel sehen, sind interstellare Wolken, aus denen einmal Sterne werden, sind junge Sterne und ganz alte Sterne, sind planetarische Nebel, die nach dem Tod eines Sternes übrig bleiben.
Mit der Entwicklung hochleistungsfähiger Teleskope gelang es, immer tiefer in das Weltall zu schauen, das heißt in Zeiten, die immer näher am Urknall lagen. Ein Objekt, das sich fünf Milliarden Lichtjahre von uns entfernt befindet, sendet uns Licht und Informationen, die vor fünf Milliarden Jahren entstanden.
Bei einem Objekt, das fünf Millionen Lichtjahre entfernt liegt, blicken wir fünf Millionen Jahre zurück. So eröffnet uns das moderne Weltbild der Astronomie das ganze Geschehen: Zu jeder Phase eines Sternenlebens, das Millionen oder Milliarden Jahre dauern kann, finden sich Objekte, die beobachtet werden können.
Diese faszinierende Dynamik, mit der wir auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass in einer Milliarde Jahren und mehr unsere vertrauten Sternbilder nicht mehr existieren werden, ist die Botschaft des Buches. Viel Mühe verwenden die Autoren darauf, die Artenvielfalt der Sterne, weshalb auch von einem Sternenzoo die Rede ist, und die Details eines Sternenlebens zu erläutern.
Dazu werden ausführlich physikalische Grundlagen und die Klassifikationen der Astronomen beschrieben. Mit ihrem Ehrgeiz, im Hauptteil überhaupt keine Formeln auftauchen zu lassen sondern immer nur verbal zu erklären und Formeln in den Anhang zu verbannen, haben die Autoren nicht immer der Verständlichkeit gedient. Dafür aber sind die zahlreichen wirklich schönen farbigen Abbildungen sehr hilfreich.
Die Generalfrage, wie das Licht in die Welt kommt - und wie es in ihr bleibt - begleitet fast alle Kapitel, in denen von der Geburt, vom Leben und Tod der Sterne erzählt wird. Mindestens seit wir wissen, dass die Menschen das Sonnenfeuer vom Himmel holen und mit der Kernfusion auf der Erde alle Energieprobleme lösen wollen, wissen wir, dass die Kernfusion oder das Wasserstoffbrennen, die Leuchtquelle der Sterne ist.
Aber das ist nicht alles, die Autoren berichtet davon, dass Protosterne, die Vorläufer eines richtigen Sternes, ohne diese Kernfusion leuchten können - allein durch die Gravitationsenergie, die durch das Kollabieren einer interstellaren Wolke erzeugt wird. Und wenn dann ein Stern gezündet hat, bleibt es nicht bei der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium. Es kommen weitere Fusionsprozesse hinzu, bei denen Kohlenstoff entsteht, Silizium und Eisen.
Je massereicher ein Stern, desto kürzer seine Lebenszeit. Wenn Objekte etwa größer als acht Sonnenmassen sind, dann beenden sie ihr Leben mit einer dieser gewaltigen Supernova-Explosionen und schleudern ihre Materie und die erbrüteten Elemente in den Weltraum; Stoff für neue Sterne und eventuell für ihre Planeten.
Je nach Neugier und Wissen - und Geduld kann sich der Leser in all diese Prozesse vertiefen und seinem astronomischen Weltbild immer Neues hinzufügen. Dabei kommen auch die aktuellen Forschungen und Rätsel nicht zu kurz. Dass sie am Ende des Buches diskutiert werden, scheint folgerichtig, dass dabei aber auch die Generalfrage, "wie das Licht in die Welt kommt" so richtig erst zum Schluss beantwortet wird, muss man als Leser traurig hinnehmen.
Drei Millionen Jahre nach dem Urknall war es finster im Universum, und so blieb es 100 Millionen Jahre lang. Erst dann wurde mit den ersten Riesensternen das Licht angeknipst. Bis heute hat noch kein Astronom diese Objekte gefunden, aber man ist sich sicher, dass sie existiert haben. Man vermutet, und das ist fast schon Spekulation, dass bei ihrem Leuchten die sagenhafte dunkle Materie, aus der 90 Prozent des Universums besteht, eine wichtige Rolle spielt.
"Weißt Du wie viel Sterne stehen" ist ein fesselndes Buch über das aktuelle Wissen der Astronomie und der Astrophysik, das für jeden interessierten Leser im kommenden Internationalen Jahr der Astronomie ein hilfreicher Begleiter sein kann.
Rezensiert von Peter Kirsten
Harald Lesch/Jörn Müller: Weißt du, wie viel Sterne stehen? Wie das Licht in die Welt kommt
Verlag C. Bertelsmann, München 2008
320 Seiten, 19, 95 Euro