Singende Organisationstalente

Von Daniela Mayer · 17.04.2009
Volles Engagement und Organisationstalent: Das beweisen die Sängerinnen und Sänger der Kantorei "Dreiklang" in Wuppertal seit sieben Jahren. Als ihrer Kirchengemeinde 2002 das Geld für eine eigene Kantorei fehlte, gründeten die Mitglieder "Dreiklang e. V. ", ein Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Wuppertal. Seitdem organisieren und finanzieren die Mitglieder ihren Chor, ihre Konzerte und ihre Proben selbst.
Donnerstag, eine Woche vor Ostern. Punkt 19.30 Uhr. Im Saal der Thomaskirche in Wuppertal stehen 30 Sängerinnen und Sänger akkurat aufgereiht und voll konzentriert auf der rechten Seite des Proberaums und folgen mit ernsten Gesichtern den Anweisungen von Chorleiter Roland Schwark.

Die linke Seite des Saals ist noch leer. 30 unbesetzte Stühle stehen dort, versehen mit handgeschriebenen Namensschildern. Sie wurden aufgestellt für die stimmlich richtige Platzierung der restlichen Chormitglieder. Die erscheinen um Punkt 20 Uhr.

Es ist eine der letzten Proben für das große Konzert an Karfreitag. Über ein halbes Jahr haben die Sängerinnen und Sänger dafür an Bachs Matthäus-Passion gearbeitet. Das Werk erfordert zwei Chöre und damit die Aufteilung der Kantorei Wuppertal, schon während der Probe. Erst singen sich die Chöre getrennt ein.

Roland Schwark: "Und jetzt kommt die Probe mit allen zusammen."

Auch an diesem Donnerstag ist die schwierige Probe perfekt organisiert. Wie für fast alles Organisatorische bei der Kantorei "Dreiklang" sind dafür die Sängerinnen und Sänger wie Dieter Knipp verantwortlich.

Dieter Knipp: "Probenablaufplan erstellen in Absprache mit dem Chorleiter oder Konzertraum aussuchen, mit den ganzen Eintrittskarten erstellen, Parkplätze versuchen zu schaffen für die Zuhörer, diese ganze Sache drum herum, die machen wir. Um das vom Chorleiter fern zu halten."

Das freut Roland Schwark, der seinen Chor aber auch noch aus anderen Gründen schätzt.

Roland Schwark: "Zum einen singen sie einfach gut. Zum Zweiten, sie sind unglaublich gut organisiert. Das heißt, sie halten mir komplett den Rücken frei, so dass ich einfach nur Musik machen muss. Und darüber hinaus sind sie eine wunderbare Gemeinschaft, die ganz toll feiern kann. Ein wunderschöner Chor. "

Eine gut klingende und gut funktionierende Gemeinschaft. Und eine von der Kirche unabhängige. Anders als sonst üblich, gehört die Kantorei offiziell zu keiner einzelnen Kirchengemeinde. Sie ist Teil des unabhängigen Vereins "Dreiklang".

Den haben die Sängerinnen und Sänger der Kantorei gemeinsam mit einem Wuppertaler Gospelchor und einem Bläserkreis vor sieben Jahren gegründet. Weil es 2002 in ihrer Kirchengemeinde einfach kein Geld mehr gab, erinnert sich Gründungsmitglied Dorothee Philips.

Dorothee Philips: "Als der hauptamtliche Chorleiter nicht mehr weiter beschäftigt werden konnte, wegen der Finanznot in der evangelischen Kirche, haben wir einen Verein gegründet."

Und seitdem finanzieren die Mitglieder auch sämtliche Aktivitäten der Kantorei selbst. Durch die Beiträge und Spenden der Mitglieder aber auch durch Fördergelder und die Kartenverkäufe bei Konzerten. So kommen die nötigen Einnahmen für die Finanzierung des Chorleiters, der Proben und der regelmäßigen Stimmbildung zusammen. Kosten, die sonst auch die zugehörige Kirchengemeinde mit trägt. Eine enge Zusammenarbeit, zum Beispiel mit der Wuppertaler Thomaskirche, wo der Chor regelmäßig probt, gibt es aber trotzdem.

Roland Schwark: "Hier in der Kirche singen wir ab und zu im Gottesdienst. Also drei, - viermal im Jahr und machen ein A-Capella-Konzert und ein kleines Konzert. Und die großen oratorischen Konzerte machen wir irgendwo anders hier in Wuppertal. In der Herz Jesu Kirche waren wir auch schon öfters mal zu Gast."

Schließlich ist das Ziel des Vereins die Förderung der Kirchenmusik in ganz Wuppertal.
Daran orientiert sich auch das Repertoire.

Roland Schwark: "Anspruchsvolle Chormusik. Sowohl eben oratorisch als auch a-capella. Hier und da auch mal was Weltliches, aber in unserer Vereinssatzung haben wir uns der evangelischen Kirchenmusik verschrieben. Und im Wesentlichen halten wir uns auch daran."

So natürlich auch an Karfreitag.

In der Immanuelkirche präsentierten die Sängerinnen und Sänger vergangene Woche das Ergebnis ihrer intensiven Probenarbeit. Bachs Matthäus-Passion vor fast 600 Zuhörern. Wieder mal ein gelungenes und vollständig ausverkauftes Konzert der Kantorei "Dreiklang" in Wuppertal


Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.