Singend für- und miteinander
Sie reisen um die ganze Welt, proben Musicals im Broadwaystil und bringen sogar Kinderopern auf die Bühne: die Kinder und Jugendlichen des Schulchores Juventus Vocalis aus Rheinland-Pfalz.
"Einmal zuhören! Dann können wir schon fertig sein."
Nervös wuseln rund 50 Kinder vom Chor Juventus Vocalis - auf Deutsch klangvolle Jugend - durch die Konzerthalle. Anderthalb Stunden Probe liegen hinter ihnen, entsprechend hungrig stürzen sie sich auf die bereitgestellten Schokoküsse. Doch der große Auftritt - er steht zu diesem Zeitpunkt noch bevor:
"Und was habt ihr dann schon an? - Euer Touch-the-future-T-Shirts, gell?
Und was haben wir drunter?
Was heißt drunter?!
Also, ne Hose, oder …
Also bitte nicht ohne Hose kommen!"
Chorleiterin Judith Janzen scherzt mit den Kindern, kann aber auch streng sein. Schließlich stehen die Kleinen beim Festival "Touch the future" in Dannstadt-Schauernheim bei Mannheim mit Gastchören aus aller Welt auf der Bühne. Hunderte Kinder begegnen sich in zahlreichen Workshops. Gemeinsam singen, lachen und tanzen - das ist die Idee, die die gebürtige Kanadierin in den USA entdeckte und nach Deutschland holte:
"Und das hat mich total begeistert und tut es bis heute noch. Diese darstellenden Künste zusammenzubringen: Singen, Tanzen und Theater. Das ist das, was Juventus ausmacht und aufregend macht."
Mädchen: "Und es begann ein Schnurren und Fauchen, ein Scharren und Kratzen. Und aus den dunklen Ecken blitzten funkelnde Augen."
Ob eine Musicalszene aus "Cats" oder ein Kirchenlied aus der Renaissance - Judith Janzen, selbst Mitte 50, verlangt den Kindern im Alter von 4 bis 19 Jahren einiges ab. Das gilt nicht nur für die Großen, sondern auch schon für die Kleinen:
"Ist das ein fröhliches Lied oder ein trauriges?"
Ein fröhliches.
Aah, dann will ich was sehen! Sonst klingt’s auch traurig."
"Das ist mir das Wichtigste: Dass die wissen, dass ich sie lieb habe. Und dann kann ich mit meiner Unerbittlichkeit einen relativ weiten Weg gehen und einfach dran bleiben."
Kein leichter Job, insgesamt 110 Kinder von allen vier Chorabteilungen zu bändigen. Voller Elan sitzt die Kanadierin am Keyboard, zupft ihren brombeerfarbenen Strickpullover zurecht, fährt sich über die grau-weißen Haare und behält jedes Kind im Blick.
"Es wäre für mich entsetzlich, wenn ich sehen würde, dass da Kinder sitzen und ich sage: So, jetzt singen wir folgendes Lied. Und ich höre: Oh neeeee! Das gibt’s bei mir gar nicht."
Mädchen: "Eigentlich find ich sie ganz gut, aber manchmal ist es auch ein bisschen anstrengend, halt."
Junge: "Es ist auch cool, dass sie mit uns so schöne Lieder macht. Und dass sie auch mit uns so viele Lieder macht, ist voll toll."
Älteres Mädchen: "Dann ist einfach schön, mit anderen zusammen zu singen. Und auch diese Dreiklänge, oder dreistimmig zu singen - das macht Spaß und klingt auch toll."
Doch nicht nur die Kinder haben Spaß, auch die Eltern, die Gemeinde Dannstadt-Schauernheim und das Land Rheinland-Pfalz unterstützen den Chor, der seit 1987 besteht. Mit ehrenamtlichem Engagement und mit Spendengeldern. Denn jeder weiß: Was die Kinder auf der Bühne zeigen, ist hohes Niveau - und ihr Gesang berührt:
"Entweder sagen die Kinder: Boa, da war eine Frau. Der sind die Tränen nur übers Gesicht runtergelaufen. Es gibt aber auch genauso viele lustige Momente, wo die Leute sich vor Lachen kringeln könnten. Das alles versuchen wir abzudecken."
Und damit der Chor nicht nur stimmlich überzeugt, sondern auch tänzerisch, unterstützt Tanzpädagoge Ralph Frey die Chorleiterin. In der noch leeren Halle, die auch als Turnhalle für den Sportunterricht dient, übt er mit den Jugendlichen die Schrittfolgen. Gar nicht so leicht, denn noch besteht die Bühne nur aus Kreppbandstreifen, die der Hallenwart während der Proben auf den Boden klebt:
"Jetzt komm noch mal rein. Ich seh’ immer noch: Huch, mir ist das peinlich. Langsam. Genieß es! Höre zigtausend von Fotoapparaten klicken. Und!"
"Ich denk, dass ist der große Reiz, mit Kindern zu arbeiten. Also, dass man wenig mit vorgefertigten Konzepten kommen kann, sondern ganz spontan immer auf das reagieren muss, was von den Kindern zurückkommt. Das kann ganz toll sein - das kann aber auch genau das Gegenteil sein, also dass man wirklich denkt: Oh Gott, was mach ich jetzt eigentlich?! Weil die Kids innerhalb kürzester Zeit das eigene Konzept völlig über den Haufen geschmissen haben."
Doch nach mehr als drei Stunden Probe steht die Kinderschar auf der Bühne richtig. Tanzpädagoge Frey und Chorleiterin Janzen sind entspannt. Denn ihr Ziel ist schon längst aufgegangen:
"Einfach so viele Kinder wie möglich zu erreichen und diese Opportunity zu geben, so zu wachsen: dieses Füreinander, Miteinander. Also mein Leben ist nicht lang genug, um all die Stücke noch zu machen, die ich zu Hause auf dem Stapel habe."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
Nervös wuseln rund 50 Kinder vom Chor Juventus Vocalis - auf Deutsch klangvolle Jugend - durch die Konzerthalle. Anderthalb Stunden Probe liegen hinter ihnen, entsprechend hungrig stürzen sie sich auf die bereitgestellten Schokoküsse. Doch der große Auftritt - er steht zu diesem Zeitpunkt noch bevor:
"Und was habt ihr dann schon an? - Euer Touch-the-future-T-Shirts, gell?
Und was haben wir drunter?
Was heißt drunter?!
Also, ne Hose, oder …
Also bitte nicht ohne Hose kommen!"
Chorleiterin Judith Janzen scherzt mit den Kindern, kann aber auch streng sein. Schließlich stehen die Kleinen beim Festival "Touch the future" in Dannstadt-Schauernheim bei Mannheim mit Gastchören aus aller Welt auf der Bühne. Hunderte Kinder begegnen sich in zahlreichen Workshops. Gemeinsam singen, lachen und tanzen - das ist die Idee, die die gebürtige Kanadierin in den USA entdeckte und nach Deutschland holte:
"Und das hat mich total begeistert und tut es bis heute noch. Diese darstellenden Künste zusammenzubringen: Singen, Tanzen und Theater. Das ist das, was Juventus ausmacht und aufregend macht."
Mädchen: "Und es begann ein Schnurren und Fauchen, ein Scharren und Kratzen. Und aus den dunklen Ecken blitzten funkelnde Augen."
Ob eine Musicalszene aus "Cats" oder ein Kirchenlied aus der Renaissance - Judith Janzen, selbst Mitte 50, verlangt den Kindern im Alter von 4 bis 19 Jahren einiges ab. Das gilt nicht nur für die Großen, sondern auch schon für die Kleinen:
"Ist das ein fröhliches Lied oder ein trauriges?"
Ein fröhliches.
Aah, dann will ich was sehen! Sonst klingt’s auch traurig."
"Das ist mir das Wichtigste: Dass die wissen, dass ich sie lieb habe. Und dann kann ich mit meiner Unerbittlichkeit einen relativ weiten Weg gehen und einfach dran bleiben."
Kein leichter Job, insgesamt 110 Kinder von allen vier Chorabteilungen zu bändigen. Voller Elan sitzt die Kanadierin am Keyboard, zupft ihren brombeerfarbenen Strickpullover zurecht, fährt sich über die grau-weißen Haare und behält jedes Kind im Blick.
"Es wäre für mich entsetzlich, wenn ich sehen würde, dass da Kinder sitzen und ich sage: So, jetzt singen wir folgendes Lied. Und ich höre: Oh neeeee! Das gibt’s bei mir gar nicht."
Mädchen: "Eigentlich find ich sie ganz gut, aber manchmal ist es auch ein bisschen anstrengend, halt."
Junge: "Es ist auch cool, dass sie mit uns so schöne Lieder macht. Und dass sie auch mit uns so viele Lieder macht, ist voll toll."
Älteres Mädchen: "Dann ist einfach schön, mit anderen zusammen zu singen. Und auch diese Dreiklänge, oder dreistimmig zu singen - das macht Spaß und klingt auch toll."
Doch nicht nur die Kinder haben Spaß, auch die Eltern, die Gemeinde Dannstadt-Schauernheim und das Land Rheinland-Pfalz unterstützen den Chor, der seit 1987 besteht. Mit ehrenamtlichem Engagement und mit Spendengeldern. Denn jeder weiß: Was die Kinder auf der Bühne zeigen, ist hohes Niveau - und ihr Gesang berührt:
"Entweder sagen die Kinder: Boa, da war eine Frau. Der sind die Tränen nur übers Gesicht runtergelaufen. Es gibt aber auch genauso viele lustige Momente, wo die Leute sich vor Lachen kringeln könnten. Das alles versuchen wir abzudecken."
Und damit der Chor nicht nur stimmlich überzeugt, sondern auch tänzerisch, unterstützt Tanzpädagoge Ralph Frey die Chorleiterin. In der noch leeren Halle, die auch als Turnhalle für den Sportunterricht dient, übt er mit den Jugendlichen die Schrittfolgen. Gar nicht so leicht, denn noch besteht die Bühne nur aus Kreppbandstreifen, die der Hallenwart während der Proben auf den Boden klebt:
"Jetzt komm noch mal rein. Ich seh’ immer noch: Huch, mir ist das peinlich. Langsam. Genieß es! Höre zigtausend von Fotoapparaten klicken. Und!"
"Ich denk, dass ist der große Reiz, mit Kindern zu arbeiten. Also, dass man wenig mit vorgefertigten Konzepten kommen kann, sondern ganz spontan immer auf das reagieren muss, was von den Kindern zurückkommt. Das kann ganz toll sein - das kann aber auch genau das Gegenteil sein, also dass man wirklich denkt: Oh Gott, was mach ich jetzt eigentlich?! Weil die Kids innerhalb kürzester Zeit das eigene Konzept völlig über den Haufen geschmissen haben."
Doch nach mehr als drei Stunden Probe steht die Kinderschar auf der Bühne richtig. Tanzpädagoge Frey und Chorleiterin Janzen sind entspannt. Denn ihr Ziel ist schon längst aufgegangen:
"Einfach so viele Kinder wie möglich zu erreichen und diese Opportunity zu geben, so zu wachsen: dieses Füreinander, Miteinander. Also mein Leben ist nicht lang genug, um all die Stücke noch zu machen, die ich zu Hause auf dem Stapel habe."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.