Singen mit Aufnahmeprüfung

Von Marianne Allweiss |
Die Chorkids Illertissen sind mehr als ein normaler Schulchor. Hier soll das Singen nicht nur Spaß machen, sondern auch schön klingen. Dafür sorgen eine Aufnahmeprüfung, Tutorien für Neueinsteiger und Kurse in Stimmbildung.
Die Chorkids sind ein junger Chor mit jungen Schülern. Die derzeit 29 Mädchen und Jungen sind zwischen 11 und 16 Jahren alt.

Chorchef ist Michael Heinrichs. Musik- und Deutschlehrer am Illertisser Gymnasium, dem "Kolleg der Schulbrüder". Zwar gibt es noch andere Schulchöre in der bayerischen Kleinstadt, doch die Chorkids sind am bekanntesten.

Sie nehmen nämlich an Wettbewerben teil, geben Konzerte und haben sogar schon zwei CDs aufgenommen. Als Heinrichs den Chor vor sieben Jahren gründete, war er allerdings noch weit von seinem heutigen Erfolg entfernt.

Heinrichs: "Wir haben angefangen mit der Arbeit und direkt im Dezember desselben Jahres, 2001, sind wir auf große Reise gegangen nach Prag zum internationalen Wettbewerb der Weihnachtsmusik und dem Petr Eben-Preis. Das ging natürlich gnadenlos in die Hose, weil wir erst drei Monate Probenzeit hinter uns hatten und wir liefen da unter "ferner liefen"."

Bei diesem anspruchsvollen Wettbewerb landeten die Chorkids auf einem der letzten Plätze. Doch Chorleiter Heinrichs hatte der Ehrgeiz gepackt. Er probt nun länger mit seinen Schülern. Vor Auftritten sogar an den Wochenenden. Und auch eine Aufnahmeprüfung hat Heinrichs eingeführt. Die elfjährige Juliana hat das letzte Casting im Sommer bestanden.

Juliana: "Also wir haben ja alle "Oh, Du schöner Rosengarten" gesungen und ich hab dann noch "Die Gedanken sind frei" gesungen. Es war schon ein bisschen aufregend so vor Herrn Heinrichs und hinter Dir saßen dann die Tutorinnen und die haben Dich dann alle bewertet."

Michael Heinrichs bewertet nicht nur das Vorsingen. Auch die Schulnoten und das Sozialverhalten sollen stimmen. Damit die Chor-Neulinge schneller in den Chor hineinwachsen, gibt es drei Tutorinnen.

Diese erfahrenen Sängerinnen leiten eine wöchentliche Probe für die Neuen, die so genannten "Frischlinge". Dort bringen sie den Jungen das Repertoire der Chorkids bei. Denn das ist groß und besteht bei weitem nicht nur aus Unterhaltungsmusik.

Heinrichs: "Ich versuche, das Repertoire breit gefächert auszuwählen, um in jede Richtung mal etwas gemacht zu haben. Also sowohl in die Volksmusik-Richtung wie auch in künstlerisch anspruchsvolle Chorwerke speziell für einen gleichstimmigen Kinder- und Jugendchor."

Seit diesem Schuljahr gibt es außerdem noch eine Vorbereitungsklasse auf den Chor - die "Chorkiddies". Eine gesamte fünft Klasse führt Chorleiter Heinrichs zwei Stunden pro Woche in die Chorarbeit ein. Dafür bleiben die Nachwuchssänger eine Stunde länger in der Schule als ihre Parallelklasse. Damit die nächsten Frischlinge noch besser auf die Aufnahmeprüfung und das Singen im Chor vorbereitet sind.

Und noch eine Neuheit hat Heinrichs diesen Herbst begonnen:

Stimmbildung für alle Chorkids, in kleinen Gruppen – nach der Chorprobe. Ein ehrgeiziges Programm für die Elf- bis Sechzehnjährigen. Michael Heinrichs ist ein strenger Chorleiter. Aber mit Sinn für Humor, beteuern seine Tutorinnen.

Tutorinnen: "Wir machen halt immer kleine Pausen und dann kommt er wieder mit einem Lied, das uns allen gefällt. Und mit einem Witz."

Aber auch die Chorkids wissen, wie sie ihren Chef zum Lachen bringen und wie weit sie gehen dürfen. Auf dem letzten Probenwochenende überraschten sie ihn mit der selbstgedichteten "Heinrichs-Hymne".

Die Chorkids fahren zu Intensivproben, auf Chorlager und reisen zu ihren Partnerchören. Das festigt natürlich den Zusammenhalt. Und hilft, das Lampenfieber vor Auftritten gemeinsam auszuhalten.

Laura: "Grad vor Wettbewerben ist es schon extrem, gerade letztes Jahr. Ich glaub, ich wär fast umgekippt vor Aufregung. Weil: wir haben die Chöre vor uns gesehen. Meiner Meinung nach waren die richtig gut. Und wenn man dann da draußen steht und der Chor vor einem das letzte Lied singt, dann ist das Herzklopfen unbeschreiblich. Aber wir sind eine starke Gemeinschaft und wir wissen, dass wir uns auf die anderen verlassen können."


Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.