Sinfonische Musik

Minimale Orgel

Der Komponist Terry Riley
Der Komponist Terry Riley © Chris Felver
10.10.2014
Terry Riley, der Pionier der "minimal music" hat ein Orgelkonzert geschrieben. Das Werk entstand im Auftrag des Los Angeles Philharmonic Orchestra und des DSO Berlin. Jetzt wird es von Cameron Carpenter und dem Orchester in Berlin erstmals in Deutschland aufgeführt. Außerdem gibt es das d-Moll-Requiem von Luigi Cherubini.
Die Orgel ist die Königin der Instrumente - so sagt man in Europa. Denn sie hat über Jahrhunderte die christlichen Gottesdienste begleitet und dabei gehörig aufzuspielen gelernt, um Gott preisen zu können.
Orgeln gibt es allerdings in fast allen Musikkulturen: Aus Asien dürften sie stammen, wo man seit Jahrtausenden die Mundorgel spielt. Nach Asien hat auch Terry Riley stets geblickt, der "Erfinder" der minimal Music. Fünfzig Jahre ist es her, dass sein Stück "In C" erstmals gespielt wurde. Darin arbeiten sich (beliebig) viele Musikerinnen und Musiker an einer Grundidee ab: Wie spiele ich ein simples Muster in kleinen zeitversetzten Schritten mit möglichst großer Präzision und Hingabe, um minimale Abweichungen maschinengleich regelmäßig zu produzieren. Und bewahre mir dabei die größtmögliche Freiheit, aus meiner momentanen Eingebung schöpfen zu können.
In seinem Orgelkonzert "At the Royal Majestic" bringt Terry Riley nun nicht nur scheinbar unversöhnliche Musizierprinzipien zusammen, sondern streift mithilfe des Orgelklangs auch durch die Genres und Regionen. Jazz, Tanzmusik, Hinduismus und Kino-Wurlitzer-Sound und noch viel mehr bietet er - sogar eine "Orchestersuppe" will Riley seinem Publikum servieren.
Für Aufsehen und optische Reize sorgt an diesem Abend auch der Widmungsträger des Orgelkonzerts - Terry Rileys in Berlin lebender Landsmann Cameron Carpenter. Er ist ein moderner Paganini der Orgel, der mit drei Armen und drei Beinen zu spielen scheint, wenn er auf den Tasten des königlichen Instruments in halsbrecherischer Manier Werke spielt, für die ansonsten ein großes Orchester benötigt wird.
Der Dirigent Giancarlo Guerrero ist zum zweiten Mal zu Gast beim Deutschen Symphonie Orchester Berlin. Er hat für die zweite Hälfte des Konzerts ein geistliches Werk aus dem alten Europa ausgesucht - das zweite Requiem des Opernkomponisten Luigi Cherubini. Dieses sakrale Stück passt nicht nur musikalisch und inhaltlich zur Orgel, der Königin der Kirchenmusik, sondern scheint stellenweise eine Vorahnung der "minimal music" zu sein. Wenn Cherubini beispielsweise den Männerchor auf einem einzigen Ton Textpassagen der Totenmesse rezitieren lässt. Das DSO Berlin hat für den ansonsten recht anspruchsvollen Vokalpart die Herren des Prager Philharmonischen Chores eingeladen, die in der Einstudierung von Lukáš Vasile singen.
Giancarlo Guerrero ist Musikdirektor des Nashville Symphony Orchestra und Erster Gastdirigent des Cleveland Orchestra bei dessen jährlicher Residenz in Miami. Er hat viel Erfahrung mit zeitgenössischer US-amerikanischer Musik. Guerrero wurde in Costa Rica geboren und sammelte nach seinem Musikstudium in den USA wichtige Dirigiererfahrungen im venezolanischen Musikbildungssystem ›El Sistema‹.
Live aus der Philharmonie Berlin
Terry Riley
"At the Royal Majestic" Konzert für Orgel und Orchester
(Deutsche Erstaufführung, Auftragswerk des DSO)
ca. 20.40 Uhr Konzertpause, darin: Terry Riley im Gespräch mit Rainer Pöllmann
Luigi Cherubini
Requiem Nr. 2 d-Moll für Männerchor und Orchester
Cameron Carpenter, Orgel
Herren des Philharmonischen Chors Prag
Einstudierung: Lukás Vasile
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Giancarlo Guerrero