Sinfonische Musik

Apotheosen des Tanzes

Der mazedonische Pianist Simon Trpčeski
Der mazedonische Pianist spielte in Genf Prokofjews 3. Klavierkonzert © Simon Fowler/EMI Classics
18.01.2015
Das berühmteste Orchester der französischen Schweiz eröffnet das Neue Jahr mit zwei Werken, die die Zuhörer unruhig mit den Füßen scharren lassen werden, weil sie so tanzbar sind. Beethoven schrieb seine siebente Sinfonie in patriotischer Aufwallung, aber doch mit starkem Sinne für Rhythmen. Sergej Prokofjew wiederum gestaltete sein drittes Klavierkonzert als virtuosen Tastentanz.
Musikalischer Leiter des Abends ist am 7. Januar in der Victoria-Hall in Genf beim Orchestre de la Suisse Romande der Japaner Kazuki Yamada. Er hat vor vier Jahren das Orchester mit seinem sprühenden Debüt begeistert. Seitdem ist er als Erster Gastdirigent des Klangkörpers mehrfach in der Saison am Genfer See engagiert und hat auch schon einige hoch gelobte CDs mit den Schweizer Musikerinnen und Musikern eingespielt.
Natürlich versucht der 35 Jahre alte Künstler - wie einige andere seiner japanischen Kollegen - Musik aus seinem Geburtsland zu präsentieren. Seine Wahl fiel für dieses Abonnementkonzert zu Beginn des neuen Jahres auf das Orchesterstück "Star-Isle" des vielleicht bekanntesten japanischen Komponisten Toru Takemitsu. Das Werk bietet einen stimmungsvollen und farbenreichen Auftakt, der symbolisiert, wohin alle Musik letztlich strebt: Zu den Sternen.
Der mazedonische Pianist Simon Trpčeski spielt gern und häufig die Klavierkonzerte Sergej Prokofjews. Für seinen Genfer Auftritt hat er das populärste und am wenigsten schwierige Werk der fünfteiligen Gattungsreihe Prokofjews gewählt, das dritte Konzert. Das wurde 1922 vom Komponisten selbst in Chicago uraufgeführt und war wohl in seiner virtuosen Eingängigkeit zwischen Tanz und Arie darauf angelegt, Prokofjews Karriere als komponierender Tastenstar in Nordamerika zu befördern (in Konkurrenz zu Sergej Rachmaninow, der aber bereits einen uneinholbaren Vorsprung in Popularität und Leichtigkeit seiner Musik besaß). Vor allem in Old-Europe sorgte jedoch Prokofjews drittes Konzert für große Aufmerksamkeit für den Künstler, der mit seinen Werken aus jungen Jahren doch oft sein Publikum verstört hatte.
Simon Trpčeski wird in wenigen Tagen wieder in unserem Programm zu hören sein - die beiden jeweils ersten Klavierkonzerte von Sergej Prokofjew und Dmitrij Schostakowitsch wird er am 30. Januar 2015 in der Philharmonie Berlin spielen, zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung des finnischen Dirigenten Dima Slobodeniuk. Deutschlandradio Kultur überträgt dieses Konzert live.
Der zweite Teil bringt dann die Siebente Sinfonie Ludwig van Beethovens, deren ersten Satz Richard Wagner als "Apotheose des Tanzes" beschrieben hatte. Die siebente Sinfonie ist vielleicht auch diejenige Beethovens, die sich am unverkrampftesten hören lässt, obgleich sie im Rahmen eines patriotisch aufgeladenen Wiener Konzerts nach der Leipziger Völkerschlacht das Licht der Welt erblickt hatte. Tänzerische und melodiöse Leichtigkeit zieht sich durch das gesamte Werk. Selbst am Ende lässt Beethoven seine ansonsten häufig dominante bekenntnishafte Schwere vermissen.
Die junge Bettina von Arnim teilte dem Dichterkollegen Goethe mit, sie habe sich beim Anhören dieser Sinfonie vorgestellt, "den Völkern mit fliegender Fahne voranziehen zu müssen'. [...] So erscheint Beethovens A-Dur-Sinfonie [...] als sein großer Appell zur Völkerbefreiung." Nun - so tiefernst sollte man das Werk dann doch nicht auffassen.
Viktoria-Hall, Genf
Aufzeichnung vom 7. Januar 2015
Toru Takemitsu
"Star-Isle" für Orchester
Sergej Prokofjew
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Simon Trpčeski, Klavier
Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Kazuki Yamada