Sind Frauen zu feige für die Gleichberechtigung?
"Frauen und Männer sind hierzulande gleichberechtigt, heißt es. Doch das ist nur Theorie, nicht die Praxis. Im wirklichen Leben haben die meisten modernen Paare die Aufgaben untereinander geteilt wie die Eltern und Großeltern hübsch entlang der Geschlechtergrenzen."
Mit solchen Sätzen provoziert die Journalistin Bascha Mika in ihrem neuen Buch "Die Feigheit der Frauen", eine "Streitschrift wider den Selbstbetrug" – und dies ausgerechnet im Jahr des 100. Internationalen Frauentages, dessen Jubiläum am 8. März gefeiert wird. Ihre Analyse:
"Deutschland ist in Sachen Emanzipation finsteres Entwicklungsgebiet."
Die ehemalige Chefredakteurin der "taz" spart nicht mit Vorwürfen an die Frauen:
"Wir stolpern hinein in ein Leben, das wir so nie wollten. Wir rutschen in eine Beziehungsform, die wir für gestrig halten. Und solange Männer davon profitieren, werden sie den Teufel tun, uns auf ein paar Missverständnisse hinzuweisen."
Besonders die jungen, gut ausgebildeten Frauen hätten heutzutage die Wahl und landeten doch scharenweise in der alten Weiblichkeitsfalle.
"Keine Frau sagt: Ich will einen Beruf, mit dem ich mich, meine Kinder, meinen Mann, ein Haus, zwei Autos und den Urlaub für die Familie finanzieren kann. Sie sehen sich also unbewusst an der Seite von jemandem, der genug Geld verdient. Wissen Frauen noch immer nichts Besseres mit ihrem Leben anzufangen, als sich hinter dem Rücken ihrer Männer zu verkriechen? Und was hat diese Verkrümel-Mentalität mit ihrem Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben zu tun?"
Bascha Mika:
"Das Sein ist das Versorgtsein. Er verdient, sie ist versorgt. Aus die Maus!"
Damit zementierten die Frauen die Strukturen, die sie seit Jahrzehnten beklagen:
"Ihr Selbstbetrug hat eine private und eine politische Seite. Im Privaten nehmen sich Frauen durch ihre Verleugnungsstrategie die Chance, alternative Entscheidungen zu treffen. Sie nehmen sich aber auch gesellschaftliche Kraft, endlich für eine politische Kraft zu sorgen, die den Namen Gleichheit verdient."
Ihr Fazit:
"Nach 40 Jahren Geschlechtertheater müssen wir feststellen: Wir haben's vermasselt."
Sind die Frauen also an ihrer Situation selbst schuld? Sind Frauen zu feige für die Gleichberechtigung?
"Nee, sind sie nicht. Es gibt einfach mehr als strategische Pläne und Überlegungen","
entgegnet die Journalistin Gerlinde Unverzagt.
""Ich habe im Laufe meines Lebens gelernt: 'Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst, dann mache Pläne'. Man kann den Frauen doch nicht übel nehmen, dass sie heiraten und Kinder kriegen!"
Die vierfache Mutter ist Autorin unter anderem von Erziehungsratgebern. Bekannt wurde sie aber auch durch ihre Streitschrift "Das Lehrerhasserbuch" oder ihr Buch wider die "Supermuttis", die sie unter ihrem Pseudonym Lotte Kühn geschrieben hat.
"Natürlich beobachte auch ich diese Umstände, die zu dieser Traditionalisierungsfalle führen. Aber: Solange Männer die besseren Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen, solange ist es ökonomisch doch unsinnig, dass Frauen fordern, die Rollen zu tauschen und damit die Familie gefährden. Da muss man an die Rahmenbedingungen gehen und die heißen: Gleiches Geld und exzellente Kinderbetreuungsmöglichkeiten."
Warum sollten sich nicht auch Frauen mit einem Doktortitel entschließen dürfen, bei den Kindern zu bleiben? Auch das sei Freiheit.
"Was soll dieses Karriere-Gedöns? Was meinen wir damit? Sich selber versorgen können, das kann eine Kassiererin auch. Warum müssen Frauen nach oben, wenn sie es nicht wollen? Es kann auch ungeil sein, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Es kann doch durchaus sein, dass ich ein Kind habe und meine Freude daran habe, dass es wächst und gedeiht!"
Was ist für sie Gleichberechtigung?
"Erst einmal ein theoretisches Konstrukt: Wenn ich alles das tun kann, was ein Mann tun kann."
Ihr gefalle das Wort aber nicht, auch nicht das der Gleichstellung.
"Ich würde es eher Gleichwürdigkeit nennen, dass es kein Oben oder Unten gibt. Wenn ich etwas nicht tun kann, nur, weil ich eine Frau bin, dann geht mit das Messer in der Tasche auf."
Wo sieht sie die größten Hürden für die Gleichwürdigkeit der Geschlechter?
"Beim Geld, ganz klar. Ich danke meinen Wegbereiterinnen dafür, dass ich das Wahlrecht habe, ein eigenes Konto führen kann, für die Erlaubnis zur Abtreibung. Das alle sind Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben. Aber der nächste Schritt ist, dass Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer, für die gleiche Arbeit! Da würde ich mich glatt in meinem hohen Alter noch einmal in eine Plastiktüte zwängen und demonstrieren gehen."
"Sind Frauen zu feige für die Gleichberechtigung?"
Anlässlich des 100. Internationalen Frauentages diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Bascha Mika und Gerlinde Unverzagt. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Homepage von Gerlinde Unverzagt
Literaturhinweise:
Bascha Mika: "Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug", C. Bertelsmann, München 2011.
Gerlinde Unverzagt: "Supermuttis: Eine Abrechnung mit den überengagierten Müttern", Knaur Taschenbuch, München 2008.
"Deutschland ist in Sachen Emanzipation finsteres Entwicklungsgebiet."
Die ehemalige Chefredakteurin der "taz" spart nicht mit Vorwürfen an die Frauen:
"Wir stolpern hinein in ein Leben, das wir so nie wollten. Wir rutschen in eine Beziehungsform, die wir für gestrig halten. Und solange Männer davon profitieren, werden sie den Teufel tun, uns auf ein paar Missverständnisse hinzuweisen."
Besonders die jungen, gut ausgebildeten Frauen hätten heutzutage die Wahl und landeten doch scharenweise in der alten Weiblichkeitsfalle.
"Keine Frau sagt: Ich will einen Beruf, mit dem ich mich, meine Kinder, meinen Mann, ein Haus, zwei Autos und den Urlaub für die Familie finanzieren kann. Sie sehen sich also unbewusst an der Seite von jemandem, der genug Geld verdient. Wissen Frauen noch immer nichts Besseres mit ihrem Leben anzufangen, als sich hinter dem Rücken ihrer Männer zu verkriechen? Und was hat diese Verkrümel-Mentalität mit ihrem Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben zu tun?"
Bascha Mika:
"Das Sein ist das Versorgtsein. Er verdient, sie ist versorgt. Aus die Maus!"
Damit zementierten die Frauen die Strukturen, die sie seit Jahrzehnten beklagen:
"Ihr Selbstbetrug hat eine private und eine politische Seite. Im Privaten nehmen sich Frauen durch ihre Verleugnungsstrategie die Chance, alternative Entscheidungen zu treffen. Sie nehmen sich aber auch gesellschaftliche Kraft, endlich für eine politische Kraft zu sorgen, die den Namen Gleichheit verdient."
Ihr Fazit:
"Nach 40 Jahren Geschlechtertheater müssen wir feststellen: Wir haben's vermasselt."
Sind die Frauen also an ihrer Situation selbst schuld? Sind Frauen zu feige für die Gleichberechtigung?
"Nee, sind sie nicht. Es gibt einfach mehr als strategische Pläne und Überlegungen","
entgegnet die Journalistin Gerlinde Unverzagt.
""Ich habe im Laufe meines Lebens gelernt: 'Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst, dann mache Pläne'. Man kann den Frauen doch nicht übel nehmen, dass sie heiraten und Kinder kriegen!"
Die vierfache Mutter ist Autorin unter anderem von Erziehungsratgebern. Bekannt wurde sie aber auch durch ihre Streitschrift "Das Lehrerhasserbuch" oder ihr Buch wider die "Supermuttis", die sie unter ihrem Pseudonym Lotte Kühn geschrieben hat.
"Natürlich beobachte auch ich diese Umstände, die zu dieser Traditionalisierungsfalle führen. Aber: Solange Männer die besseren Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen, solange ist es ökonomisch doch unsinnig, dass Frauen fordern, die Rollen zu tauschen und damit die Familie gefährden. Da muss man an die Rahmenbedingungen gehen und die heißen: Gleiches Geld und exzellente Kinderbetreuungsmöglichkeiten."
Warum sollten sich nicht auch Frauen mit einem Doktortitel entschließen dürfen, bei den Kindern zu bleiben? Auch das sei Freiheit.
"Was soll dieses Karriere-Gedöns? Was meinen wir damit? Sich selber versorgen können, das kann eine Kassiererin auch. Warum müssen Frauen nach oben, wenn sie es nicht wollen? Es kann auch ungeil sein, 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Es kann doch durchaus sein, dass ich ein Kind habe und meine Freude daran habe, dass es wächst und gedeiht!"
Was ist für sie Gleichberechtigung?
"Erst einmal ein theoretisches Konstrukt: Wenn ich alles das tun kann, was ein Mann tun kann."
Ihr gefalle das Wort aber nicht, auch nicht das der Gleichstellung.
"Ich würde es eher Gleichwürdigkeit nennen, dass es kein Oben oder Unten gibt. Wenn ich etwas nicht tun kann, nur, weil ich eine Frau bin, dann geht mit das Messer in der Tasche auf."
Wo sieht sie die größten Hürden für die Gleichwürdigkeit der Geschlechter?
"Beim Geld, ganz klar. Ich danke meinen Wegbereiterinnen dafür, dass ich das Wahlrecht habe, ein eigenes Konto führen kann, für die Erlaubnis zur Abtreibung. Das alle sind Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben. Aber der nächste Schritt ist, dass Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer, für die gleiche Arbeit! Da würde ich mich glatt in meinem hohen Alter noch einmal in eine Plastiktüte zwängen und demonstrieren gehen."
"Sind Frauen zu feige für die Gleichberechtigung?"
Anlässlich des 100. Internationalen Frauentages diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Bascha Mika und Gerlinde Unverzagt. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Homepage von Gerlinde Unverzagt
Literaturhinweise:
Bascha Mika: "Die Feigheit der Frauen. Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug", C. Bertelsmann, München 2011.
Gerlinde Unverzagt: "Supermuttis: Eine Abrechnung mit den überengagierten Müttern", Knaur Taschenbuch, München 2008.