Simon Rattle wird 65

Kein Ruhestand in Sicht

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Nahaufnahme des britischen Dirigenten Sir Simon Rattle während einer Pause in der letzten Generalprobe vor der Saisonwiederaufnahme der Metropolitan Opera/Robert Carsen-Produktion von 'Der Rosenkavalier' (von Richard Strauss) im Lincoln Center's Metropolitan Opera House, New York, New York, 10. Dezember 2019.
Sir Simon Rattle bei Proben am 10. Dezember an der New Yorker Met. © Getty Images / Jack Vartoogian
Jens-Peter Marquardt · 19.01.2020
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Stardirigent Simon Rattle feiert seinen 65. Geburtstag. An Ruhestand denkt er jedoch nicht. Derzeit engagiert er sich für eine neue Konzerthalle seiner Londoner Symphoniker.
Simon Rattle ist zwar jetzt 65, aber an Ruhestand denkt er noch nicht. In London hat er noch Großes vor. Er will, dass seine Londoner Symphoniker irgendwann in einer neuen Konzerthalle spielen. Nicht mehr im brutalistischen Barbican. Er hat mit den Londonern inzwischen unter anderem in der Hamburger Elbphilharmonie gespielt und dort einen ganz anderen Klang kennengelernt:
"Londons Musikliebhaber verdienen einen Konzertsaal, in dem das Orchester aufblühen kann. Sie haben ja keine Ahnung, wie wunderbar die Londoner Symphoniker in einem großartigen Saal klingen."

Anfänge in Birmingham

Rattle hat es schon einmal geschafft, einem Orchester ein angemessenes Zuhause zu schaffen. In Birmingham, wo der Liverpooler 1980 im Alter von gerade einmal 25 Jahren die Leitung des damals vor der Pleite stehenden City of Birmingham Symphony Orchestra übernommen hatte. Rattle führte das Provinzorchester auf die internationale Bühne und bekam in Birmingham eine moderne Symphony Hall. Daran erinnerte er jetzt, als er sich kritisch zum Brexit äußerte:
"Es wird keine einfache Zeit für Musiker. Denn wir sind von Natur aus international. Es gab in der Kunst immer eine enge Anbindung an Europa. Die EU etwa hat damals die neue Konzerthalle in Birmingham mitfinanziert, was manche gern vergessen. Aber Musiker sind sehr anpassungsfähig. Und wir müssen nun das Beste daraus machen."
Blick von hinten auf den britischen Dirigenten Sir Simon Rattle während der letzten Generalprobe vor der Saisonwiederaufnahme der Metropolitan Opera/Robert Carsen Produktion von 'Der Rosenkavalier' (von Richard Strauss) im Lincoln Center's Metropolitan Opera House New York am 10. Dezember 2019.
Simon Rattle wurde in Berlin zum Weltstar.© Getty Images / Jack Vartoogian
Schon in Birmingham begeisterte der junge Dirigent nicht nur die Musikkritiker. Er schob Musikprojekte für behinderte Kinder an und förderte junge Komponisten.
Danach war Rattle fit für den Sprung in die erste Liga der internationalen Orchester. 2002 beerbte er Claudio Abbado an der Spitze der Berliner Philharmoniker. Und so wie er sich in Birmingham verabschiedet hatte, trat er auch in Berlin an. Mit seinem Lieblingskomponisten Gustav Mahler.

Berlin machte Rattle zum Weltstar

Berlin machte Simon Rattle endgültig zum Weltstar. Auch hier arbeitete er nicht nur für die Musikkritiker. Der preisgekrönte Film "Rythm Is It" zeigte sein großes Engagement, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus der deutschen Hauptstadt und aus 25 Nationen für die klassische Musik zu begeistern.
2017 rief dann London. Sir Simon, zu dem ihn die Queen längst gemacht hat, erklärte bei seinem Wechsel von der Spree an die Themse, die Leitung der Londoner Symphoniker werde sein letzter Job sein. Doch das heißt nicht, dass der Ruhestand jetzt in Sicht ist. Die Pläne für das neue Konzerthaus in London sind immer noch nicht über das Projektstadium hinaus gekommen. Es wird deshalb noch viele Jahre dauern, bis Rattle seine Mission in London erfüllt hat und wieder ganz bei seiner Familie in Berlin wohnen kann.
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