"Sie wird als Rumänin registriert"

Alexander Sahighian, der rumänische Übersetzer der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, sieht in der Themenwahl der Schriftstellerin den Hauptgrund dafür, warum sie bisher von vielen Rumänen und auch Rumäniendeutschen "nicht gemocht" wurde.
"Man murrte, dass sie über Sachen schrieb, die eigentlich seit langem schon abgeschrieben sind", sagte Sahighian am Freitag im Deutschlandradio Kultur. So erinnere man sich lieber nicht "an den eigenen Opportunismus" während der kommunistischen Diktatur: "Im Allgemeinen waren wir alle sehr opportunistisch." Bis heute spreche man nur sehr wenig darüber. Doch Herta Müller habe immer wieder daran erinnert, dass Diktatur "kein Spiel" sei, sondern "eine Katastrophe für die ganze Gemeinschaft."

Trotz der Vorbehalte in Rumänien habe der Literaturnobelpreis für Müller dort kaum frostige Reaktionen hervorgerufen - eher im Gegenteil. "Sie wird ( ... ) von vielen Rumänen jetzt als Rumänin registriert", so Sahighian. "Das heißt, wir haben endlich auch als Rumänen einen Nobelpreis erhalten - und zwar den ersten Nobelpreis!"