"Sie haben sehr geöffnete Finger"
Viele Menschen wollen - und sei es auch nur ein kleines bisschen - wissen, wie es um die Zukunft bestellt ist. Horoskope und Wahrsagerei sind vor allem als Begleiter ins neue Jahr verlockend. Chiromanten nennen sich Menschen, die aus der Hand lesen können. Ihre Kunst ist wieder groß im Kommen.
"... dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der Wahrsagerei ... der Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt."
(5. Buch Mose, Vers 10)
"Das ist streng genommen Betrug, weil sich der Schöpfer nicht so einfach in seine Karten schauen lässt."
"Und was Sie nicht wissen können, hier fange ich schon an zu lesen. Sie haben sehr geöffnete Finger. Sehen Sie das? Und diese geöffneten Finger sagen, dass Sie ein sehr offener Mensch sind und sehr zugänglich sind."
Termin beim Chiromantiker Klaus-Dieter Christen in Dessau-Rosslau. Im Wohnzimmer des 57-jährigen Ex-Berliners ist es hell, warm und gemütlich.
"Man guckt sich die Monde an. Hier haben wir viele, und wir haben auch fehlende Monde, ja. Und erstmal, dass die Monde groß sind, ist ein soziales Zeichen. Also sozial den Menschen gegenüberstehend, wie auch immer."
Mit der Christusstatue, den Onyxfischen, Flatscreen-Fernseher und der Couchgarnitur sieht es hier wenig anders aus als in etlichen deutschen Wohnzimmern. Mit einem Unterschied: hier liest Klaus-Dieter Christen professionell aus den Händen.
"Dann gehe ich weiter und schaue mit die Herzlinie an. Das ist der Saturn-Finger, und dass die da reinreicht, sagt mir, ein eigensinniger Mensch."
Die Handlesekunst oder Chiromantie geht auf die Hochkulturen Indiens, Babyloniens, Ägyptens und Assyriens zurück. Dabei sollen die Lebens-, Herz-, Kopf-, Schicksals-, Sonnen- und andere Linien dem Deuter zeigen, wer der Mensch mit den Händen vor ihm ist und was dessen Zukunft sein wird. So arbeitet auch Klaus-Dieter Christen heute. Er betont, dass er den Fragenden keine Angst machen möchte, sondern nur Anlagen, die er in den Händen sieht, aufzeigt.
"Jeder Mensch, der etwas älter ist, wird wissen, dass er einen roten Faden im Leben hat. Entweder habe ich Glück mit Partnerschaften, ich habe Glück mit der Gesundheit oder ich habe Glück mit Geld, dieser rote Faden, der begleitet uns das ganze Leben. Und damit müssen wir leben und fertig werden. Und genau deshalb ist Handlesen ganz wichtig um zu versuchen, den Menschen einen Tipp zu geben und sie auf den richtigen Weg zu bringen. Alles andere ist in unserer eigenen Verantwortung, und da bleibt es auch. "
Die Handleserei war schon immer im Fokus der christlichen Religion.
"Langes Leben ist in ihrer rechten Hand, in der linken ist Reichtum und Ehre." Spruch 3, 16
Um 1160 nach Christus schrieb ein englischer Mönch erstmalig über die Chiromantik. Im 16. Jahrhundert interpretierte Agrippina von Nettesheim die Hand als kosmisches Abbild, und im Barock war die Chiromantik Universitätslehrstoff. In unserer hochtechnischen aufgeklärten Zeit boomt die alte Chiromantik erneut. Doch warum? Eine Antwort auf die Frage gibt Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin.
"Wir leben ja in einer durch die Wissenschaften bestimmten Welt. Und die Wissenschaft gaukelt vor, alles kontrollieren zu können. Und genauso wie in den Naturwissenschaften so eine Kontrolle über die Umwelt vorgegaukelt wird genauso erhoffen sich viele Menschen eine Kontrolle über die Innenwelt, über das Seelenleben und auch über das Unberechenbare, über den Lebensverlauf, über das Schicksal. Und wer möchte nicht gerne wissen, was nächste Woche, was nächsten Monat, was nächstes Jahr passiert. Und da gibt es gerade im Bereich der esoterischen Lebenshilfe unglaubliche Versprechen und Zusagen"
Doch der Psychologe Utsch meint, dass es nicht ganz ungefährlich sein kann, diesen Weissagungen zu glauben.
"Weil Gedanken eben auch eine Macht bekommen können. Ich habe häufiger Menschen hier in der Beratung, die sagen, ich habe eine negative Prophezeiung bekommen, und das setzt mich jetzt sehr unter Druck, ich komme ins Grübeln, ich werde traurig, ich gerate unter Stress."
Die alten Überlieferungen zu den Handlinien sind die Grundlage für die Chiromantik. Daneben ist Handlesen aber auch eine psychologische Technik.
"Man kann nämlich mit Hilfe unbewusster Kommunikation genau erkennen, was eine Person eigentlich wünscht. Und man kann dann allgemeine Ursachen beschreiben, und durch ein bisschen Trick und Kommunikation können dann schon erstaunliche Aussagen getroffen werden. Die aber ganz allgemein sind und überhaupt keine Bedeutung haben."
"Die Bibel wendet sich gegen solche angeblich zuverlässigen Aussagen, weil sie im Grunde dazu einlädt, dem Schöpfer zu vertrauen und das, was auf einen zukommt in dieser vertrauensvollen Gelassenheit zu bewältigen. Wir wissen nicht, was morgen kommt. Und das Einzige, was uns bleibt, ist Loslassen und Vertrauen. Und in dieser Haltung der Zuversicht und dem gesunden Gottvertrauen kann man viel besser das Leben bewältigen als mit fragwürdigen Versprechen. "
"Auf aller Menschen Hand drückt Er sein Siegel, dass alle Menschen seine Taten spüren." (Buch Hiob 37, 7)
"Das ist der sogenannte Merkur. Merkur ist alles, was mit dem kommunikativen Bereich zu tun hat, aber auch mit Magen-Darm. Das ist diese Linie, die man hier sieht. Das heißt, für Sie wäre ganz wichtig eine vernünftige, ausgewogene Ernährung"
Wie präsent dieses Thema nicht nur bei uns ist, zeigt ein Verbot des ukrainischen Parlaments vom Januar 2012, nach dem dort Fernsehprogramme untersagt sind, die Weissagungen, Handlesen, Geisterbeschwörung, Kartenlegereien und ähnliches beinhalten. Für Klaus-Dieter Christen ist bei aller Skepsis das Deuten der Handlinien dennoch ein Weg zur Bewusstwerdung.
"Mein innerer Glaubensweg ist, das Leben was wir leben, das sollen wir bewusst leben. Erstens. Wir sollen anständig leben, und wir sollen was draus machen. Und ich denke, da ist auch drin, den Glauben, den man hat, zu vertreten."
Links auf dradio.de:
Ein Leben mit und für Gott
Auf den Spuren der ägyptischen Kopten
(5. Buch Mose, Vers 10)
"Das ist streng genommen Betrug, weil sich der Schöpfer nicht so einfach in seine Karten schauen lässt."
"Und was Sie nicht wissen können, hier fange ich schon an zu lesen. Sie haben sehr geöffnete Finger. Sehen Sie das? Und diese geöffneten Finger sagen, dass Sie ein sehr offener Mensch sind und sehr zugänglich sind."
Termin beim Chiromantiker Klaus-Dieter Christen in Dessau-Rosslau. Im Wohnzimmer des 57-jährigen Ex-Berliners ist es hell, warm und gemütlich.
"Man guckt sich die Monde an. Hier haben wir viele, und wir haben auch fehlende Monde, ja. Und erstmal, dass die Monde groß sind, ist ein soziales Zeichen. Also sozial den Menschen gegenüberstehend, wie auch immer."
Mit der Christusstatue, den Onyxfischen, Flatscreen-Fernseher und der Couchgarnitur sieht es hier wenig anders aus als in etlichen deutschen Wohnzimmern. Mit einem Unterschied: hier liest Klaus-Dieter Christen professionell aus den Händen.
"Dann gehe ich weiter und schaue mit die Herzlinie an. Das ist der Saturn-Finger, und dass die da reinreicht, sagt mir, ein eigensinniger Mensch."
Die Handlesekunst oder Chiromantie geht auf die Hochkulturen Indiens, Babyloniens, Ägyptens und Assyriens zurück. Dabei sollen die Lebens-, Herz-, Kopf-, Schicksals-, Sonnen- und andere Linien dem Deuter zeigen, wer der Mensch mit den Händen vor ihm ist und was dessen Zukunft sein wird. So arbeitet auch Klaus-Dieter Christen heute. Er betont, dass er den Fragenden keine Angst machen möchte, sondern nur Anlagen, die er in den Händen sieht, aufzeigt.
"Jeder Mensch, der etwas älter ist, wird wissen, dass er einen roten Faden im Leben hat. Entweder habe ich Glück mit Partnerschaften, ich habe Glück mit der Gesundheit oder ich habe Glück mit Geld, dieser rote Faden, der begleitet uns das ganze Leben. Und damit müssen wir leben und fertig werden. Und genau deshalb ist Handlesen ganz wichtig um zu versuchen, den Menschen einen Tipp zu geben und sie auf den richtigen Weg zu bringen. Alles andere ist in unserer eigenen Verantwortung, und da bleibt es auch. "
Die Handleserei war schon immer im Fokus der christlichen Religion.
"Langes Leben ist in ihrer rechten Hand, in der linken ist Reichtum und Ehre." Spruch 3, 16
Um 1160 nach Christus schrieb ein englischer Mönch erstmalig über die Chiromantik. Im 16. Jahrhundert interpretierte Agrippina von Nettesheim die Hand als kosmisches Abbild, und im Barock war die Chiromantik Universitätslehrstoff. In unserer hochtechnischen aufgeklärten Zeit boomt die alte Chiromantik erneut. Doch warum? Eine Antwort auf die Frage gibt Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin.
"Wir leben ja in einer durch die Wissenschaften bestimmten Welt. Und die Wissenschaft gaukelt vor, alles kontrollieren zu können. Und genauso wie in den Naturwissenschaften so eine Kontrolle über die Umwelt vorgegaukelt wird genauso erhoffen sich viele Menschen eine Kontrolle über die Innenwelt, über das Seelenleben und auch über das Unberechenbare, über den Lebensverlauf, über das Schicksal. Und wer möchte nicht gerne wissen, was nächste Woche, was nächsten Monat, was nächstes Jahr passiert. Und da gibt es gerade im Bereich der esoterischen Lebenshilfe unglaubliche Versprechen und Zusagen"
Doch der Psychologe Utsch meint, dass es nicht ganz ungefährlich sein kann, diesen Weissagungen zu glauben.
"Weil Gedanken eben auch eine Macht bekommen können. Ich habe häufiger Menschen hier in der Beratung, die sagen, ich habe eine negative Prophezeiung bekommen, und das setzt mich jetzt sehr unter Druck, ich komme ins Grübeln, ich werde traurig, ich gerate unter Stress."
Die alten Überlieferungen zu den Handlinien sind die Grundlage für die Chiromantik. Daneben ist Handlesen aber auch eine psychologische Technik.
"Man kann nämlich mit Hilfe unbewusster Kommunikation genau erkennen, was eine Person eigentlich wünscht. Und man kann dann allgemeine Ursachen beschreiben, und durch ein bisschen Trick und Kommunikation können dann schon erstaunliche Aussagen getroffen werden. Die aber ganz allgemein sind und überhaupt keine Bedeutung haben."
"Die Bibel wendet sich gegen solche angeblich zuverlässigen Aussagen, weil sie im Grunde dazu einlädt, dem Schöpfer zu vertrauen und das, was auf einen zukommt in dieser vertrauensvollen Gelassenheit zu bewältigen. Wir wissen nicht, was morgen kommt. Und das Einzige, was uns bleibt, ist Loslassen und Vertrauen. Und in dieser Haltung der Zuversicht und dem gesunden Gottvertrauen kann man viel besser das Leben bewältigen als mit fragwürdigen Versprechen. "
"Auf aller Menschen Hand drückt Er sein Siegel, dass alle Menschen seine Taten spüren." (Buch Hiob 37, 7)
"Das ist der sogenannte Merkur. Merkur ist alles, was mit dem kommunikativen Bereich zu tun hat, aber auch mit Magen-Darm. Das ist diese Linie, die man hier sieht. Das heißt, für Sie wäre ganz wichtig eine vernünftige, ausgewogene Ernährung"
Wie präsent dieses Thema nicht nur bei uns ist, zeigt ein Verbot des ukrainischen Parlaments vom Januar 2012, nach dem dort Fernsehprogramme untersagt sind, die Weissagungen, Handlesen, Geisterbeschwörung, Kartenlegereien und ähnliches beinhalten. Für Klaus-Dieter Christen ist bei aller Skepsis das Deuten der Handlinien dennoch ein Weg zur Bewusstwerdung.
"Mein innerer Glaubensweg ist, das Leben was wir leben, das sollen wir bewusst leben. Erstens. Wir sollen anständig leben, und wir sollen was draus machen. Und ich denke, da ist auch drin, den Glauben, den man hat, zu vertreten."
Links auf dradio.de:
Ein Leben mit und für Gott
Auf den Spuren der ägyptischen Kopten