Sicherung der Archive

Lediglich ein Prozent des Bundesarchivs digitalisiert

Blick auf Archivregale
Blick auf Archivregale © imago stock&people
Ralf Jacob im Gespräch mit Heidrun Wimmersberg · 16.01.2018
Die deutschen Archive stehen vor einer Mammutaufgabe: der Sicherung und Zugänglichmachung seiner Bestände durch die Digitalisierung. Doch die elektronische Erfassung der Bestände steht erst am Anfang, betont Archivverbandschef Ralf Jacob.
Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor knapp neun Jahren waren Historiker und Archivexperten entsetzt: Originaldokumente aus mehr als 1000 Jahren Kölner und rheinischer Geschichte versanken in Schutt und Grundwasser. In der Folge setzte eine Debatte um die Sicherheit der Archive ein, Digitalisierung ist dabei einer der Wege, historische Dokumente zu erfassen, zugänglich zu machen und natürlich auch zu sichern.

Neue Dimensionen für die Archivarbeit

Nach Einschätzung von Ralf Jacob, Vorsitzender des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare, stehen die Archive und Museen bei der Digitalisierung ihrer Bestände allerdings erst ganz am Anfang. "Selbst das Bundesarchiv hat im Moment eine Digitalisierungsquote von einem Prozent seiner Gesamtbestände."
Die deutschen Archive stießen hier in neue Dimensionen vor, sagte Jacob im Deutschlandfunk Kultur. Eine der großen Schwierigkeiten sei es, die Archivalien nicht einfach nur abzufotografieren, sondern sie mit allen Informationen über sie auch zu verknüpfen und zugänglich zu machen. "Dieses Aufbereiten bedingt einen großen und qualifizierten personellen Einsatz."

Ein Archiv ist wie eine Haftpflichtversicherung

Jacob appellierte dabei an die Landes- und Bundesbehörden, die zeitgeschichtlich zentrale Position der Archive durch die notwendige finanzielle Ausstattung auch zu würdigen. "Ein Archiv kann man umgangssprachlich mit einer Haftpflichtversicherung vergleichen: Im Endeffekt mag keiner die Prämienzahlungen, die er dafür leisten muss, aber im Schadensfall ist jeder von uns froh darüber, dass er diese Versicherung abgeschlossen hat und sie ihm zur Verfügung steht", sagte Jacob.
Enthalten in diesem Appell war auch die Würdigung der Archivarbeit und der breiten Nutzung und Zugänglichkeit der Archive: "Dieses sprichwörtliche Gedächtnis der Gesellschaft steht allen offen, es ist kein Herrschaftsprivileg, die Archive nutzen zu dürfen."
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