"Sich selbst treu bleiben"
Die Kritik hat den philippinischen Künstler Anthony Palomo einen Sozialrealisten genannt, der die Lebensumstände der armen Bevölkerung ins öffentliche Bewusstsein ruft. Er selbst sagt, er folge nur seiner Intuition. Seit über zehn Jahren lebt der philippinische Künstler von seinen Werken. Vor allem Ärzte, Anwälte und junge Sammler aus Manila kaufen seine Bilder.
"Ich mag das Unvollkommene der Kunst. Sie ist vollkommen unvollkommen. Das macht sie menschlich", sagt Anthony Palomo und dreht sich eine Zigarette. Ebenso unvollkommen und gewunden ist auch das Leben des philippinischen Künstlers verlaufen. Nach einem gescheiterten Studium der Ingenieurwissenschaften und einer zweijährigen Ausbildung im Werbefach geht er mit 26 noch einmal in Manila an die Universität, um Kunstwissenschaft zu studieren. Erst dort findet er zur Malerei.
"Als Student nahm ich an einem Malwettbewerb teil. Jeder durfte zwei Werke einreichen. Ich hatte bereits eines eingereicht, aber in der Nacht vor dem Abgabeschluss wollte ich aus einer Laune heraus noch mit einem weiteren teilnehmen. Ich habe einfach irgendetwas gemalt, und es war mir egal, ob es gewinnen würde. Und das Überraschende war: Dieses letzte Bild gewann den ersten Preis.
Das war so ein Moment, an dem ein Künstler endlich seine Intuition entdeckt und lernt, sie zu respektieren. Das ist wahrscheinlich die Stimme, die die meisten Künstler einzufangen hoffen: ihre Intuition."
Wieder und wieder malt Anthony Palomo in seinen frühesten Bildern Geiger, Gitarristen, Pianisten und Cellospieler, einzeln oder in der Gruppe. Wie sein amerikanisches Vorbild Andrew Wyeth benutzt er am liebsten Wasserfarben und bevorzugt erdige Braun-, Gelb- und Ockertöne in seinen Gemälden.
Anthony spielt selber Gitarre und wollte früher einmal Musiker werden. Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt, aber Musik spielt für den heute 46-jährigen auch in der Malerei immer noch eine große Rolle.
"Es ist sehr produktiv, beim Malen Musik zu hören. Besonders, wenn man noch darüber nachdenkt, was man eigentlich malen möchte. Das ist eine große Hilfe. Aber in den letzten paar Monaten genieße ich es auch einmal, gar nichts zu hören. Manchmal ist es gut, in der Stille zu malen."
Seine erste eigene Ausstellung hatte er 1994 in Manila. Sie zeigte Bilder, die vom Alltag in Kuala Lumpur erzählen. Wie viele Filipinos hat Anthony für ein paar Jahre in Übersee gearbeitet. Dort, in Malaysia, malt er nach seinem Studium für eine Baufirma Bilder auf die Innenwände von Gebäuden. Seine eigenen Gemälde aus dieser Zeit zeugen von der Tristesse eines Lebens allein in einem kleinen Zimmer, zwischen Bügelbrett, Telefon, einem kahlen Hausflur und den Bars der Umgebung.
Heute wohnt Anthony Palomo in San Isidro, einer kleinen Wohnsiedlung in der Nähe von Batangas City. Neben seinem Haus hat er sich statt einer Garage ein kleines Malstudio eingerichtet, so vollgestellt mit Schränken, Tischen, Farben und Leinwänden, dass kaum ein Platz zum Sitzen bleibt. Etliche Skizzen, Studien und Entwürfe liegen herum. Er wirft nichts weg, schließlich könnte es noch einmal für ein Gemälde gut sein. Fertige Bilder hat er im Augenblick keine hier. Die hängen in einer Galerie in Manila oder sind längst verkauft.
Als Anthony Ende der 90er aus Malaysia zurückkehrt, wird in Manila gerade die doppelstöckige Schnellstraße gebaut. Imposante Betonpfeiler, an deren Füßen die Arbeiter in einfachen Barracken hausen, ragen in den Himmel. Der Skyway inspiriert Anthony Palomo zu einer Bilderserie, aus der 1999 seine zweite Ausstellung entsteht: Concrete Resolutions.
"Ich habe nur gemalt, was ich beobachtet habe. Aber die Bilder wurden wahrgenommen als Sozialkritik, als würde ich eine Stellungnahme abgeben zur Regierung, die all diese großen Projekte verfolgt, dabei aber all die unterprivilegierten Filipinos missachtet, die kein vernünftiges Zuhause haben. Es schien gerade die richtige Zeit zu sein, diese Arbeiten zu zeigen."
An einem Kiosk in der Siedlung kauft er ein Feuerzeug und spendiert einen Ananassaft aus der Dose. Auf dem Rückweg spricht er von dem romantischen Ideal, selber durch die eigene Kunst als Person wachsen zu können, dass sie den Weg zu anderen Menschen findet. Geholfen hat ihm auf seinem Weg vor allem sein im Dezember 2008 verstorbener Mentor Bobi Valenzuela.
"Es geht nichts über einen Menschen, der dir den richtigen Weg zeigen kann, jemanden, der dir zeigt, wie du deine Karriere als Künstler entwickeln kannst. Damit du nicht nur schöne Bilder malst, sondern schöne und bedeutungsvolle Bilder. Oder, wenn du Glück hast, sogar wesentliche. So dass du deiner Kultur auch etwas zurückgeben kannst."
Bobi Valenzuela war es auch, der ihm eingeschärft hat, sich selbst treu zu bleiben. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb er nach 15 Jahren gerade seine Leidenschaft für das Musikmachen wiederentdeckt und wieder verstärkt Musiker malt.
"Bis jetzt bin ich sehr dankbar für das, was meine Kunst mir ermöglicht hat. Es befriedigt mich zu malen, weil es nicht nur meine materiellen Bedürfnisse deckt, sondern auch dafür sorgt, dass ich spirituell und emotional ein bestimmter Mensch sein kann und es mir einen Platz in der Gesellschaft zuweist. In dieser Hinsicht bin ich sehr gesegnet."
Service
Bilder von Anthony Palomo sind 2009 in zwei Ausstellungen in Manila zu sehen. Die erste läuft vom 14. März bis 5. Mai in der Galerie Manila Contemporary, die zweite startet im Oktober im Ayala Museum.
"Als Student nahm ich an einem Malwettbewerb teil. Jeder durfte zwei Werke einreichen. Ich hatte bereits eines eingereicht, aber in der Nacht vor dem Abgabeschluss wollte ich aus einer Laune heraus noch mit einem weiteren teilnehmen. Ich habe einfach irgendetwas gemalt, und es war mir egal, ob es gewinnen würde. Und das Überraschende war: Dieses letzte Bild gewann den ersten Preis.
Das war so ein Moment, an dem ein Künstler endlich seine Intuition entdeckt und lernt, sie zu respektieren. Das ist wahrscheinlich die Stimme, die die meisten Künstler einzufangen hoffen: ihre Intuition."
Wieder und wieder malt Anthony Palomo in seinen frühesten Bildern Geiger, Gitarristen, Pianisten und Cellospieler, einzeln oder in der Gruppe. Wie sein amerikanisches Vorbild Andrew Wyeth benutzt er am liebsten Wasserfarben und bevorzugt erdige Braun-, Gelb- und Ockertöne in seinen Gemälden.
Anthony spielt selber Gitarre und wollte früher einmal Musiker werden. Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt, aber Musik spielt für den heute 46-jährigen auch in der Malerei immer noch eine große Rolle.
"Es ist sehr produktiv, beim Malen Musik zu hören. Besonders, wenn man noch darüber nachdenkt, was man eigentlich malen möchte. Das ist eine große Hilfe. Aber in den letzten paar Monaten genieße ich es auch einmal, gar nichts zu hören. Manchmal ist es gut, in der Stille zu malen."
Seine erste eigene Ausstellung hatte er 1994 in Manila. Sie zeigte Bilder, die vom Alltag in Kuala Lumpur erzählen. Wie viele Filipinos hat Anthony für ein paar Jahre in Übersee gearbeitet. Dort, in Malaysia, malt er nach seinem Studium für eine Baufirma Bilder auf die Innenwände von Gebäuden. Seine eigenen Gemälde aus dieser Zeit zeugen von der Tristesse eines Lebens allein in einem kleinen Zimmer, zwischen Bügelbrett, Telefon, einem kahlen Hausflur und den Bars der Umgebung.
Heute wohnt Anthony Palomo in San Isidro, einer kleinen Wohnsiedlung in der Nähe von Batangas City. Neben seinem Haus hat er sich statt einer Garage ein kleines Malstudio eingerichtet, so vollgestellt mit Schränken, Tischen, Farben und Leinwänden, dass kaum ein Platz zum Sitzen bleibt. Etliche Skizzen, Studien und Entwürfe liegen herum. Er wirft nichts weg, schließlich könnte es noch einmal für ein Gemälde gut sein. Fertige Bilder hat er im Augenblick keine hier. Die hängen in einer Galerie in Manila oder sind längst verkauft.
Als Anthony Ende der 90er aus Malaysia zurückkehrt, wird in Manila gerade die doppelstöckige Schnellstraße gebaut. Imposante Betonpfeiler, an deren Füßen die Arbeiter in einfachen Barracken hausen, ragen in den Himmel. Der Skyway inspiriert Anthony Palomo zu einer Bilderserie, aus der 1999 seine zweite Ausstellung entsteht: Concrete Resolutions.
"Ich habe nur gemalt, was ich beobachtet habe. Aber die Bilder wurden wahrgenommen als Sozialkritik, als würde ich eine Stellungnahme abgeben zur Regierung, die all diese großen Projekte verfolgt, dabei aber all die unterprivilegierten Filipinos missachtet, die kein vernünftiges Zuhause haben. Es schien gerade die richtige Zeit zu sein, diese Arbeiten zu zeigen."
An einem Kiosk in der Siedlung kauft er ein Feuerzeug und spendiert einen Ananassaft aus der Dose. Auf dem Rückweg spricht er von dem romantischen Ideal, selber durch die eigene Kunst als Person wachsen zu können, dass sie den Weg zu anderen Menschen findet. Geholfen hat ihm auf seinem Weg vor allem sein im Dezember 2008 verstorbener Mentor Bobi Valenzuela.
"Es geht nichts über einen Menschen, der dir den richtigen Weg zeigen kann, jemanden, der dir zeigt, wie du deine Karriere als Künstler entwickeln kannst. Damit du nicht nur schöne Bilder malst, sondern schöne und bedeutungsvolle Bilder. Oder, wenn du Glück hast, sogar wesentliche. So dass du deiner Kultur auch etwas zurückgeben kannst."
Bobi Valenzuela war es auch, der ihm eingeschärft hat, sich selbst treu zu bleiben. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb er nach 15 Jahren gerade seine Leidenschaft für das Musikmachen wiederentdeckt und wieder verstärkt Musiker malt.
"Bis jetzt bin ich sehr dankbar für das, was meine Kunst mir ermöglicht hat. Es befriedigt mich zu malen, weil es nicht nur meine materiellen Bedürfnisse deckt, sondern auch dafür sorgt, dass ich spirituell und emotional ein bestimmter Mensch sein kann und es mir einen Platz in der Gesellschaft zuweist. In dieser Hinsicht bin ich sehr gesegnet."
Service
Bilder von Anthony Palomo sind 2009 in zwei Ausstellungen in Manila zu sehen. Die erste läuft vom 14. März bis 5. Mai in der Galerie Manila Contemporary, die zweite startet im Oktober im Ayala Museum.